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USA | Nach Angriff in der Schule: Nicht-binärer Teenager stirbt


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Nach Angriff in der Schule
Gemobbt und geschlagen: Jetzt ist Nex Benedict tot


Aktualisiert am 28.03.2024Lesedauer: 4 Min.
Der 16-jährige Teenager Nex Benedict verstarb nach einem Angriff durch Mitschülerinnen. Ob ein Zusammenhang mit dem Angriff besteht, wird noch ermittelt.Vergrößern des Bildes
Der 16-jährige Teenager Nex Benedict starb nach einem Angriff durch Mitschülerinnen. Ob ein Zusammenhang mit dem Angriff besteht, wird noch ermittelt. (Quelle: Gedenkseite für Nex Benedict)
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In den USA ist die geschlechtliche Identität von Jugendlichen ein Kulturkampf-Thema geworden. Ein Opfer ist Nex Benedict, 16 Jahre, aus Oklahoma.

Nex Benedict war fröhlich, gut in der Schule, brachte nur beste Noten nach Hause, liebte Tiere und das Onlinespiel Minecraft – und empfand für sich weder eine Beschreibung als Mädchen noch als Junge passend. Deshalb nutzte Nex aus Owasso, Oklahoma, für sich die Beschreibung nicht-binär.

Eigentlich eine sehr persönliche Entscheidung, doch in den USA ist das ein Politikum. Radikal-konservative bis rechtsextreme Aktivisten, Medien und Trump-Fans haben bereits seit Jahren die sexuelle Orientierung als Kulturkampf-Thema erkoren. Sie verneinen, dass es mehr als zwei biologische Geschlechter gibt. Dabei weiß wissenschaftliche Forschung, dass soziale Geschlechter weitaus vielfältiger sind. Das lassen Verfechter einer Zwei-Geschlechter-Ordnung nicht gelten.

Reichweitenstarke Social-Media-Accounts wie "Libs of TikTok" von der Influencerin Chaya Raichik verbreiten Aufrufe zu Hass-Stürmen auf Menschen, die sich für die Möglichkeit einsetzen, sexuelle Vielfalt zu leben. Vor zwei Jahren traf es einen Lehrer von Nex' Schule, der zuvor auf Social Media verkündet hatte, er würde queere Jugendliche auf ihrem Weg unterstützen. Er wurde nach einer Erwähnung auf "Libs of TikTok" mit Hass überschüttet, verließ schließlich die Owasso High School, die Nex Benedict besuchte. Nex war von dem Fall auch selbst sehr aufgewühlt, wie Nex' Mutter Sue Benedict jetzt erzählte.

Ein Angriff auf der Schultoilette

Es gehört Mut dazu, in einer solchen Umgebung zu seiner Nicht-Binarität zu stehen. Nex' Familie, die Cherokee-Wurzeln hat, stand hinter dem Teenager, ließ sich erklären, warum das Kind so entschieden hatte, unterstützte, wo sie konnte. In der Schule dagegen wurde Nex etwa ein Jahr lang von Mitschülerinnen gemobbt. Dabei konnten sich die Mobber durchaus im Einklang mit der Mehrheit wähnen: So hatte etwa der Staat Oklahoma 2022 ein Gesetz erlassen, das für Schulen nur noch männlich und weiblich markierte Toiletten erlaubte – mit dem Erlass, Schüler und Schülerinnen dürften nur die Klos aufsuchen, die ihrem in der Geburtsurkunde eingetragenen Geschlecht entsprächen.

Tragischerweise war die Schultoilette am 7. Februar 2024 auch der Ort, an dem Nex Benedict zusammen mit einer Freundin von drei älteren Mitschülerinnen körperlich attackiert wurde. Dabei gingen die angreifenden Mädchen ausgesprochen brutal vor. Sie schlugen Nex' Kopf mehrfach auf den Fliesenboden, bis Nex blutete.

Nach dem Angriff gingen Nex und die Freundin zur Krankenstation, die aber keinen Grund sah, einen Krankenwagen zu rufen oder die Polizei einzuschalten. Nex' Mutter wurde informiert, dann wurde das 16-jährige Kind nach Hause geschickt. Zuvor hatte die Schule gegenüber dem Opfer eine Suspendierung von zwei Wochen ausgesprochen.

Die Schule tat nichts

Dies empörte Nex' Familie, wie Mutter Sue dem "Independent" erzählte. Nex sei mit Verletzungen im Gesicht und an den Augen nach Hause gekommen, am Hinterkopf waren tiefe Kratzer zu sehen. Die Mutter brachte Nex dann selbst zum Arzt und zeigte den Vorfall bei der Polizei an. Der Arzt entließ Nex; mit Kopfschmerzen, die bis zum nächsten Tag andauerten.

Nachmittags wollte Nex mit der Mutter nach Tulsa fahren, doch Nex brach plötzlich mitten im Wohnzimmer zusammen, berichtet Mutter Sue. Sie rief sofort einen Krankenwagen. Als die Sanitäter eintrafen, hatte Nex aufgehört zu atmen. Auch im Krankenhaus konnte Nex nicht wiederbelebt werden und wurde für tot erklärt.

Während die Familie einen Zusammenhang mit dem gewalttätigen Angriff vermutet, etwa durch ein unentdecktes Blutgerinnsel im Gehirn, sehen die Polizeibehörden bisher offiziell keinen Zusammenhang mit der Tat. Dabei trägt zum Misstrauen bei, dass die Polizei zwar einen Untersuchungsbericht veröffentlichte – jedoch nur unvollständig. Sie beruft sich darauf, auf weitere Autopsie-Ergebnisse warten zu wollen. Nex' Familie hat nun angekündigt, eine eigene Autopsie in Auftrag zu geben. Die Ermittlungen dauern an.

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Am 19. Februar hielt die Abgeordnete Mauree Turner, Oklahomas einzige nicht-binäre Abgeordnete, eine Schweigeminute für Nex Benedict im Plenarsaal des Parlaments ab. Nicht alle Abgeordneten hielten sich an die Schweigeminute für das 16-jährige Kind. Turner erklärte hinterher: "Ich denke daran, wie ein Demokrat zu mir kam, nachdem ich den Nachruf von Nex im Plenarsaal gelesen hatte, und sagte: 'Nun, wir wissen nicht, ob Nex tatsächlich wegen der Schläge gestorben ist ...' Aber wir wissen es auf jeden Fall. Nex' Tod ist eine direkte Folge einer gescheiterten Verwaltung in einer öffentlichen Schule, die das Leben eines trans Schülers nicht wertschätzte. Eine gescheiterte Verwaltung, die von einer gescheiterten lokalen Regierung ermächtigt wurde, die eine offene Jagd in Oklahoma ermöglicht hat."

Der Anwalt der Familie erklärte: "Die Benedicts kennen die verheerenden Auswirkungen von Mobbing und Gewalt an Schulen nur zu gut und beten für eine sinnvolle Veränderung, bei der Mobbing ernst genommen wird und keine Familie eine weitere vermeidbare Tragödie erleben muss." Dem "Independent" sagt Mutter Sue: "Nex hatte ein Licht in sich, das so groß war, Nex hatte so viele Träume. Ich möchte, dass Nex' Licht weiterhin für alle leuchtet. Dieses Licht war so groß und hell und schön, und ich möchte, dass sich alle an Nex so erinnern."

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