Deutschlands Markthallen
Wo waren eigentlich all die Hallen, während die Leute lieber zum Discounter gingen? In München lag die "Schranne" feinsäuberlich gestapelt auf dem Bauhof. Jahrzehntelang dämmerten die gusseisernen Säulen der 120 Jahre alten Markthalle vor sich hin.
Seit 2005 steht die Schrannenhalle wieder am Viktualienmarkt. Nach einer Bauchlandung des ersten Investors mit einer Mischung aus Varieté und Currywurst versucht es der aktuelle Betreiber nun mit einem schicken Feinkost-Gourmetkonzept.
Hauptmieter ist er Münchner Feinkostlöwe Michael Käfer.
Die Markthalle Nummer 9 in Berlin-Kreuzberg galt lange als prächtigste der einst 14 durchnummerierten Berliner Markthallen. Zuletzt freilich regierten nur noch Stillstand und Verfall in dem 120 Jahre alten Gründerzeitkleinod.
2011 schaffte dann eine Anwohnerinitiative den Umschwung: Seitdem herrscht wieder Markttreiben unter den gusseisernen Säulen. Vorerst zwei Tage die Woche - freitags und samstags - sind 35 Händler da.
Kleinmarkthalle? Selbst viele Frankfurter waren noch nie da, und Urlaubsgäste schon gar nicht. Unauffällig liegt die städtische Kleinmarkthalle mit ihrem versteckten Eingang zwischen Römerberg und der Einkaufsmeile Zeil samt deren riesigen Kaufhäusern.
Gastarbeiter aus der Türkei und Italien waren es wohl, die ab den Siebzigern die sanfte Wandlung "der Kleinmarkt" in ein Feinschmeckerparadies einleiteten. Sie wollten nicht Ravioli aus der Dose, sondern frischen Radicchio, brauchten bündelweise Petersilie, Couscous und Harissa. Das alles bieten die 50 Standbesitzer, von denen viele heute die Gastarbeiter von gestern sind.
Die Schwabenmetropole hat ihre Jugendstil-Markthalle über all die Jahre treu gepflegt. Heute danken es der Stadt Einheimische wie Gäste.
Im wunderbaren Jugendstilbau an der Dorotheenstraße bieten über 40 Händler Genüsse an. Gleich gegenüber vom alten Schloss wölbt sich über freiliegenden Trägern das Glasdach und überflutet Salate wie Obst mit mildem Tageslicht.
Beim Schlendern durch die Standreihen entdeckt man wilden Spargel, gebündelte Raukeblätter, echte Tomaten der Liebhabersorte Berner Rose. Und natürlich die Oliven aus Mallorca - das sind die kleinen, festen. Nicht verpassen sollte man bei all den Köstlichkeiten, einen Blick auf die Galerie zu werfen.
Welche Markthalle ist Deutschlands schönste? Das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber ein Schmuckstück ist die Alte Markthalle Kassel auf jeden Fall.
Das liegt nicht nur an dem prächtigen Gebäude, einem Renaissancebau in der Wildemannsgasse, sondern ebenso an den rund 70 exzellenten Betrieben unter dem historischen Dach.