Norbert Röttgen: Von "Muttis Klügstem" tiefen Fall
Norbert Röttgen war ganz schnell, ganz hoch in die Karriereleiter aufgestiegen und ebenso rasant wieder gefallen. Er war einer der wenigen Minister, die von der Kanzlerin Angela Merkel persönlich gefeuert wurden. Und doch tritt er nun an, im Kampf um den CDU-Parteivorsitz.
Sein ganzes Leben hat Norbert Röttgen in seiner Heimat dem Rhein-Sieg-Kreis verbracht. 1984 legte er dort sein Abitur ab. In Bonn studierte er von 1984 bis 1989 Rechtswissenschaften. Im Jahr 2001 folgte die Promotion – eine Qualifikation, die ihm unter anderem den spöttischen Namen "Muttis Klügster" einbrachte.
Noch in seiner Schulzeit,1982, trat Röttgen in die CDU ein. Bei der Jungen Union (JU) wurde er 1992 zum Vorsitzenden des Landesverbands Nordrhein-Westfalen gewählt. Zwei Jahre später, zog er in den Deutschen Bundestag, dem er bis heute angehört. Seine Wähler waren ihm dabei stets treu: Bei jeder folgenden Wahl, wurde er direkt ins Parlament gewählt.
Im Juni 2006 wurde er zum neuen Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) gewählt. Parallel wollte Röttgen sein Amt als Fraktionsgeschäftsführer aufgeben, jedoch sein Abgeordnetenmandat bis zum Ende der Wahlperiode 2009 behalten – damit stieß er auf Kritik. Röttgen erklärte darum seinen Verzicht auf den BDI-Vorsitz, woraufhin er 2006 erneut zum Fraktionsgeschäftsführer gewählt wurde.
Im Februar 2005 wurde Röttgen erster Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, im Oktober 2009 trat er dann das Amt als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit an – sein Wunschkabinett.
2010 bis Juni 2012 war Röttgen Vorsitzender des CDU-Landesverbandes Nordrhein-Westfalen, von November 2010 bis Dezember 2012 war er zudem stellvertretender Bundesvorsitzender der CDU Deutschlands.
2012 trat Röttgen als CDU-Spitzenkandidat zur Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an und kassierte mit 26,3 Prozent die härteste Niederlage der Landesgeschichte. Seine Konkurrentin Hannelore Kraft (SPD) gewann die Wahl für sich.
Norbert Röttgen trat noch am selben Abend der Wahlniederlage zurück und nahm die Verantwortung auf sich – doch es half nichts. Am Mittwoch richtete sich die Kanzlerin Angela Merkel an die Presse: "Ich habe heute Vormittag mit dem Herrn Bundespräsidenten gesprochen, und ich habe ihm gemäß Artikel 64 des Grundgesetzes vorgeschlagen, Norbert Röttgen von seinen Aufgaben als Bundesumweltminister zu entbinden, um so in diesem Amt einen personellen Neuanfang möglich zu machen." Norbert Röttgen wurde gefeuert.
Doch Norbert Röttgen gab nicht auf. Bereits kurz nach seiner Niederlage wurde er stellvertretendes Mitglied im Auswärtigen Ausschuss des Deutschen Bundestags. Im Januar 2014 übernahm er den dortigen Vorsitz. Als Außenpolitiker hat er sich so einen Namen gemacht.
Nach dem Rücktritt von Annegret Kramp-Karrenbauer gab Norbert Röttgen im Februar 2020 als erster seine Kandidatur um den Parteivorsitz bekannt.