US-Polizist wegen Mordes angeklagt
Ein erneuter Fall von Polizeigewalt gegen Schwarze schockt die USA: Ein zweites aufgetauchtes Video zeigt die Sekunden vor dem Tod von Walter Scott. Die Aufnahme vom 4. April stammt von der Kamera im Streifenwagen und zeigt eine auf den ersten Blick normale Verkehrskontrolle in North Charleston (South Carolina).
Polizist Michael Slager hat Scott wegen eines defekten Rücklichts angehalten und festgestellt, dass Scott keine Papiere für das Auto hat. Als der Beamte sich zurück in seinen Streifenwagen begibt, öffnet Scott für einen Augenblick die Tür seines Fahrzeugs, schließt sie aber kurz darauf wieder.
Kurz darauf öffnet Scott die Autotür ein zweites Mal - und flüchtet aus ungeklärten Gründen. Damit unterschreibt der 50-jährige Afroamerikaner sein Todesurteil.
Ein Zeuge filmt, wie Slager den Flüchtenden verfolgt und seine Waffe zieht. Schließlich feuert der 33-jährige Polizist acht Schüsse hinterrücks auf Scott ab.
Nachdem Scott hingefallen ist, geht der Polizist zu ihm und legt ihm Handschellen an. Dann geht er weiter und spricht in sein Funkgerät, während das Opfer regungslos am Boden liegt. Anschließend ist zu sehen, wie der Polizist etwas neben dem Körper des Angeschossenen fallen lässt - mutmaßlich seine Elektro-Betäubungswaffe.
Das Opfer sei fünfmal getroffen worden, viermal davon in den Rücken, berichtete die Charlestoner Zeitung "Post and Courier" unter Berufung auf den Anwalt der Familie des Getöteten. Die Bundespolizei FBI will den Fall nach Angaben des US-Justizministeriums in Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden untersuchen. Dieses Bild zeigt Ermittlungsbeamte am Tatort in der Stadt North Charleston.
Die Brüder des Erschossenen äußern sich auf einer Pressekonferenz. Einer der beiden sagt: "Wenn wir das Video nicht gesehen hätten, hätten wir dann die Wahrheit erfahren?" Aufgrund der Existenz des Videos als Beweisstück ruft die Mutter von Walter Scott auf der selben Pressekonferenz "Danke, Gott!" und "Halleluja!".
Der wegen Mordes angeklagte US-Poliziste Michael Thomas Slager gibt nach dem Vorfall an, er habe um sein Leben gefürchtet, nachdem ihm der Afroamerikaner bei einer Verkehrskontrolle seine Elektroschock-Waffe entrissen habe. Die Videoaufnahmen von der Tat zeigen allerdings, dass Slager offenbar nicht in Notwehr handelte.