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Zum journalistischen Leitbild von t-online.20 bis fast 40 Grad Wie bedrohlich sind die schwankenden Temperaturen?
Fast täglich ändern sich die Temperaturen: Mal steigen sie enorm, dann fallen sie wieder. Was genau bedeutet das für die kommenden Jahre?
In Deutschland ist seit Wochen extremes Wetter angesagt: Mal muss sich die Bevölkerung auf heiße Tage mit bis zu 40 Grad einstellen, dann weht wieder eine leichte Brise bei rund 20 Grad. Ist das der Zustand, an den wir uns in den kommenden Jahren gewöhnen müssen?
"Es gibt derzeit wirklich massive Unterschiede", erklärt Meteorologe Markus Boljahn vom Wetterdienst DTN im Gespräch mit t-online. Auf Sylt etwa reichte das Thermometer am Donnerstag nur an die 17/18 Grad heran. In Freiburg erwartete man hingegen bis zu 36 Grad. Das liege daran, dass eine Kaltfront über Deutschland schwebe, Polarluft komme im Norden an. Im Süden aber sei es die subtropische Luft, die für sehr warme Tage sorge. "Das gibt es sonst nicht so oft, dass die Temperaturen so auseinander gehen", so Boljahn.
Tägliche Schwankungen seien allerdings gar nicht so ungewöhnlich, erklärt der Meteorologe. "In unseren Breiten sind Wetterwechsel eher der Normalzustand, Beständigkeit ist selten." Inzwischen sei es aber zu etwas Besonderem geworden, dass die heißen Tage zunehmen und Saharaluft in Deutschland für hohe Temperaturen sorgt.
Deutlich längere Sommer erwartet
t-online-Wetterexpertin Michaela Koschak schätzt, dass sich Deutschland in den kommenden Jahren auf ein deutlich längeres "Sommerhalbjahr" einstellen muss. "Früher hatten wir in etwa jeweils drei Monate Frühling, Sommer, Herbst und Winter", sagt sie. Das werde sich bald ändern. Der Sommer werde dann womöglich von Mai bis September oder Oktober gehen. "Wir werden viel mehr richtig warme Tage haben und wahrscheinlich nur etwa einen Monat Übergang zum Winter." Auch die Winter werden wahrscheinlich deutlich milder, auch wenn die Wetterexpertin sehr kalte Tage nicht ausschließen will.
- Mehr als 30 Grad: Die Wettervorhersage für die kommenden Tage
Doch wie sieht die Lage eigentlich weltweit aus? Die Weltorganisation für Meteorologie hilft bei der Überwachung des Erdklimas auf globaler Ebene, um die bestmögliche wissenschaftliche Grundlage für Entscheidungen zu schaffen.
2021: 1,11 Grad wärmer als zuvor
Um zu beurteilen, ob ein bestimmter Tag, eine bestimmte Woche, ein bestimmter Monat oder ein bestimmtes Jahr wärmer oder feuchter als der Durchschnitt ist, verwendet die Organisation eine 30-jährige Basislinie, die "Klimatologischen Standardnormalwerte". Dabei handelt es sich um Durchschnittswerte klimatologischer Daten über einen Zeitraum von 30 Jahren.
So lag die globale Durchschnittstemperatur im Jahr 2021 um etwa 1,11 Grad (Plus von 0,13) über dem vorindustriellen Niveau. Das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen ist nach wie vor das Jahr 2016, in dem die globale Durchschnittstemperatur aufgrund einer Kombination aus einem starken El-Niño-Ereignis und der globalen Erwärmung um 1,29 Grad über dem vorindustriellen Niveau lag.
El Niño nennt man das Auftreten ungewöhnlicher, nicht zyklischer, veränderter Meeresströmungen im ozeanografisch-meteorologischen System (El Niño-Southern Oscillation, ENSO) des äquatorialen Pazifiks. Das Phänomen tritt in unregelmäßigen Abständen von durchschnittlich vier Jahren auf.
Mit jedem Jahr, das verstreicht, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass wir die 1,5 Grad-Untergrenze des Pariser Abkommens erreichen. Eine kontinuierliche Klimaüberwachung ist daher unerlässlich: Einerseits, um die Politik zur Eindämmung des Klimawandels zu ermahnen. Anderseits, um uns bei unseren Bemühungen um Anpassung an den Klimawandel zu unterstützen.
- Eigene Recherche
- public.wmo.int: "It's warmer than average. But what is average?" (englisch)
- Telefongespräch mit Markus Boljahn, Meteorologe des DTN, Telefongespräch mit t-online-Wetterexpertin Michaela Koschak