Zu Besuch beim Krabbenfischer
Die Fischerei ist immer noch die größte Einnahmequelle des beschaulichen Dorfes in der Krummhörn. Pro Tag und Boot fangen die Fischer rund 200 Kilo Nordseekrabben. Straßen sind nach Klaus Störtebeker benannt, Lokale heißen "Hafenkieker" oder "Fischers Fründ", es gibt ostfriesischen "Seebären"-Tee und "Nordseeschlamm"-Likör in den Souvenirgeschäften.
Auf den Speisekarten der Restaurants stehen Krabben in allen Variationen: Krabbensuppe, Krabbencocktail, Eierpfannkuchen mit Krabben, Krabbenbrötchen, Krabben auf Schwarzbrot oder mit Bratkartoffeln.
Eine Symbiose aus Folklore, Tradition und Neuzeit. Vor fast 30 Jahren haben sich die Bürger in einem Entscheid für den Tourismus ausgesprochen. Die Krabben werden jetzt in Marokko gepult.
Wenn durch die schmalen Straßen, die sich mit ihren liebevoll restaurierten Giebelhäuschen um den über 600 Jahre alten Hafen drängen, eine leichte Brise weht, kommt Seefahrer-Romantik auf.
"Es bringt Unglück, ein Schiff umzutaufen", sagen die Seemänner. Das Krabbenfischen ein gefährlicher Knochenjob. Es hat schon Unfälle gegeben, bei denen Fischer ums Leben gekommen sind.
Die Krummhörn mit ihrem Fischerdorf Greetsiel und den 18 Warfendörfern ist ein Gebiet der Superlative: In Rysum ist die älteste bespielbare Orgel Europas zu finden - trotz ihres hohen Alters von 556 Jahren erklingt sie noch immer jeden Sonntag.
Der Campener Leuchtturm, der wegen einer entfernten Ähnlichkeit auch stolz der "Eiffelturm der Nordsee" genannt wird, ist mit seinen 65 Metern der höchste Leuchtturm Deutschlands. Kleiner, aber trotzdem berühmter, ist das Leuchtfeuer in Pilsum. Seit Otto Waalkes den rot-gelben Turm 1989 als Kulisse für seinen Film "Der Außerfriesische" benutzt hat, ist es nicht mehr einsam auf dem Deich.
Einmal im Jahr nimmt Seebär und Krabbenfischer Jann-Tjado Gosselaar Touristen während des traditionellen Kutter-Korsos an Bord. Dann schmücken Gosselaar und seine Kollegen ihre Boote und fahren raus. Auf die Nordsee. Wie sie es immer machen. Nur eben mit ein paar staunenden Landratten an Bord.
Greetsiel lebt von der Krabbe. Oder wie es Nicole Ukena von der Touristikgesellschaft Krummhörn-Greetsiel sagt: "Das Dorf lebt vom Tourismus und der Tourismus lebt von der Fischerei."
Und den Touristen wird an jeder Ecke der kleinen Stadt etwas geboten. Wer nicht nur auf Seefahrer-Feeling aus ist, findet in Greetsiel auch eine Murmelarena, in der sogar die Deutschen Murmelmeisterschaften ausgetragen werden.