Foto-Serie: Die Wannsee-Konferenz vor 70 Jahren
Der 20. Januar 1942 ist ein Schlüsseldatum in der Geschichte des Holocaust. An diesem Tag treffen sich 15 hochrangige NS-Funktionäre, um die systematische Ermordung der Juden in Europa zu organisieren. Tagungsort ist die Villa Marlier am Wannsee in Berlin, ein 1914 errichtetes großbürgerlichen Privathaus. Es wird seit 1940 von der SS als Ferienheim für Angehörige der SS genutzt.
Eingeladen hat SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich, Chef des Sicherheitshauptamtes, Mitarbeiter von Heinrich Himmler und eine der grausamsten Führungspersonen im NS-Regime. Herman Göring hatte ihn im Juli 1941 mit der Gesamtplanung für die sogenannte "Endlösung der Judenfrage" beauftragt. 1942 stirbt Heydrich in Prag an den Folgen eines Attentats durch tschechische Widerstandskämpfer. Zur Vergeltung für seinen Tod macht die SS das Dorf Lidice dem Erdboden gleich und tötet alle Bewohner.
Das Protokoll der Geheimsitzung schreibt SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann. Dieser wird als Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt zentral mitverantwortlich für die Deportation und Ermordung von rund sechs Millionen Menschen. 1960 wird er vom israelischen Geheimdienst in Argentinien aufgespürt und nach Israel entführt, wo ihm vor dem Jerusalemer Bezirksgericht der Prozess gemacht wird. Eichmann wird zum Tode verurteilt und 1962 hingerichtet.
30 Exemplare verteilt Eichmann von seinem Protokoll - nur eines davon übersteht den Untergang des Dritten Reiches als wichtiges Zeugnis des nationalsozialistischen Völkermordes. Darin werden nicht nur die Teilnehmer der Wannsee-Konferenz benannt, sondern auch deutliche Worte sind schwarz auf weiß zu lesen, so etwa von der "Evakuierung nach dem Osten".
Das "Haus der Wannsee-Konferenz" ist seit 1992 eine Gedenkstätte. Die Konferenz in Berlin aber bedeutet nicht den Beginn der vom NS-Regime vorangetriebenen "Endlösung". Einen Wendepunkt markiert bereits der deutsche Angriff auf die Sowjetunion im Juni 1941. Von da an finden auf den von Deutschland besetzten Gebieten bereits Massenermordungen statt. Der Holocaust ist somit längst beschlossene Sache, er muss nur noch bürokratisch verankert und im Detail besprochen werden.
So werden hier und auf Nachfolgekonferenzen Fragen zu Kosten, Organisation und Durchführung des Holocaust erörtert. Die Konferenzteilnehmer diskutieren etwa über die Behandlung sogenannter "Mischlinge" ersten und zweiten Grades sowie von mit "Deutschblütigen" verheirateten "Volljuden". Auch Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie und die Übertragung von jüdischem Wohnraum an die deutsche Bevölkerung sind Themen.
Während die Nazi-Funktionäre über die Auslöschung der Juden in ganz Europa diskutieren, lassen unter anderem eine Gegenoffensive der Roten Armee und der Eintritt der USA ins Kriegsgeschehen einen deutschen Sieg in immer weitere Ferne rücken. Das führt zu einer umso radikaleren Forderung nach einer schnellen Endlösung.
In den folgenden Jahren wird der mörderischen Plan fortgesetzt bis kurz vor der Befreiung durch die Alliierten. Hier ein geheimes Dokument aus dem Jahre 1942 über die Evakuierung von Juden.