Foto-Serie: Die Navy Seals
Die Navy Seals sind eine Elite-Einheit des US-Militärs. Die Truppe operiert im Verborgenen, die Identität der Soldaten bleibt geheim. Eine hochqualifizierte und zu allem entschlossene Kampfgruppe mit der Lizenz zum Töten.
Ursprünglich waren die Soldaten der US Marine unterstellt und sollten bei Missionen auf See oder in Küstengebieten eingesetzt werden. Doch der Begriff SEAL - zusammengesetzt aus den Wörtern Sea, Air, Land (Meer, Luft, Boden) - verdeutlicht es bereits: Die Spezialkräfte sind für die unterschiedlichsten Kampfeinsätze perfekt ausgebildet. Heute steht die Einheit unter dem Kommando des Joint Special Operations Command und umfasst neun Kampfgruppen mit insgesamt etwa 2300 Elitesoldaten.
Oftmals finden die Einsätze in einer völkerrechtlichen Grauzone statt. Dementsprechend unterliegen die Operationen strenger Geheimhaltung. Die Seals handeln nur auf Befehl des Präsidenten, ohne Wissen des Parlaments. Das Einsatzspektrum reicht von der "amphibischen Aufklärung", der Verminung von Hafenanlagen und Sabotageakten an der Küste...
...über spektakuläre Rettungs- und Befreiungsaktionen wie etwa die des Gouverneurs von Grenada im Jahr 1983...
...bis hin zu gezielten Anti-Terroreinsätzen. So erschoss etwa Team Six der Navy Seals am 2. Mai 2011 den Al-Kaida-Führer Osama bin Laden in seinem Versteck im pakistanischen Abbottabad. Mit der knappen Feststellung "Geronimo killed in action" meldete Kommandant William McRaven nüchtern, dass der meistgesuchteste Mann der Welt gefunden, überwältigt und getötet worden sei.
Längst nicht jeder kann Mitglied der Navy Seals werden. Die Aufnahmeprüfung ist berüchtigt und extrem hart. Man müsse imstande sein, "sehr, sehr viele physische Schmerzen auszuhalten", so Paul Tharp, ein Ausbilder der Seals. Über 80 Prozent der Bewerber scheitern.
Die Bewerber stammen vorwiegend aus den Einheiten der Army Rangers, Recon Marines oder der Delta Force und haben bereits eine entsprechende Spezialausbildung hinter sich. In der ersten, sogenannten "Hell Week" werden die Kandidaten durch Training und Schlafentzug an ihre persönliche Leistungsgrenze gebracht.
Nur wem die körperlichen Torturen und der permanente Psycho-Stress nichts ausmacht, kommt weiter. Schwere Verletzungen der Kandidaten sind an der Tagesordnung, es soll sogar schon Todesfälle gegeben haben. Wer nicht mehr kann, kann jederzeit aussteigen: Er muss nur dreimal an eine Messingglocke schlagen, dann darf er gehen - unter den verächtlichen Blicken seiner Mitbewerber.
Zur "Hell Week" gehört auch ein Bad im eiskalten Wasser, und das stundenlang: Wer keine Selbstdisziplin kennt, hat bei der Truppe nichts verloren.
Ein tagelanger Gewaltmarsch durch unwegsames Gelände und nur insgesamt vier Stunden Schlaf in sechs Tagen - die ersten völlig entkräfteten Rekruten leiden da bereits an Halluzinationen. Eine außerordentliche Kondition und eiserner Durchhaltewillen gelten als selbstverständliche Voraussetzung, um die erste Hürde der Aufnahmeprüfung zu überstehen.
Erst dann folgt eine 26-wöchige Kampfschwimmerausbildung.
Zur Ausbildung gehört auch der Umgang mit Kleinst-U-Booten wie dem SDV, mit dem die Elitekämpfer unbemerkt an Land gelangen sollen. Entsprechend ihrem breitgefächerten Einsatzprofil haben die Seals Zugriff auf die gesamte Waffentechnik der USA sowie alle weltweit verfügbaren Waffenmuster.
Wenn schließlich auch noch das mehrwöchige Sprung- und Fallschirmtraining erfolgreich gemeistert wurde, kann das eigentliche, 15-wöchige "Seal Qualification Training" beginnen.
Nachdem die Grundausbildung abgeschlossen ist, wird der Bewerber einem Team zugewiesen und es beginnt ein 18-monatiges Vertiefungstraining. Erst danach ist der Soldat ein vollwertiges Mitglied der Seals und darf an Einsätzen teilnehmen.
Die Elitekämpfer arbeiten in sehr kleinen, selbständig agierenden Teams. Ihre Einsätze dienen der "unkonventionellen Kriegführung". Das bedeutet verdeckte Operationen im gegnerischen Land, unter anderem Guerilla-Aktionen hinter den feindlichen Linien, psychologische Kriegführung und Sabotage.
Da die Seals nur in kleinen Teams operieren, haben sie eine geringe Feuerkraft, und können, wenn sie von gegnerischen Einheiten entdeckt werden, leicht aufgerieben werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Spezialeinheit unentdeckt bleibt und dass immer eine Rückzugsmöglichkeit besteht.
Unbemerkt anschleichen, blitzschnell zuschlagen und dann wieder verschwinden - mit dieser Strategie haben die Navy Seals schon häufig Erfolg gehabt. Doch zu ihrem Codex zählt auch, über ihre fast immer tödlichen Einsätze hartnäckig zu schweigen. "Offiziell existiert Team Six überhaupt nicht", sagt der ehemalige Seal Craig Sawyer mit einem breiten Grinsen.