Chevrolet Corvette C7 Stingray
Der Name "Stingray“ tauchte erstmals bei einem Rennwagen-Prototypen auf, dessen Styling die zweite Corvette-Generation ab 1963 maßgeblich beeinflusste. Die geteilten Heckfenster des C2 Sting Ray Coupés mussten zwar ab 1967 bei der C3 einer konventionellen Heckscheibe weichen, doch die aufregende Formensprache setzte sich bis in die 80er Jahre fort.
Bis auf die erste Generation gab es die Corvette immer mit festem Dach oder Stoffverdeck. Es gibt nur wenige Auto-Modelle, die auf eine über 60-jährige Tradition verweisen können: Die C1 sollte ab 1953 den europäischen Sportwagen mit leichtem Glasfaserwerkstoff und bald darauf auch mit V8-Power das Fürchten lehren.
Unser wanted-Autor Christian Sauer testete die Chevrolet Corvette C7 Stingray mit fettem V8 als Cabrio: "In der siebten Generation hat die Corvette mit ihrem super Preis-Leistungsverhältnis in allen Disziplinen gewonnen, nicht nur an Leistung und Performance, sondern auch an Wertigkeit."
Corvette C7 Stingray Cabrio. Der trotz leichten Materialien 1,6 Tonnen wiegende Koloss beschleunigt in 4,2 Sekunden auf Tempo 100, der Topspeed ist mit 282 km/h angegeben. Auf ein Windschott verzichtet die C7 als Cabrio ebenso wie auf hintere Seitenscheiben – stattdessen gibt es viel Fahrtwind.
Der lange Radstand beschert der C7 zusammen mit der Verwindungssteifigkeit einen ruhigen Geradeauslauf. Neben dem Sport- und Track-Modus stehen noch Fahrprogramme für schlechtes Wetter, zur Optimierung des Spritverbrauchs sowie für komfortable Touren zur Wahl.
Insgesamt überraschend der Fahrkomfort trotz der riesigen, bis zu 20 Zoll großen Räder mit dünnen 285er Michelin-Walzen. Die Brembo-Bremsen mit Stahl-Scheiben verzögern standesgemäß. Passend zum Beinamen findet sich an der Flanke auch ein kleiner "Stingray" als Symbol.
Brachial breit präsentiert sich ebenfalls das Heck mit Spoiler, vier Rückleuchten und genauso vielen Endrohren im XXL-Formal. Die mittige Anordnung als Fanfaren-Quartett ist ebenso aufsehenerregend wie ihr Klang – dank Klappenauspuff vor allem ab 3000 Touren im Sport- und Track-Modus.
Der Braun-Ton unseres Testwagens nennt sich "Kalahari" und setzt sich im Cockpit mit der umfangreichen Leder-Ausstattung fort. Alternativ stehen weitere Farben und ein Wildleder-Paket zur Wahl. Nur noch an wenigen Stellen kommen Fahrer und Beifahrer in Kontakt mit Hartplastik.
Die Anzeigen des Head-up-Displays und des digitalen Zentraldisplays sind vielfach konfigurierbar. Daneben wirkt der analoge Tacho etwas deplatziert. Über die Schaltpaddel am etwas zu großen Lenkrad wird die automatische Zwischengas-Funktion der Handschaltung aktiviert.
Das manuelle Getriebe besitzt wie beim Porsche 911 sieben Gänge, die sich knackig schalten lassen und digital angezeigt werden. Die Kupplung ist gut dosierbar. Alternativ gibt es eine 6-Stufen-Automatik, die demnächst von einem neuen, schnelleren 8-Stufen-Getriebe abgelöst wird.
Hinter dem 8-Zoll-Touchscreen des relativ einfach bedienbaren Infotainment-Systems wartet ein "Geheimfach", das sich per Knopfdruck offenbart. Wie bei McLaren findet der Beifahrer die Temperaturregelung der Klimaanlage an seiner Tür.
Die tief angeordneten Sitze mit Sitzheizung sowie Belüftung sind bequem und bieten ausreichend Seitenhalt. Allerdings sind sie nur 8-fach elektrisch einstellbar – da bieten andere Hersteller mehr. Zusätzliche Ablagen wären ebenfalls sinnvoll gewesen.
Insgesamt misst die Corvette 4,48 Meter in der Länge, ist 1,87 Meter breit und 1,24 Meter flach. Das Platzangebot ist begrenzt. Der flache Kofferraum verkleinert sich bei geöffnetem Verdeck von 243 auf 171 Liter. Das Coupé bietet 425 Liter unter seiner gewölbten Glasscheibe.
Unter der unendlich lang scheinenden Motorhaube arbeitet der V8-Sauger mit 6,2 Liter Hubraum – von Downsizing und Turbolader also keine Spur – dafür gibt es eine Zylinderabschaltung für weniger Verbrauch. Dennoch bleibt die Corvette durstig und schluckt offiziell im Schnitt über zwölf Liter.
Das Stoffdach öffnet und schließt elektrisch in 21 Sekunden auch während der Fahrt bis 50 km/h sowie per Fernbedienung – dann allerdings nur, um die Sonne rein zu lassen. Wenn es zu Regnen beginnt, sollte man schnell zurück im Cockpit sein.
Das dreilagige Stoffverdeck mit Heckscheibe aus Glas verursacht bis rund 200 km/h nur wenige Windgeräusche und ist in vier Farben passend zur Lackierung bestellbar. Die straffe Kapuze steht der Corvette aus unserer Sicht gut.
Das Design wirkt mit den schmalen Scheinwerfern, der spitzen Nase und dem hierzulande serienmäßigen Aerodynamikpaket sehr aggressiv. Die Felgen gibt es auch verchromt oder wie bei unserem Testwagen schwarz lackiert, die Bremssättel in gelb oder rot.
Optisch wie technisch noch sportlicher wird ab nächstem Jahr die Corvette Z06 sein, die mit 660 PS und 881 starken Kompressor-Triebwerk ebenfalls als Cabrio kommt. Dann müssen sich die Supersportler warm anziehen.
In Verbindung mit der neuen 8-Stufen-Automatik, die schneller als ein Doppelkupplungsgetriebe schalten soll, vergehen bis 60 Meilen pro Stunde (rund 96 km/h) nur 2,95 Sekunden. Auch beim Kurven- und Bremsverhalten soll die Z06 der Corvette-Rennversion nahe kommen.
Im Vergleich dazu nochmal die "normale" Corvette C7 Stingray als Cabrio und Coupé mit herausnehmbarem Dachteil. Das ist in Wagenfarbe, mit sichtbarem Carbon oder transparent erhältlich.