Ukraine: Das Schicksal der Julia Timoschenko
Seit Oktober 2011 ist die die frühere Regierungschefin der Ukraine, Julia Timoschenko, hinter Gittern. Wegen angeblichen Amtsmissbrauchs wurde sie zu sieben Jahre Haft verurteilt. Derzeit muss sie sich in einem zweiten Verfahren wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung verantworten. Beide Prozesse gelten als politisch motiviert.
Doch Timoschenko ist schwer krank: Sie leidet an einem Bandscheibenvorfall.
Es gibt Berichte, dass Timoschenko im Gefängnis geschlagen und misshandelt wurde - hier zeigt die 51-Jährige ihre blauen Flecken. Deshalb fürchtet sie sich vor ukrainischen Ärzten.
Das Drama um die ukrainische Demokratie beginnt im November 2004: Das Land wählt einen neuen Präsidenten. In einer Stichwahl tritt der von Russland unterstützte Ministerpräsident Viktor Janukowitsch ...
... gegen den Oppositionskandidaten Viktor Juschtschenko an. Dieser wird während des Wahlkampfs mit Dioxin vergiftet, wie sich später herausstellt. Das Gift hinterlässt tiefe Narben in seinem Gesicht.
Sowohl Janukowitsch als auch Juschtschenko erklären sich zum Wahlsieger, Beobachter werfen jedoch dem amtierenden Präsidenten massive Wahlfälschungen vor. Juschtschenko ruft daraufhin seine Anhänger zum Protest auf: Dies ist der Auftakt zur Orangenen Revolution. Nach wochenlangen Protesten siegt der Oppositionsführer Ende Dezember 2004 knapp in einer zweiten Stichwahl.
Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Der neue Präsident Juschtschenko jubelt gemeinsam mit seiner politischen Weggefährtin Julia Timoschenko über den Sieg.
Juschtschenko macht Timoschenko, deren Markenzeichen ihr traditionell geflochtener Zopf wird, zu seiner Ministerpräsidentin. Doch die enge Freundschaft währt nicht lange.
Schon im September 2005 spaltet sich das orangene Lager. Juschtschenko entlässt Ministerpräsidentin Timoschenko und wirft ihr Korruption vor. Stattdessen wird der wiedererstarkende Janukowitsch Ministerpräsident unter Juschtschenko. Dieser gilt als persönlicher Feind Timoschenkos.
Doch Timoschenko kämpft und erreicht 2007 mit hauchdünner Mehrheit ihre Wiederwahl zur Ministerpräsidentin der Ukraine.
In dieser Funktion unterschreibt Timoschenko 2009 die Gasverträge, die ihr später zum Verhängnis werden sollen. Russland hatte sich mit der Ukraine über die Gaspreise zerstritten und schließlich die Lieferungen ganz eingestellt. Timoschenko einigt sich daraufhin mit dem russischen Präsidenten auf einen Vertrag, mit dem sich ihr Land lange bindet.
Dann kommt die Präsidentschaftswahl Im Februar 2010. Diesmal setzt sich Janukowitsch durch. Er wird Präsident der Ukraine. Unter seinem Zepter sind die politischen Freiheiten im Land eingeschränkt, Menschenrechtsverletzungen sind an der Tagesordnung.
Und er geht umgehend gegen seine Rivalin vor. Weil sei bei den Gasverträgen mit Russland angeblich zum Nachteil der Ukraine verhandelt haben soll, zerrt er sie vor Gericht.
Während der Fußball-EM 2012 sitzt Timoschenko noch immer hinter Gittern. Viele Politiker bleiben den Spielen deshalb aus Protest fern.
Im Dezember 2012 erhöht die Europäische Union den Druck auf die Ukraine. Die EU-Außenminister machen zur Bedingung für die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens, dass die Janukowitsch-Regierung "sich unverzüglich mit den Fällen von politisch motivierten Verurteilungen befasst und weitere Schritte zur Justizreform unternimmt".
Die EU will durchsetzen, dass Timoschenko freigelassen wird oder zur Behandlung nach Deutschland ausreisen darf. Doch die Ukraine sperrt sich dagegen. Im November 2013 lehnt das Parlament alle sechs Gesetzesänderungen für eine Ausreise der Oppositionsführerin ab.