BMW 320d, Jaguar XE 20d, Mercedes C 250 d

Stil und Charakter sind bei Jaguar Ehrensache, doch nun wollen die Briten auch mit praktischen Tugenden Fans erobern.

Wie die Chancen für den neuen Jaguar XE 20d stehen, klärt der Vergleich mit dem frisch gelifteten BMW 320d und dem Mercedes C 250 d.

Beim ersten Versuch, im Revier von BMW 3er und Mercedes C-Klasse zu wildern, hat Jaguar nicht gerade fette Beute gemacht. Der neue und komplett eigenständige XE soll das nun ändern.

Messen muss sich der Jag unter anderem mit ihm: Dem BMW 320d - seit jeher eine Instanz in der Mittelklasse und in diesem Jahr im Rahmen eines Facelifts aufgefrischt.

1.570 kg Leergewicht machen den BMW zum Leichtesten in dieser Runde, der Mercedes wiegt immerhin 120 kg mehr.

Zum Modelljahr 2016 hat BMW das fahrdynamische Profil auf Hochglanz poliert, Handling und Lenkung noch gefühlsechter gemacht.

Die straffere Grundabstimmung mit geänderten Dämpfern ergibt zusammen mit der variablen Sportlenkung (250 Euro) und dem adaptiven Fahrwerk (1.100 Euro) ein enorm präzises, agiles und freudvolles Kurvenverhalten. Leider zu Lasten des Komforts.

Der neue Zweiliter-Diesel legt sich mit seinen nun 190 PS und 400 Nm mächtig ins Zeug. Er wirkt ungemein lebendig und drehwillig, bekommt von der Sportautomatik treffsicher und fast unmerklich den passenden Gang serviert.

Mercedes: Massive Machart, souveräne Erscheinung. Der C 250 d trumpft mit klassischen Markentugenden auf.

1.031 km Reichweite bietet der C 250 d, aber erst mit dem optionalen 66-Liter-Tank. Der serienmäßige Behälter fasst nur 50 Liter. Mit 1.690 kg Leergewicht ist der Benz der schwerste des Trios.

Der C 250 d scheint jede Dynamikanwandlung des Fahrers bremsen zu wollen, pflegt stattdessen klassische Markentugenden wie Qualität oder Komfort und das Gefühl "schwerer Wagen".

Abrupte Fahrmanöver meistert er zwar ähnlich sicher und gelassen wie die Rivalen, wiegt seine Passagiere aber lieber mit der optionalen Luftfederung (1.416 Euro) über Holperpisten hinweg.

Selbst der doppelt aufgeladene 2,1- Liter-Diesel mit 204 PS und 500 Nm hält sich akustisch zurück, überspielt mit der Wucht seines Drehmoments die bisweilen zögerlichen Gangwechsel der Siebenstufenautomatik und das hohe Leergewicht.

Bei ähnlichen Abmessungen wie der 3er-BMW tritt der Jaguar XE stilistisch auf subtile Art eigenständig und besonders auf.

Der coupéhaft flache, sanft ins Heck auslaufende Dachpavillon hat bei Jaguar Tradition. Dass er Einstieg und Platzverhältnisse im Fond etwas beschneidet, lässt sich da ebenso verschmerzen wie die mäßige Sicht speziell nach hinten.

Trotz hohem Aluminium-Anteil in der Karosseriestruktur ist der Jaguar mit 1.638 kg nicht gerade ein Leichtgewicht. Allerdings hat das Gewicht angenehm wenig Effekt auf das agile Handling des Briten.

Die homogene, direkte elektromechanische Lenkung sorgt für Begeisterung im XE.

Der Zweiliter-Diesel mit 180 PS ist an die gleiche ZF-Achtstufen-Automatik wie im BMW gekoppelt. Der Wandler kaschiert die leichte Anfahrschwäche, doch bei Zwischenspurts oder beim Herausbeschleunigen aus Kurven agiert das Getriebe etwas langsamer als im 3er.

C-Klasse und Dreier gibt es auch als Kombi, den XE allein als Limousine. Eine Kombiversion des Briten könnte folgen.

Ergonomie und Platzverhältnisse stimmen, mit der Luxury Line wird es sogar richtig edel.

Die Instrumente sind BMW-typisch sehr klar gestaltet und werfen keinerlei Fragen auf.

Das iDrive mit dem großen Bildschirm setzt nach wie vor Standards im Bereich des Infotainment.

Bei der Modellpflege haben die Bayern die Bedieneinheit der Mittelkonsole mit feineren Materialien überarbeitet.

Intuitive Steuerung des Infotainments per Controller.

Die Sicherheitsausstattung ist reichhaltig und effizient. Der 3er hat so gut wie alle zeitgemäßen Fahrerassistenz-Systeme an Bord - optional versteht sich.

Die zahlreichen Funktionen im aufwendig veredelten Mercedes-Cockpit erschließen sich nicht immer auf Anhieb.

Die analogen Instrumente sitzen in tiefen Tuben.

Der große Infotainment-Bildschirm thront auf der formschönen Mittelkonsole der C-Klasse.

Touchpad für zusätzliche Schrifteingabe.

Viele der Fahrerassistenzsysteme aus der S-Klasse finden sich auch in der kleineren C-Klasse wieder.

Die umlaufende Bordkante soll Geborgenheit vermitteln.

Auch beim Jag verstecken sich die sportlichen Instrumente in tiefen Höhlen.

Die Bedienung des Infotainment per Touchscreen gestaltet sich zuweilen als etwas umständlich.

Bei genauerem Hinsehen offenbart der Jag leider einige kleine Schwächen bei Materialgüte und Verarbeitung.

Nicht praktisch, aber besonders: Drehregler für die Automatik.

Die Möglichkeit zur Verstellung der Fahrzeugcharakteristik ist in dieser Klasse mittlerweile Standard und darf auch im Jaguar XE 20d nicht fehlen.

Von links nach rechts nach Leistung geordnet. Bei den Messwerten liegt jedoch der 320d vor dem Mercedes und dem Jag.

Mit 68,2 km/h im 18-Meter-Slalom und 145,6 km/h beim doppelten Spurwechsel setzt der dynamische 320d die Bestwerte in diesem Vergleich.

Der Mercedes C 250 d gibt sich eher als Komfort-Limousine. Mit 64,1 km/h im Slalom und 135,6 km/ beim doppelten Spurwechsel geht der Benz eher gemächlich an die Fahrdynamik-Disziplinen heran.

Der Jag liegt sowohl bei Messwerten, als auch bei den Fahrdynamik-Prüfungen zwischen BMW und Mercedes. Dies gilt auch für den Komfort. Straffer als die softe C-Klasse und gemütlicher als der harte Bayer.

Die optionalen Sportsitze vorn geben viel Halt im BMW, ...

… auch hinten sitzt man recht bequem.

Mit 480 Litern Gepäckraum liegt der 3er auf einer Augenhöhe mit dem Mercedes.

Auf den Vordersitzen logiert man im Mercedes viel bequemer ...

… als auf der kurzen, niedrigen Fondbank.

480 Liter lassen sich auch im Schwaben verpacken.

Vorne mangelt es im Jag an Oberschenkelauflage, ...

… hinten durch die niedrige Dachlinie an Kopfraum.

Zudem geht die schöne Form auch zulasten des Kofferraums. 450 Liter sind aber noch akzeptabel für eine Mittelklasse-Limousine.

Weil sich der Jag in der Summe noch ein paar kleine Detailschwächen leistet, reicht es nicht ganz um der etablierten Konkurrenz davon zu fahren. Für ihn sprechen allerdings Preis, Verbrauch und der britische Charme. Noch nie war Jaguar fahren so vernünftig.