Belfast – eine Mauer verläuft durch die Gesellschaft
Die Banner vor dem Belfaster Rathaus erinnern an die vielen getöteten britischen Soldaten. Die Gewalt, die sich Unionisten und Nationalisten angetan haben, ist längst nicht vergessen.
Vor dem Rathaus in Belfast versammelt sich seit sieben Jahren jeden Samstag eine Gruppe von Protestanten, um für das Hissen des Union Jack zu protestieren. Die Flagge weht nur an speziellen Tagen, etwa dem Geburtstag der Queen.
Entlang der Shankill Road besteht auch heute noch kein Zweifel daran, welches Lager sich hier niedergelassen hat: Das Gebiet unweit des Zentrums gilt als Hochburg der Unionisten.
Die gewaltsame Vergangenheit Belfasts wird immer wieder sichtbar. Hier verbarrikadiert sich eine Siedlung nahe der Shankill Road hinter massiven Zäunen, mehrere Tore müssen passiert werden bis man zu den Häusern gelangt.
"Die schraffierte Zone nicht betreten, wenn die Tore sich bewegen." Die "Peace Wall" soll für Frieden zwischen den Konfliktparteien Belfasts sorgen. Bahnt sich eine Eskalation an, können die Tore geschlossen und die Menschen voneinander getrennt werden.
Statt einer Hecke trennt die Menschen zwischen den Gebieten rund um Shankill Road und Falls Road ein bedrohlicher Zaun. Die Gewalt, die einst für viele Tote sorgte, erschüttert die Menschen noch heute. Die Angst ist sicht- und spürbar.
Es klingt erst einmal schön. "Peace Wall", Friedensmauer. Doch der meterhohe Zaun steht nicht für den Frieden, sondern soll ihn gewährleisten. Immernoch schwelt der Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken in Nordirland. Gewalttätige Auseinandersetzungen kann niemand ausschließen.
Anmutig thront das Parlamentsgebäude im Westen von Belfast auf einem grünen Hügel. Gearbeitet wird hier zurzeit nicht: Die Parteien können sich nicht auf eine Regierung einigen. Die Leidtragenden sind die Nordiren, die führungslos durch stürmische Wasser treiben. Der Brexit ist dabei nur eines von vielen Problemen.