Deutschland und Frankreich: Von Erzfeinden zu Verbündeten
1918: In einem Eisenbahn-Salonwagen wird der Waffenstillstandsvertrag zwischen Deutschland und den Westmächten Frankreich und Großbritannien nahe der Stadt Compiègne unterschrieben. Damit endet faktisch der Erste Weltkrieg, bei dem Millionen Menschen ihr Leben verloren haben.
Bei der Pariser Friedenskonferenz wird 1919 dann der Friedensvertrag von Versailles vor allem von Frankreich, Großbritannien und den USA ausgearbeitet. Mit seiner Unterzeichnung endet der Erste Weltkrieg auch offiziell, der Völkerbund wird begründet. Deutschlands muss die alleinige Verantwortung für den Kriegsausbruch übernehmen.
Vorkämpfer der Versöhnung: Zusammen mit seinem französischen Amtskollegen Aristide Briand (l.) setzt sich der deutsche Außenminister Gustav Stresemann für eine Verbesserung der Beziehungen der beiden Länder ein. Ergebnis sind die Verträge von Locarno, Deutschland erklärt darin unter anderem seinen Verzicht, auf eine kriegerische Änderung seiner Grenze zu Frankreich. 1926 erhalten Briand und Stresemann den Friedensnobelpreis. Seit 1933 Hitler Deutschland reagiert verschlechterten sich die Beziehungen der beiden Staaten wieder. Bis 1939 der Zweite Weltkrieg ausbricht.
Nach dem deutschen Überfall auf Polen erklären Frankreich und Großbritannien Deutschland 1939 den Krieg. Allerdings besiegt die Wehrmacht die französische Armee, am 22. Juni 1940 unterschreiben das Deutsche Reich und Frankreich schließlich den zweiten Waffenstillstand von Compiègne. Adolf Hitler will Revanche für die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg nehmen: Er besteht darauf, dass dieser Vertrag im selben Eisenbahn-Salonwagen unterzeichnet wird, in dem 1918 die deutsche Delegation den Waffenstillstand unterzeichnete.
Als Zeichen des Triumphs über den "Erzfeind" Frankreich posiert Hitler 1940 auch vor dem Eiffelturm in Paris. Der deutsche Diktator blieb allerdings nur rund zwei Stunden in der französischen Hauptstadt.
Berlin, 5. Juni 1945: Nach der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht regieren die Siegermächte des Zweiten Weltkrieges Deutschland: Frankreich erhält ebenfalls den Status einer Siegermacht. Der französische General Jean de Lattre de Tassigny, der Britische Marschall Bernard Montgomery, der Sowjet Marschall Georgi Schukow und der amerikanische General Dwight Eisenhower beraten über das Schicksal Berlins
Die Boyenstraße in Berlin: Frankreich erhält auch in Berlin eine Besatzungszone, ebenso wie die die USa, Großbritannien und die Sowjetunion.
Am 25. März 1957 unterzeichnen Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande in Rom die Römischen Verträge. Damit ist der Grundstein für die spätere Gründung der Europäischen Union geschaffen. Mit Deutschland und Frankreich sitzen ehemalige Feinde nun als Partner an einem Tisch. Bundeskanzler Konrad Adenauer ist für Deutschland vor Ort.
Am 22. Januar 1963 unterzeichnen Bundeskanzler Konrad Adenauer und der französische Staatspräsident Charles de Gaulle im Pariser Élysée-Palast den Vertrag der Deutsch-Französischen Freundschaft.
Hände halten für den Frieden:1984 besuchen der deutsche Bundeskanzler Helmut Kohl und der französische Staatspräsident François Mitterrand einen deutschen Soldatenfriedhof. Während einer Feierstunde zum Gedenken an die Gefallenen beider Weltkriege streckt Mitterrand die Hand nach Kohl aus, der ergreift diese. Das Bild geht als Symbol der Versöhnung in die Geschichte ein.
Aus Verbündeten werden Freunde: Der französische Präsident Jacques Chirac und Bundeskanzler Gerhard Schröder initiieren 2003 anlässlich des 40. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrags 1963 den "Deutsch-Französischen Tag".
2018: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron gedenken in Compiègne der Opfer des Ersten Weltkrieges. Arm in Arm stehen sie an dem Ort, wo Deutsche und Franzosen sich einst als Feinde gegenüberstanden.