Die Griechenland-Krise
Nach anfänglichen Bedenken wird Griechenland im Jahr 2001 in die Währungsunion aufgenommen - wie sich später herausstellt mit frisierten Haushaltszahlen.
Schon bald zeichnet sich ab, dass die finanzielle Schieflage der Griechen schlimmer ist als gedacht. Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, nennt die Defizitzahlen des Landes im Jahr 2004 ein "enormes Problem".
Arbeitslose Griechen vor der Beantragung von Arbeitslosengeld. Die Haushaltslage des Landes bleibt in den folgenden Jahren weiter kritisch. Die EU-Behörden schreiten aber nicht energisch ein. Dann jedoch läuft das Problem aus dem Ruder. Im Jahr 2009 beträgt das griechische Defizit fast 13 Prozent.
Paukenschlag Ende 2009: Erstmals senken Ratingagenturen die Kreditwürdigkeit Griechenlands. In der Folge schießen die Risikoaufschläge in den Himmel. Griechenland kann sich an den Finanzmärkten nicht mehr refinanzieren. Athen wird schließlich auf Schrottstatus heruntergestuft.
Bislang hat die Eurogruppe Griechenland nur immer wieder ermahnt und dem Land politische Unterstützung angeboten. 2010 ist die Lage so düster, dass erste Finanzspritzen unabdingbar scheinen.
Bald wird klar, dass die Hilfe für Griechenland Unmengen an Geld verschlingen wird. In Deutschland entbrennt ein Streit, ob überhaupt noch geholfen werden soll. Kanzlerin Merkel wirbt für Hilfspakete. Die Mehrheit der Bevölkerung lehnt die Hilfe ab.
Nicht nur in Deutschland wächst der Zorn. An die Finanzhilfen knüpfen die Euro-Länder drastische Auflagen für die griechische Regierung: Diese soll sparen, sparen und nochmals sparen. Teile der Bevölkerung haben jedoch kein Verständnis für diese Radikalkur. In Athen kommt es bei Demonstrationen zu blutigen Ausschreitungen.
Mehrfach legen Generalstreiks das öffentliche Leben lahm.
Trotz Bedenken schnüren die Euroländer im Oktober 2011 ein gigantisches Hilfspaket. Die Teilnehmer des Brüsseler Gipfeltreffens beschließen einen massiven Schuldenschnitt sowie Milliardenkredite für Griechenland.
Umso größer ist die Fassungslosigkeit, als der griechische Premier Giorgos Papandreou ankündigt, die Bürger um ihre Zustimmung zu fragen, möglicherweise erst im nächsten Jahr. Experten warnen, ein Nein zu dem Hilfs- und Sparpaket bedeute voraussichtlich das Aus der Griechen in der Eurozone - mit unabsehbaren Folgen.
Unter massivem Druck der internationalen Geldgeber knickt die griechische Führung aber dann doch ein. Papandreou zieht seinen Plan für eine Volksabstimmung zurück und geht auf die Opposition zu, mit der er eine "Regierung der Nationalen Rettung" bilden will.
Das reicht dem Chef der Nea Dimokratia aber nicht. Antonis Samaras fordert, erst müsse Papandreou zurücktreten. Dann könne es eine Übergangsregierung und vorgezogene Neuwahlen geben.
Papandreou gewinnt zwar noch eine Vertrauensfrage im Parlament, doch lange kann er sich nicht mehr halten.
Papandreou und Samaras einigen sich auf die Bildung einer neuen Übergangsregierung. Papandreou verzichtet auf sein Amt.
Die Verhandlungen gestalten sich schwierig, im Gespräch ist zum Beispiel Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos von der sozialdemokratischen Partei PASOK.
Letztendlich aber macht der Wirtschaftsprofessor Lucas Papademos das Rennen: Der ehemalige Vize-Chef der EZB soll nun die Griechen aus der Krise führen. Er gilt als Verfechter des Euro.