Soldaten im Kongo setzen Vergewaltigung als Waffe ein
Die Vereinten Nationen erfassen in den Konfliktregionen im Kongo jeden Tag zwei Fälle sexueller Gewalt. Immer mehr Überlebende versuchen, sich dagegen zu wehren.
Der Kongolese John K. erzählt von einem Überfall im Wald. "Es waren 15 Rebellen. Sie schlugen mich nieder und traten auf meinen Rücken ein. Meine Freunde zogen sie ins Gebüsch und griffen sie sexuell an. Dann war ich an der Reihe. Mein Rücken tut bis heute so weh."
Der Südsudanese Francsua sagt, dass viele Männer ähnliches Leid wie die Frauen durchmachen.Er erzählt: "Sie schlugen uns und töteten meinen Vater. (...) Ich war in einem schrecklichen Zustand, überall war Blut. Da wusste ich, dass ich fliehen musste." Er lebt heute in Uganda.
Drei Tage lang saß Baraka in einem Untergrundgefängnis im Kongo fest. "Für diese drei Tage, in denen sie mich versteckt hielten, bedienten sie sich an meinem Körper ohne mein Einverständnis", sagt er. "Du lagst neben toten, faulenden Körpern und sie zwingen Männer, Sex mit Männern zu haben."
John aus Burundi zeigt seine Narben. Er sagt, er schwebt bis heute in Gefahr. Bei Protesten im Jahr 2015 wehrte er sich gegen seine Regierung – und wurde dafür verhaftet und gefoltert. Er entkam nach Uganda, doch auch da fühlt er sich nicht sicher. "Ich wurde hier von Regierungsanhängern angegriffen." Trotzdem wolle er als Aktivist anderen Betroffenen helfen.
Lucia kommt aus einem kleinen Dorf im Ostkongo. Sie erzählt: "Ich bin eine kongolesische Staatsbürgerin, für die das Leben seit meiner ersten Vergewaltigung im Alter von 13 Jahren ein Albtraum ist. Ich ging mit meiner Familie zu einer Hochzeit in Bunyakiri und während ich Wasser aus dem Fluss holte, wurden meine Freundinnen und ich vergewaltigt. Ich habe die Männer nicht zählen können."
Ihre Freunde nennen sie Taty: Sie gibt Überlebenden sexueller Gewalt Orientierung und Inspiration. Und sie vertritt sie offiziell im Kongo. "Sie (die Kämpfer) können jederzeit kommen und dein Land einnehmen", sagt sie. "Dieses Land, auf dem wir jetzt sitzen – wenn sie die Mineralien wollten, würden sie kommen und sie sich mit Gewalt nehmen."
Das Dorf der Kongolesin Jolainne wurde einmal pro Woche von Rebellen oder Soldaten überfallen. "Eines Nachts standen bewaffnete Männer vor meinem Haus in Kabare. An diesem Tag war ich an der Reihe; Mein Herz zersprang, als sie die Tür aufbrachen. Ich wurde von vier Mitgliedern dieser Bande vor meinem Mann und meinen Kindern sexuell missbraucht."
Tina verbirgt ihr Gesicht hinter einem Schal. Die Kongolesin hat acht Monate als Sex-Sklavin überlebt. "Sie zwangen mich, Alkohol zu trinken und ich musste alles rauchen, was sie mir gaben. Irgendwann hörte ich auf zu sprechen, ich weiß immer noch nicht warum. Doch eines Tages konnte ich fliehen." Ihre Vergewaltiger wurden bis heute nicht strafrechtlich verfolgt.
Doktor Mukwege ist der Gründer des Panzi-Krankenhauses und der Panzi-Stiftung. Er und sein Team helfen Frauen im Kongo schon seit den 1990er Jahren. Er hat einen ganzheitlichen Ansatz entwickelt, der von psychosozialer Betreuung, medizinischer Chirurgie bis hin zu Finanzierungsplänen reicht.
Diese drei Frauen arbeiten in den Operationssälen des Panzi-Krankenhauses. Meist operieren sie Fisteln oder reparieren weibliche Genitalien. Ihr Chef, Dr. Mukwege, geht von mehr als 400.000 Vergewaltigungen pro Jahr im Kongo aus.
Die Bilder von Josh Estey zeigen die Stärke hinter dem Schweigen der Überlebenden sexueller Gewalt. Die Zeugenaussagen helfen, die Verbrechen der Täter für immer festzuhalten.
Die weltweite Vernetzung und internationale Organisationen helfen den Betroffenen. So machen sich etliche Hilfsorganisationen für vergewaltigte Frauen in Afrika stark.
Tatiana Mukanire ist ein Beispiel dafür, dass viele Menschen im Kongo trotz all des Leides Stärke zeigen. Sie zeigt ihr Gesicht stellvertretend für all die Überlebenden, die es aus Furcht verbergen.