Porsche 911 Targa 4S
wanted.de-Autor Christian Sauer war am Steuer des Porsche 911 Targa 4S mit 400 PS und Allradantrieb und hat diesen auf Herz und Nieren geprüft.
Den Designern der automobilen Ikone Porsche gelang es mit dem neuen Targa, dessen glorreiche Historie zu zitieren und zugleich neu zu interpretieren.
Bemerkenswert finden wir, welche Dimensionen der einst so zierliche 911er inzwischen angenommen hat: 4,49 Meter in der Länge und 1,85 Meter in der Breite.
Blick zurück: So sah der Targa früher aus. In engen Parkhäusern der Siebziger kein Problem.
Dieser Schriftzug begeistert alle, denen das auf- und zuklappen eines Cabrio-Daches zu umständlich ist, die aber Frischluft um die Nase haben wollen.
Zudem bietet der Überollbügel Sicherheit bei einem Unfall. Kein Wunder, dass der Targa zum Porsche-Klassiker geworden ist.
Zurück zum aktuellen Modell. Wenn die Seitenscheiben hoch geschlossen sind, wird der Fahrtwind nahezu vollständig aus dem Cockpit verbannt. Das Frischluft-Gefühl erinnert an das Cabrio mit Windschott und ist dennoch intensiver als im Coupé mit Schiebedach.
Dann senkt sich die Karosserie um 10 mm, die Dämpfer zeigen sich von ihrer straffen Seite und das ESP lässt mehr Spielraum. Wobei der hecklastig ausgelegte Allradantrieb stets für Stabilität sorgt. Vertrauen verbreiten die gut dosierbaren und gleichzeitig extrem starken Bremsen.
Geöffnet, versteckt sich das Dachteil unauffällig unter der Glaskanzel hinter den beiden umklappbaren Notsitzen, die höchstens für kleine Kinder, aber noch besser als Ablage geeignet sind. Dazu kommen die Fläche unter der Heckscheibe und der Kofferraum im Bug.
Das hochwertige Cockpit bietet ein gutes Platzangebot auf den zwei Vordersitzen, für die es verschiedene Varianten gibt. Leider fallen die Serienausstattung eher sparsam und die Aufpreisliste dafür seitenlang aus.
Während das Dachteil früher noch von Hand entfernt oder wieder installiert werden musste, übernehmen nun mehrere Elektromotoren diese Aufnahme. Von außen per Fernbedienung oder aus dem Cockpit im Stand gestartet, beginnt ein äußerst sehenswertes und 20 Sekunden dauerndes Schauspiel. Dabei schwenkt die Heckscheibe sehr weit nach hinten, um den Weg für das vermeintliche Stoffdach frei zu machen. Allerdings besteht dieses aus zwei festen Magnesium-Elementen, die den Stoff spannen.
Offiziell gibt es das Dachteil nur in Schwarz – typisch Porsche sind zwecks Individualisierung sicher auch andere möglich. Doch uns gefällt der Targa auch so, die Entscheidung für eine Lackfarbe würde uns aber schwer fallen. Hauptsache der Fahrspaß stimmt …
Selbst ohne Turbo-Unterstützung beschleunigt der Targa 4S in unter fünf Sekunden auf 100 km/h und weiter bis 294 km/h. Da das maximale Drehmoment von 440 Nm erst bei 5600 Touren anliegt und die 400 PS sogar noch später bei 7400 erreicht werden, will der Boxer hoch gedreht werden.
Ansonsten präsentiert er sich recht unauffällig, wodurch auch lange Distanzen entspannt zurückgelegt werden können.
Dazu passt der relativ geringe Verbrauch von rund zehn Litern, was durch verschiedene Maßnahmen wie Start-Stopp-Automatik oder "Segeln" erreicht wird.
Es mag zwar gewöhnungsbedürftig sein, wenn der Motor bei Gaswegnahme entkoppelt wird und nicht mehr bremst, doch die Elektronik reagiert schnell und ohne Umschweif zeigt sich der Porsche wieder als echter Sportwagen.
Ist der Targa der beste Allrounder unter den 911ern? Wanted-Testfahrer Christian Sauer meint: Ja!