Ferrari 458 Speciale - Zum Aussterben verdammt
Der Ferrari 458 Speciale feierte auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt am Main im September 2013 seine Premiere.
Die Variante des 458 Italia besitzt laut Ferrari den stärksten V8-Saugmotor der bisherigen Firmengeschichte. Die Motorleistung liegt bei 605 PS.
Unter der besonders leichten Lexan-Polycarbonate-Heckscheibe dreht der 4,5-Liter-Achtzylinder bis 9000 Touren hoch. 135 PS pro Liter Hubraum sind für einen Saugmotor ein Rekordwert. Zum Vergleich: Der 458 Italia kommt "nur" auf 127 PS und leistet insgesamt 570 PS.
Selbst untertourig nimmt der Motor ohne Murren gut Gas an und das Drehmoment wurde nicht nur auf 540 Nm bei 6000 Touren erhöht, sondern liegt über ein breiteres Drehzahlband an. Neben der Verkleidung aus Carbon wurden auch die Innereien des Motors noch leichter.
Diese Leistungssteigerung spiegelt sich in glatten drei Sekunden wieder, die der Ferrari braucht, um von 0 auf 100 km/h zu beschleunigen.
Der zweiflutige Auspuff endet zu Gunsten der Aerodynamik nicht wie beim Italia zentral am Heck. Der Sound beherrscht nahezu alle Tonlagen eines Rennwagens. Zusammen mit dem größeren Heckspoiler und …
… den seitlichen Finnen vor den Hinterrädern unterscheiden insgesamt 20 Optimierungen die Karosserie des 458 Speciale im Vergleich zum 458 Italia. Die sehr leichten, goldenen Schmiederäder gibt es alternativ auch in Schwarz oder in dunklem Grau.
Die Kiemen auf den vorderen Kotflügeln sollen an den 250 GTO oder den F40 erinnern. Das große Emblem mit dem springenden Pferd darf natürlich nicht fehlen.
Der Speciale ist auch ohne die Streifen erhältlich, doch wer will darauf verzichten? In den 230 Liter fassenden Kofferraum passt mittleres Reisegepäck ebenso wie mehrere Getränkekisten. Hinzu kommt die Ablage hinter den Sitzen – andere Sportwagen bieten weniger Platz.
Dank den leichten Rennsitzen aus Kohlefaser mit Alcantarabezug und 4-Punkt-Gurten verschmelzen Pilot und Copilot regelrecht mit dem Wagen – Grundlage für perfekte Fahrzeug-Kontrolle. Allerdings ist durch die die fehlende Bewegungsfreiheit kein Schulterblick mehr möglich.
Der allgegenwärtigen Diät fielen große Teile der Geräuschdämmung zum "Opfer". Doch das nehmen wir gerne in Kauf und würden ebenfalls auf das Soundsystem verzichten, dass vernünftigerweise nur auf Wunsch und gegen Aufpreis eingebaut wird. Serienmäßig gibt es jede Menge teures Carbon.
Der Launch-Control gebührt ebenso wie dem Rückwärtsgang und dem Automatik-Modus ein Ehrenplatz auf dem filigranen Carbon-Element, das eine klassische Mittelkonsole ersetzt – noch mehr Bedienelemente am Volant wollte Ferrari wohl seinen zivilen Piloten dann doch nicht zumuten.
Wer das kleine "Manettino"-Drehrad am Volant auf Race stellt, bekommt eine Grafik geliefert, die den jeweiligen Zustand des Antriebes, der Bremsen und Reifen anzeigt. "Wet" ist bei nasser Strecke und den Semislicks von Michelin mit wenig Profil sehr empfehlenswert.
Die Shifting-Lights im Lenkrad helfen beim optimalen Hochschalten fast so gut, wie es ein Head-up-Display tun würde. Wenn sich die einmalige Klangkulisse wild kreischend ihrem Höhepunkt nährt und die Vibrationen das Popometer erreichen, wird es spätestens Zeit zum Hochschalten.
Front- und Heckelemente generieren Anpressdruck, wenn er benötigt wird und reduzieren den Luftwiderstand bei hoher Geschwindigkeit automatisch. Maximal läuft der Speciale 325 km/h. Allerdings verzichtet Ferrari anders als Lamborghini, McLaren oder Porsche auf herausfahrende Flügel und die entsprechende Show. Der Traditions-Hersteller geht davon aus, dass fast die Hälfte der Speciale-Käufer den Wagen bei Trackdays einsetzen wollen. Auf der Werksstrecke Fiorano ist er fast zwei Sekunden schneller als der 458 Italia und nur 3,5 Sekunden langsamer als der 800 PS starke LaFerrari mit Hybrid-Antrieb.
Ferrari konstruiert traditionell zusammen mit dem italienischen Spezialisten Brembo hervorragende Bremsen. Die neuen Carbon-Keramik-Scheiben versprechen im warmen Zustand neben besonderer Ausdauer und geringen Gewicht auch 31 Meter aus Tempo 100 – atemberaubend!
Die neue Side Slipe angle Control (SSC) unterstützt das elektronische Differential, um das Heck im Zaum zu halten und optimale Traktion zu gewährleisten. Jeder Rennfahrer weiß, dass Quersteher viel Zeit kosten, aber wer es darauf anlegt, kann mit deaktivierter Traktionskontrolle auch driften.
Für die ambitionierte Zielgruppe gibt es ein interessantes Extra: Das optionale Telemetrie-System mit diversen Sensoren und genauen GPS-Antennen kann die eigene Fahrweise analysieren. Zusätzlich gibt es Tipps für noch schnellere Rundenzeiten und Videoaufzeichnungen.
Zusätzlich zum Coupé bietet Ferrari neuerdings auch den Speciale A (aperto = offen) an. Der Spider ist allerdings auf 499 Exemplare limitiert, was sich sowieso automatisch ergeben wird, wenn die Produktion des 458 T(urbo) anläuft. Anders als beim geschlossenen 458 Speciale versteckt sich der sehenswerte V8 vor neugierigen Blicken. Dafür dürfte das Sound-Erlebnis offen noch intensiver sein.
wanted.de-Autor Christian Sauer zeigte sich von dem dynamischen Potential des Ferrari 458 Speciale auf Asphalt begeistert. Als Geländewagen eignet sich der "Rennwagen mit Straßenzulassung" aber selbst mit der Lift-Funktion für mehr Bodenfreiheit an der Vorderachse nicht.