Inselträume auf Rodrigues
Wie schimmernde Jade umhüllt die Lagune den Flecken Vulkanerde. Wenn sich bei Ebbe der Ozean über die Riffkante zurückzieht, ist es für die Rodriganer Zeit, aufs Meer zu gehen.
Früher war die Lagune wie ein Topf voller Fisch, doch diese Jahre sind vorbei. Zu viele Fische und Kraken wurden aus der Lagune geholt. Die Regierung hat inzwischen zu speziellen Zeiten und an einigen Plätzen Fangverbot erteilt - geholfen hat es wenig.
Für die Menschen dort ist der Fischfang aber ein Naturrecht. Auf das offene Meer fahren sie zum Fischen allerdings nicht hinaus, denn die meisten Rodriganer können nicht schwimmen.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Menschen auf Rodrigues zu gierig nach den Schätzen der Natur gegriffen haben. "Da sind viele Landschildkröten auf der Insel, manchmal 2000 bis 3000 auf einem Fleck. Man könnte über ihre Panzer gehen, ohne den Boden zu berühren", berichtete François Legat, der 1691 mit sieben Mann auf der Insel landete und zwei Jahre dort wie im Paradies lebte.
Immerhin weiß man heute von dem damaligen Naturreichtum und möchte einen Teil davon wieder aufleben lassen. Im Süden von Rodrigues gibt es mittlerweile wieder mehr als 1000 Schildkröten, die aus Mauritius umgesiedelt wurden. Publikumsmagnete sind die ehrwürdigen Alten. Ein 240 Kilogramm schweres Männchen ist schon fast 100 Jahre alt.
Hektik ist bei den Insulanern verpönt. Wer aus dem Haus geht, muss Zeit für ein Schwätzchen oder gar eine spontane Einladung zum Mittagessen einplanen. Fünf Ärzte gibt es auf der Insel, zwei Apotheken, eine Tankstelle - keine Ampel. Im Gefängnis sitzen derzeit elf Insassen ein - die Tür steht offen, und die Wärter spielen mit den Gefangenen Karten, so wird erzählt.
Luxus-Resorts wie auf Mauritius sucht man auf Rodrigues vergeblich. Preiswerte und sehr angenehme Unterkünfte bieten Gästehäuser wie die herzliche Herberge "Chez Claudine" an der Ostküste. Tatsächlich konnte sich diese Herberge 2007 mit einem Michelin-Stern für ihre Küche schmücken.