Mercedes 600 Pullman
Der legendäre 600er war bis in die 90er Jahre die deutsche Staatslimousine und zurückhaltender Ausdruck einer selbstbewusster werdenden Bundesrepublik.
Wolfgang Wöstendieck hat sie am Steuer seines schwarzen Mercedes 600 Pullman der Baureihe W 100 alle gefahren: den Kaiser von Japan, Lady Di, Leonid Breschnew und Johannes Paul II. Von 1971 bis 1993 war er zusammen mit drei anderen Fahrern der offizielle Chauffeur der deutschen Staatslimousine.
Immer wenn der Besuch eines hohen Gastes anstand, orderte das Auswärtige Amt bei Mercedes-Benz das unschlagbare Doppel aus Wöstendieck und seinem schwarzen Pullman aus dem Baujahr 1965.
Der Mercedes 600 Pullman der Baureihe W 100 gilt für viele bis heute weltweit als die Staatslimousine schlechthin. Selbst im kommunistischen China unter Mao kamen die Wagen als Regierungsfahrzeuge zum Einsatz.
Das war der Arbeitsplatz von Wolfgang Wöstendieck. Im Vergleich zu den Staatsgästen war das Cocpit des Pullman vergleichsweise eng.
Der 3,90 Meter lange Radstand sorgte dafür, dass honorige Staatsgäste die Beine bei den zumeist recht kurzen Verbindungsfahrten entspannt ausstrecken konnten.
Die Staatsgäste wurden in der damaligen Hauptstadt Bonn oft nur auf kurzen Strecken gefahren.
Angesteuert wurden vor allem die Villa Hammerschmidt, der Dienstsitz der Bundespräsidenten, und der Petersberg, das Gästehaus der Bundesregierung, wo manche Staatsgäste auf dem gleichnamigen Berg im Siebengebirge hoch über Bonn logierten.
Für die Sicherheit der Gäste sorgte die Schwerpanzerung, die den an sich schon 2,7 Tonnen schweren Pullman auf auf ein Gewicht von 4,5 Tonnen brachte.
Die fette Panzerung und das enorme Gewicht drückten die Fahrleistungen des Boliden, den ein sechs Liter große Achtzylinder mit 250 PS und 510 Newtonmeter Drehmoment antrieb. So schaffte der Wagen nur Tempo 100. Ohne die Panzerung läge die Spitzengeschwindigkeit bei 207 km/h.
Die exklusivste deutsche Nachkriegslimousine Mercedes 600 wurde von 1963 bis 1981 exakt 2677 Mal gebaut. 477 Pullman-Langversionen (im Bild) wurden gefertigt, die zum Teil noch heute im repräsentativen Einsatz sind.
2016 rollt der neue Mercedes-Maybach Pullman (im Bild vorne) zu den Händlern. Die XXL-Version der neuen Maybach-Generation dürfte vor allem auch als Repräsentationslimousine für Staatschefs zum Einsatz kommen - ganz so wie ein legendärer Vorgänger Mercedes-Benz 600 Pullman (im Bild hinten) aus den 60er und 70er Jahren.
