Jean-Claude Juncker: Leidenschaftlicher Europäer, umtriebiger Spaßvogel
Die Berufung: Jean-Claude Juncker blickt auf viele Jahre als Berufspolitiker zurück. 1982 wurde er Staatssekretär in Luxemburg, drei Jahre später Premier- und Finanzminister des Großherzogtums. 2013 verlor er sich nach einem Geheimdienst-Skandal und Neuwahlen als damals dienstältester Regierungschef Europas seinen Posten.
Der Europäer: 2014 wurde Juncker dann Chef der Europäischen Kommission. Dabei machte er nicht nur als leidenschaftlicher Europäer auf sich aufmerksam, sondern auch mit allerhand Klamauk. Seine Art der Politik machte ihn zu einem Menschenfänger, mit dem er sogar US-Präsident Donald Trump besänftigte.
Der Direkte: So begrüßte er 2015 den ungarischen Präsidenten Victor Orban mit den Worten "Hallo Diktator". Orban stand bereits damals für seine autoritäre Politik in der Kritik. Auch heute noch spart Juncker nicht deutlichen Worten in Richtung ungarische Regierung.
Liebe Grüße: Küsschen für Frankreichs Präsident Macron, eine Ohrfeige für den griechischen Regierungschef Alexis Tsipras: Für seine außergewöhnlichen Begrüßungen ist Juncker in ganz Europa gefürchtet. Die Staatschefs nehmen es ihm nicht krumm.
Am Telefon: Bei einer Pressekonferenz in Ägypten bimmelte plötzlich Junckers Mobiltelefon. Seine Reaktion? "Wer hat diese Dinger bloß erfunden?". Am Apparat war seine Frau. Hunderte Zuschauer sahen zu, wie er das Handy beiseite legte und sagte: "Es war nur die übliche Verdächtige"
Der Imitator: In seine Zeit als EU-Chef fiel das große Brexit-Drama. Auch hier erlaubte sich Juncker einige Späße. Zum Beispiel auf Kosten von Premierminister Theresa May. Als die in der Heimat wegen ziemlich hölzerner Tanzversuche Schlagzeilen machte, imitierte Juncker das bei einem Brexit-Gipfel.
Der Wütende: Juli 2017, die Flüchtlingskrise spitzt sich zu, Kommissions-Chef Juncker soll eine Rede im EU-Parlament halten. Doch nur 30 Abgeordnete erscheinen. Zu viel für Juncker: "Das Parlament ist lächerlich", empört er sich in einem Wutausbruch. Und zeigt, dass er trotz aller Späße mit Leidenschaft für Europa eintritt.
Harter Verhandler: 2018 bestimmte der Streit um Strafzölle die Beziehungen zwischen den USA und Europa. Juncker reiste nach Washington. Und brachte US-Präsident Trump zum Einlenken.
Braucht Hilfe: Nach einem schweren Autounfall 1989 lag Juncker zwei Wochen lang im Koma. Er musste das Gehen neu erlernen und hat deshalb immer wieder Probleme. Beim Nato Gipfel in Brüssel 2018 wurde er von zwei Kollegen gestützt.
Der Ewige: Auch nach seinem Ausscheiden als Kommissions-Chef bleibt Juncker der EU erhalten: Er übernimmt den Posten des "ehemaligen Präsidenten". "Man hätte mich sonst auch aus dem Kommissionsgebäude heraustragen müssen", sagte er.