Bugatti Grand Sport Vitesse: Das Mass der Dinge
Da die ersten fahrbereiten "Grand Sport Vitesse" bereits ihre Käufer gefunden haben, blieb für uns "nur" die kaum weniger attraktive Alternative eines "Veyron Super Sport" mit identischer Leistung. Dank des festen Dachs ist dieser mit der auf 415 km/h limitierten Höchstgeschwindigkeit sogar minimal schneller als die Roadsterversion mit installiertem Dachteil.
Unabhängig davon, auf welche der Farb- oder Materialkombinationen die Entscheidung fällt, kaum ein Wagen aus Molsheim gleicht dem anderen. Dafür ist allen gemein das zeitlose Design, das trotz der riesigen Be- und Entlüftungsöffnungen eleganter und nicht so martialisch wie das anderer potenter Sportwagen wirkt.
Natürlich muss er – und gerade er – sich den Gesetzen der Aerodynamik unterordnen, doch den optimalen Luftfluss generiert der "Veyron" mit einer Vielzahl, im Stand nicht sichtbaren Lösungen, wie dem komplett verkleideten Unterboden mit Diffusor. Auch der Heckflügel ruht zuerst noch komplett eingefahren hinter dem Motor, der sich unmittelbar hinter dem Cockpit optisch nicht verstecken muss.
Bei offiziell genannten 2,5 Sekunden auf 100 km/h und 6,7 auf 200 bleibt kaum Zeit für einen Blick auf den kleinen Tacho. Ab 180 km/h fährt die erste Stufe des Heckflügels aus und die Front senkt sich ab. Dann fängt der Spaß aber erst richtig an …
… für die Eigentümer, die Pierre-Henri Raphanel vorab bei einem Fahrtraining von ihren Fähigkeiten hinterm Lenkrad überzeugt haben, besteht die Möglichkeit beim "400 Drive Day" auf dem VW-Testgelände nahe Wolfsburg über 375 km/h zu fahren.
Nur mit dem separaten Schlüssel und damit verbundenen Auto-Check aller Systeme, geht es noch schneller.
Der Weltrekord von Pierre-Henri Raphanel mit 431 km/h wird zwar nicht fallen, aber das wird weder den Reifen, noch dem Benzinvorrat nutzen …
… die sind spätestens nach zwei Runden auf dem ca. 20 km langen Ovalkurs mit Steilkurven am Ende.
Bislang störte noch keinen der wenigen Teilnehmer, dass 100 Liter Treibstoff und der notwendige Einsatz der Michelin-Spezialanfertigung nicht günstig sind.
"The Beauty and the Beast" wie Pierre-Henri Raphanel den "Veyron" nennt, bietet neben der extremen Suchtgefahr ein wahrhaft einzigartiges Fahrerlebnis. Trotz seiner 1838 Kilogramm Leergewicht fährt sich der "Veyron" ebenso leichtfüßig wie einfach, schnell und stets gut kontrollierbar.
Mit feinstem Leder sind nicht nur die in verschiedenen Größen bestellbaren Sportsitze, sondern das gesamte Cockpit ausgestattet, das sich mit Karbon, passend zum Exterieur gestalten lässt. Die Qualität der verarbeiteten Materialien ist ebenso hervorzuheben wie die des Burmester-Soundsystems.
Bemerkenswert ist zudem die Reduzierung auf eine so geringe Anzahl an Bedienelementen, die Schlichtheit und der Verzicht auf eine Unmenge digitaler Anzeigen, wie sie kaum ein anderes modernes Fahrzeug bietet.
Wer braucht diesen Wagen? Eigentlich niemand, denn für einen Bruchteil der Anschaffungssumme bekommt man anderswo bereits Fahrleistungen, die auf öffentlichen Straßen kaum erfahren sind. Und dennoch hat der Bugatti "Veyron" seine Daseinsberechtigung …
Dieses Fahrzeug ist über jeden Zweifel erhaben und braucht sich (fast) keinem Vergleich zu stellen, denn es gibt nichts Vergleichbares. Es mag sein, dass Hersteller wie Koenigsegg oder Pagani den Angriff auf einen der Rekorde des "Veyron" wagen, aber gegen das Gesamtpaket "Veyron" haben sie keine Chance.
Das brauchen sie auch nicht, denn viele Besitzer eines Bugattis nennen nicht nur mehrere andere Super-Sportwagen ihr Eigen, sie haben auch die finanziellen Möglichkeiten und den Ehrgeiz, ihrer Sammlung zusätzlich immer die neuesten Variationen des "Veyron" hinzuzufügen.
Unserem Autor Christian Sauer würde schon ein "Veyron" reichen: "Zumindest einmal im Leben dieses Meisterwerk auf vier Rädern fahren zu können, das wünsche ich jedem, der wie ich so lange davon träumt(e)." Dem ist sich auch Bugatti bewusst und so gibt es exklusive Testfahrten nur für Millionäre.