Kuscheln und streicheln Elefanten trösten sich gegenseitig
Elefanten
Zwar beobachten Menschen schon seit Jahrhunderten, dass Elefanten besonders intelligent sind und sich einander gegenüber mitfühlend verhalten. Doch die aktuelle Untersuchung liefert erstmals wissenschaftlich-empirische Belege für tröstendes Verhalten der Dickhäuter, wie es in dem Artikel heißt.
Der Leitautor der Studie, der Psychologe und Biologe Joshua Plotnik, beobachtete fast ein Jahr lang 26 in Gefangenschaft lebende Elefanten in einem Lager in Nordthailand. Dabei konzentrierten sich Plotnik und sein Team auf das Verhalten der Tiere, wenn eines von ihnen in eine Stresssituation geriet.
Elefanten streicheln gestresste Artgenossen
Solcher Stress konnte durch verschiedene Faktoren ausgelöst worden sein: etwa durch das Vorbeilaufen eines Hundes, das Auftauchen einer Schlange oder anderen potenziell gefährlichen Tieres oder auch durch die Gegenwart eines ruppig auftretenden anderen Elefanten. Wenn ein Elefant sich erschreckt, dann fährt er seine Ohren aus, sein Schwanz steht hoch oder rollt aus, und er gibt manchmal auch ein tiefes, grummelndes Geräusch oder Trompetentöne von sich, wie Plotnik berichtet.
Andere Elefanten reagierten auf das Stress-Verhalten, indem sie dem verschreckten Tier mit dem Rüssel das Gesicht streichelten oder ihm dem Rüssel in den Mund steckten. In vielen Fällen gaben sie dabei auch einen hohen, zwitschernden Laut von sich. "Ich habe diesen Ton nie gehört, wenn Elefanten alleine sind", sagt Plotnik. "Er bedeutet vielleicht soviel wie: 'Psst, es ist okay.'" Oft rückten die anderen Elefanten auch eng um das gestresste Tier zusammen, berichtet Plotnik, der an der Mahidol-Universität in Thailand lehrt.
Häufig Elefantenkühe im Einsatz
Experte Richard Lair kann die Erkenntnisse nach mehr als 30 Jahren Beobachtung der Tiere in Thailand bestätigen: "Elefanten verhalten sich in Stresssituation ganz erstaunlich ähnlich wie Menschen", sagt der Berater des thailändischen Elefantenschutzzentrums. "Ein Mensch tröstet einen anderen, in dem er etwa den Arm um ihn legt und beruhigend auf ihn einredet. Auch Elefanten bieten gestressten Artgenossen Nähe, berühren sich mit dem Rüssel, reiben sich aneinander und machen beruhigende Geräusche."
Nach Lairs Erfahrung sind besonders weibliche Dickhäuter als Tröster im Einsatz. Die besondere Zuwendung könne sich über Tage hinziehen, hat er beobachtet, je nachdem, was den Elefanten aufgewühlt habe. "Wenn eine Elefantenkuh etwa ihr Baby verliert, dauern die Stresssymptome länger und auch das tröstende Verhalten." Elefanten zählten seit langem neben Primaten und Walen zu den intelligentesten Tieren der Welt, betont Lair.
Verhalten ähnelt menschlicher Art
Die Studie von Plotnik zeige, dass Elefanten selber verängstigt sind, wenn sie einen verängstigten Artgenossen sehen, sagt Ko-Autor Frans de Waal, ein Psychologe von der Emory University im US-Bundesstaat Georgia. Die Elefanten versuchten dann, das gestresste Tier zu beruhigen - ähnlich wie Menschen oder auch Schimpansen, die Artgenossen in solchen Situationen in den Arm nehmen.
Insgesamt ist tröstendes Verhalten in der Tierwelt nach Angaben der Forscher aber ein eher seltenes Phänomen. Empirische Belege dafür waren zuvor nur bei Menschenaffen, Hunden und bestimmten Rabenvögeln gefunden worden.