So soll die neue EU-Kommission aussehen
Ursula von der Leyen, Deutschland: Die Christdemokratin (60) war die Überraschungskandidatin der EU-Staats- und Regierungschefs und wurde Mitte Juli vom EU-Parlament mit knapper Mehrheit zur Kommissionspräsidentin gewählt.
Margrethe Vestager, Dänemark: Die Liberale (51) wollte selbst Kommissionspräsidentin werden – und bekommt nun als "exekutive Vizepräsidentin" eine besondere Stellung. Sie wird für Wettbewerb und Digitales zuständig sein.
Frans Timmermans, Niederlande: Der Sozialdemokrat (58) wollte ebenfalls Kommissionschef werden. Der ehemalige niederländische Außenminister ist schon seit 2014 Erster Vizepräsident. Die besonders wichtige Rolle soll er behalten, auf Augenhöhe mit Vestager. Er wird sich in von der Leyens Team um die Klimapolitik kümmern.
Josep Borrell, Spanien: Der Sozialist (72) wird EU-Außenbeauftragter und ebenfalls Vizepräsident der EU-Kommission. Der Ökonom ist seit Juni 2018 spanischer Außenminister.
Janusz Wojciechowski, Polen: Der 64-Jährige gehört zur rechtskonservativen Regierungspartei PiS. Er war ursprünglich Richter und leitete lange den polnischen Rechnungshof, bevor er 2004 EU-Abgeordneter wurde. Ihm wird das Ressort Landwirtschaft zugeteilt.
Adina Valean aus Rumänien erhält die Abteilung Verkehr: Sie war seit 2007 Europaabgeordnete der liberal-konservativen PNL-Partei. Die studierte Mathematikerin ersetzt Rovana Plumb; die erste rumänische Kandidatin war wegen finanzieller Interessenkonflikte vom Europaparlament gestoppt worden.
Oliver Varhelyi (47) soll Kommissar für Nachbarschaft und Erweiterung werden. Der ungarische Diplomat gehört zwar nicht der Fidesz-Partei von Viktor Orban an, gilt aber als loyaler Anhänger des ungarischen Regierungschefs. Einige Abgeordnete befürchteten bei ihm eine zu große Nähe zu Orban. Varhelyi war zum Zeitpunkt seiner Nominierung der ungarische EU-Botschafter. Orbans erste Wahl, Laszlo Trocsanyi, lehnten die EU-Abgeordneten ebenfalls wegen finanzieller Interessenskonflikte ab.
Didier Reynders, Belgien, wird zuständig sein für Justiz und Rechtsstaatlichkeit: Der Liberale (61) ist seit 2011 belgischer Außenminister. Zuvor war er viele Jahre Finanzminister und Vize-Premier.
Marija Gabriel, Bulgarien, bekommt das Ressort Innovation und Jugend: Die 40-Jährige ist seit Juli 2017 als jüngstes Mitglied der EU-Kommission unter Jean-Claude Juncker für das Ressort Digitale Wirtschaft und Gesellschaft zuständig.
Der frühere Unternehmer und Minister Thierry Breton (64) soll Kommissar für den Binnenmarkt werden. Er war bis Ende Oktober Geschäftsführer des französischen IT-Dienstleisters Atos. Von 2002 bis 2005 leitete er den französischen Telekommunikationsriesen France Télécom. Von 2005 bis 2007 war er Wirtschafts- und Finanzminister. Die erste Nominierte, Sylvie Goulard, war wegen laufender Ermittlungen in einer Scheinbeschäftigungsaffäre abgelehnt worden.
Margaritis Schinas, Griechenland: Der Jurist (57) ist seit 1990 Karrierebeamter bei der EU-Kommission – unterbrochen von 2007 bis 2009 durch ein Mandat als EU-Abgeordneter der konservativen Partei Nea Dimokratia. Verantwortung tragen wird er für den Schutz der europäischen Lebensweise. Damit übernimmt er die Bereiche Migration, Sicherheit, Beschäftigung und Bildung.
Phil Hogan, Irland: Der Christdemokrat (59) ist seit 2014 EU-Agrarkommissar. Anfang der 1980er Jahre hatte der Ökonom vorübergehend den Bauernhof seiner Familie geführt, bevor er Parlamentsabgeordneter und später unter anderem Umweltminister wurde. Nun übernimmt er in der Kommission die Abteilung Handel.
Paolo Gentiloni, Italien: Der Sozialdemokrat (64) war in Italien mehrfach Minister und schließlich von 2014 bis 2016 Regierungschef. Nun erhält der das Ressort Handel.
Valdis Dombrovskis, Lettland: Der Christdemokrat (48) übernimmt Wirtschaft, Finanzdienstleistungen und Kapitalmarktunion. Er ist seit 2014 einer der Kommissionsvizepräsidenten, zuständig für den Euro. Vorher war er von 2009 bis 2013 lettischer Regierungschef.
Johannes Hahn, Österreich, kümmert sich zukünftig um den EU-Haushalt und die Verwaltung: Der konservative ÖVP-Politiker (61) ist schon seit zehn Jahren EU-Kommissar, zuletzt zuständig für Nachbarschafts- und Erweiterungspolitik mit Blick auf den Westbalkan.
Maros Sefcovic aus der Slowakei soll sich um interinstitutionelle Beziehungen kümmern: Der 53-Jährige ist seit 2009 Mitglied der EU-Kommission und seit 2010 einer ihrer Vizepräsidenten. Zuletzt war er für die Energieunion zuständig.
Vera Jourova, Tschechien: Die 55-Jährige ist EU-Kommissarin für Justiz, Verbraucherschutz und Gleichstellung. Sie erhält das Ressort Werte und Transparenz.
Kadri Simson aus Estland erhält das Ressort Energie: Die frühere Wirtschaftsministerin (42) von der linksgerichteten Zentrumspartei ist Wunschkandidatin von Regierungschef Jüri Ratas.
Jutta Urpilainen, Finnland: Die 44-Jährige wird den Bereich internationale Partnerschaften bearbeiten. Sie war früher Vorsitzende der finnischen Sozialdemokraten und Finanzministerin. Doch musste die studierte Pädagogin die Parteiführung 2014 an den heutigen Ministerpräsidenten Antti Rinne abgeben.
Dubravka Suica aus Kroatien übernimmt Demokratie und Demografie: Die 62-Jährige, Mitglied der konservativen Regierungspartei HDZ, war seit 2013 Europaabgeordnete – also seit dem EU-Beitritt ihres Landes.
Virginijus Sinkevicius, Litauen: Der 28-Jährige vom Bund der Bauern und Grünen ist jüngster Minister in der Geschichte seines Heimatlandes. Seit 2017 ist er zuständig für Wirtschaft und Innovation. Nun übernimmt er das Ressort Umwelt.
Nicolas Schmit aus Luxemburg ist zuständig für Beschäftigung: Der Sozialdemokrat (65) war Luxemburgs Botschafter bei der EU und von 2009 bis 2018 Arbeitsminister. Im Mai 2019 wurde er ins Europaparlament gewählt.
Helena Dalli, Malta: Die Sozialdemokratin (56) übernimmt den Bereich Bürgerrechte und Gleichstellung. Sie ist langjährige Abgeordnete im Parlament des Inselstaates. Von 2013 bis 2017 war die promovierte Soziologin Sozial- und Verbraucherschutzministerin, danach Ministerin für EU-Angelegenheiten und Gleichberechtigung.
Elisa Ferreira aus Portugal wird für Kohäsion und Reformen zuständig sein: Die 63-Jährige war zuletzt Vize-Gouverneurin der portugiesischen Zentralbank. Die Sozialistin war in den 1990er Jahren unter anderem Umweltministerin, später war sie Abgeordnete im nationalen und im europäischen Parlament.
Ylva Johansson, Schweden: Die Sozialdemokratin (55) war bisher Arbeitsmarktministerin, hatte vorher aber auch schon andere Ministerämter. Nun übernimmt die den Bereich Inneres.
Janez Lenarcic aus Slowenien kümmert sich um den Bereich Krisenmanagement: Der Karrierediplomat (51) war nicht nur Botschafter seines Landes bei der EU, sondern auch Vertreter bei der OSZE und den Vereinten Nationen.
Stella Kyriakides aus Zypern bekommt das Ressort Gesundheit: Die konservative Politikerin (63) ist langjährige Parlamentsabgeordnete, zwischen 2017 und 2018 war sie auch Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Die Kinderpsychologin gilt als Vertraute von Präsident Nikos Anastasiades, der ihr den Vorzug vor dem bisherigen zyprischen EU-Kommissar Christos Stylianides gab.