Forscher finden Spuren 4.000 Jahre alter Schädel zeigt Anzeichen von Krebsbehandlung
Versuchten die alten Ägypter, Krebsgeschwüre zu operieren? Ein neuer Fund spanischer Forscher legt das nahe.
Ein mehr als 4.000 Jahre alter ägyptischer Schädel, der an der Universität Cambridge in Großbritannien aufbewahrt wird, verbirgt winzige Schnittspuren. Sie weisen wahrscheinlich auf eine frühe Form der Krebsbehandlung hin. Das geht aus einer neuen wissenschaftlichen Studie hervor, die in der Fachzeitschrift "Frontiers in Medicine" veröffentlicht wurde.
"Unsere Forschung hat einen klaren Meilenstein in der Geschichte der Medizin gefunden", sagte Edgard Camarós, Paläopathologe von der Universität Santiago de Compostela in Spanien, dem TV-Sender ABC. "Bereits vor mehr als 4.000 Jahren versuchten die Ägypter medizinisch zu behandeln, was wir heutzutage als Krebs bezeichnen."
In ihrer Studie untersuchten Camarós und Kollegen zwei antike Schädel mit hochauflösender 3D-Mikroskopie und entdeckten dabei Spuren von Tumoren und Schnitten auf der Oberfläche des Knochens. Besonders bemerkenswert ist, dass der betreffende Schädel bereits in den 1950er Jahren in Cambridge analysiert wurde, die feinen Schnittmarken jedoch übersehen wurden.
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Camarós erklärt: "Beide Schädel wurden früher schon hinsichtlich der pathologischen Läsionen beschrieben, aber die chirurgische Intervention wurde nie beobachtet." Er fügt hinzu: "Dies liegt nicht nur an dem Fortschritt der neuen Techniken, sondern auch an dem Perspektivenwechsel dahin, dass wir heute wissen, dass die medizinische Versorgung und Behandlung älter sein muss, als bisher angenommen."
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Gut zu wissen
Tatsächlich ist Krebs keine ausschließlich moderne Krankheit. Die ältesten bekannten Beweise für Krebs wurden im Zehenknochen eines Homo ergaster gefunden, einer menschenähnlichen Spezies, die vor 1,7 Millionen Jahren lebte. Auch bei den alten Ägyptern und bei der Bevölkerung hierzulande war die Inzidenz von Krebs nachweisbar.
Ob die Schnitte vor oder nach dem Tod des Patienten gemacht wurden, ist laut Camarós jedoch unklar. Wenn sie vor dem Tod gemacht wurden, wäre dies ein Beweis dafür, dass die alten Ägypter versucht haben könnten, Tumore operativ zu entfernen. Wurden sie nach dem Tod gemacht, würde dies auf postmortale Untersuchungen hindeuten.
- Frontiers of Medicine: "Case report: Boundaries of oncological and traumatological medical care in ancient Egypt: new palaeopathological insights from two human skulls" (englisch)
- ABC News: "A 4,000-year-old ancient Egyptian skull may show signs of cancer treatment" (englisch)