Beste Winzer-Champagner
Die Champagne in der Nähe von Reims. Hinter dem Erfolg des Champagner steht vor allem gutes Marketing, das auf der Tradition basiert. Aus dem "Getränk des Königshofes" (Versailles war nah) wurde ein kollektiver Mythos geprägt – von Winston Churchills Lieblingsdrink bis zum Champagner-Bad von Marylin Monroe.
Wichtig beim Champagner ist die sogenannte "Dosage". Bei der Champagner-Herstellung sinkt die Hefe in den Flaschenhals. Sie wird vereist und entfernt – und damit natürlich auch die umgebende Flüssigkeit. Damit die Flasche nicht etwas leer wirkt, gibt man Dosage hinzu. Der Zucker wirkt sich natürlich auf den Geschmack aus und viel Zucker kann Fehlgeschmäcker verbergen.
Der Zuckergehalt entscheidet: Brut = weniger als 15 Gramm Zucker pro Liter. Brut Nature = weniger als drei Gramm Restzucker. Extra Brut = 0 bis sechs Gramm Zuckergehalt. Extra Dry = zwölf bis zwanzig Gramm. Sec = 17 bis 35 Gramm. Demi-Sec = 33 bis 50 Gramm. Doux = über 50 Gramm. Marktbeherrschend ist der Brut
Anselme Selosse, Jahrgang 1954, hat den Betrieb seines Vaters Jacques umgebaut. Seine Trauben stammen aus Bio-Anbau, die Champagner werden in Holzfässern angebaut. Inzwischen sind Selosses Gewächse gesuchte Raritäten, schließlich stellt er nur 57.000 Flaschen her.
"Substance" ist ein Blanc de Blancs, ein Champagner aus Chardonnay-Trauben. Anders als die großen Marken schmeckt er nicht permanent identisch. Winzer Anselme Selosse produziert Champagner, die wie Wein je nach Lage und Jahrgang unterschiedlich ausfallen.
Selosse hat in der Nachbarschaft seiner Weinberge ein kleines, feines Hotel mit gerade mal zehn Zimmern eröffnet. Eine Nacht hier kostet zwischen 240 und 380 Euro - ohne Champagner. Zu buchen unter: www.selosse-lesavises.com
Bei Larmandier-Bernier werden die Champagner nicht nur in Holzfässern ausgebaut. Der Winzer nutzt einheimische Hefen, die sich bereits auf der Traubenschale befinden. Die meisten Kollegen nutzen Hefen aus dem Labor. "Das trägt zur Uniformisierung des Geschmacks bei" sagt Pierre Larmandier.
Die Trauben für den "Vieille Vigne de Cremant" stammen von Rebstöcken die 48 bis 75 Jahre alt sind. Ein erstklassiger Champagner mit ganz wenig Dosage (2/g/l) und leicht mineralischem Geschmack. Zu ordern bei www.larmandier.fr
Pierre Larmandier inmitten seiner Reben. Hier wachsen 85 Prozent Chardonnay-Trauben, der Rest ist Pinot Noir. Gelesen werden die Trauben von Hand.
Chardonnay-Trauben dominieren die Champagne zusammen mit Pinot Noir und Pinot Meunier. Früher wuchsen hier auch vier andere weiße Rebsorten namens Arbane, Petit Meslier, Pinot Blanc und Pinot Gris. Heute existieren solche Reben nur noch auf 0,5 Prozent der Anbaufläche.
Weinkeller in der Champagne, hier bei Jacques Selosse: Geduld ist wichtig für "Champagner-Macher". Für Jahrgangschampagner schreibt das Gesetz drei Jahre Lagerzeit vor. Die weitaus meisten Hersteller gönnen ihren Spitzenprodukten deutlich mehr.
Moutard heißt das einzige Champagner-Haus, das noch eine Cuvée aus 100 Prozent Arbane-Trauben herstellt. Lucien Moutard hat die alte Rebsorte 1952 gepflanzt. Gerade mal 3525 Flaschen wurden vom 2006er mit Aromen von Weinbergpfirsich, Äpfeln und Quitten hergestellt.
Ende des 19. Jahrhunderts verwüstete die Reblaus Frankreichs Weinberge. Resistent waren nur Amerikas Reben. Deshalb wurden europäische Reben auf die resistenten amerikanischen Wurzeln aufgepfropft. Nur zum Weinberg "Les Sables" in Oeuilly drang das Insekt nie vor. Dieser Champagner besteht aus Chardonnay-Trauben von "nicht aufgepfropften" Rebstöcken. Seine Weine können Sie kaufen unter www.tarlant.com
Günstig für das Gebotene ist der "Table ronde" von Lancelot Pienne. Ein ausgewogener Champagner ohne Dosage. Der Hersteller empfiehlt ihn zu Sushi, Jakobsmuscheln und Austern. www.champagne-lancelot-pienne.fr
Zum Abschluss eine Liste für den Einkauf: Hier können Sie Winzer-Champagner ordern: www.champagnedesousa.com; www.champagne-lancelot-pienne.fr; www.champagne-moutard.fr; www.tarlant.com. Oder auf diesen Websites: Gourmondo, Champagner-Genuss, Weinhalle, Einfachweinkaufen.
Der Autor: Jörg Zipprick, Jahrgang 1965, schreibt seit 1992 über Essen, Trinken und Genuss, der Gourmet und Gastro-Kritiker ist Kolumnist für wanted.de. Zudem verfasst er Artikel für den "Stern", "Beef!", das "Lufthansa Magazin", "Private Wealth", "Plaisirs" (Schweiz), "G-mag" (Frankreich) oder "Wine" in China.