Überlebensvorteil bei Hitze Wissenschaftler: Diese Frisur kühlt den Kopf
Haare wärmen und schützen. Und sie können den Kopf tatsächlich auch kühlen, haben Forscher herausgefunden.
Als unsere Vorfahren in der Hitze der afrikanischen Urheimat mit Hitze und Wassermangel kämpften, war lockiges Haupthaar ein Überlebensvorteil. Zu dieser Erkenntnis kommt ein Team um die Anthropologin Tina Lasisi von der University of Southern California. Und auch heutzutage sind gelockte Menschen besser dran, wenn die Sonne auf uns niederbrennt. Denn Locken halten den Kopf kühl, so Lasisi.
Modelpuppe speziell programmiert
Wie die Forscher im Fachmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" schildern, untersuchten sie in einer Reihe von Laborexperimenten an einer Modellpuppe, welchen Einfluss menschliches Haar auf die Wärmeregulation des Kopfes hat.
Die Puppe wurde speziell programmiert, um eine konstante Kopfhaut-Oberflächentemperatur von 35 Grad Celsius – so warm ist menschliche Kopfhaut – beizubehalten. Die Schwankungen im dafür benötigten elektrischen Strom zeigten den Wissenschaftlern, wie sich die künstliche Haut unter verschiedenen Laborbedingungen erwärmt oder abkühlt.
Um realitätsnahe Bedingungen nachzubilden, wurde der Puppenkopf:
- mit Lampen bestrahlt, die ähnlich wie Sonnenstrahlen wirkten,
- verschiedenen Windstärken ausgesetzt, um den Luftstrom zu simulieren,
- trockenem und feuchtem Klima ausgesetzt, ähnlich wie bei einem schwitzenden Menschen,
- kahl gelassen oder mit Perücken bedeckt, die glatt, leicht gelockt oder stark gelockt waren und aus echtem menschlichem Haar bestanden.
Alle Tests wurden bei einer Temperatur von 30 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von 60 Prozent durchgeführt. Das entspricht den Bedingungen, unter denen unsere Vorfahren in Äquatorialafrika lebten, wie die Forscher erläutern.
Dichte Locken sind wie ein Hitzeschild
Das Ergebnis:
Besonders beim Laufen und bei kahlem Kopf gab eine feuchte Kopfhaut kontinuierlich Wärme ab. Obwohl die drei Perücken das nicht vollständig verhindern konnten, reduzierten sie den Wärmeverlust erheblich.
Bei trockenem Haar oder kahlem Kopf bestand eher die Gefahr der Überhitzung. Alle drei Perücken boten Schutz, jedoch in unterschiedlichem Ausmaß.
Den optimalen Sonnenschutz boten dichte Locken. Unter ihrem Schutzschild erwärmte sich die künstliche Kopfhaut entweder kaum oder gab bei stärkerem Luftzug sogar Wärme ab.
Die Forscher um Lasisi sind aufgrund der Daten überzeugt davon, dass besonders dichte Locken dazu beitrügen, längere Trockenphasen zu überstehen – insbesondere in der Phase vor etwa zwei Millionen Jahren, als das Gehirn zu wachsen begann. Dass noch heute viele Menschen lockige Haare haben, könnte evolutionär damit zusammenhängen.
Was ist ein Australopithecus?
Australopithecinen sind eine ausgestorbene Gattung der Hominiden. Der Australopithecus lebte vor vier bis zwei Millionen Jahren. Bei einer Größe von etwa 1,20 Metern und einem Gewicht von im Schnitt 35 Kilogramm gehörte er zur kleinsten Gattung der Hominiden. Es gilt als wahrscheinlich, dass aus den Australopithecinen die Gattung Homo hervorging. Sein Gehirnvolumen (450 - 550 Kubikzentimeter) entsprach etwa einem Drittel der Gehirngröße des heutigen Homo sapiens.
Übrigens: Es ist noch immer unklar, zu welchem Zeitpunkt in der menschlichen Evolution sich lockiges Haar entwickelte. Die Forschergruppe hält es für möglich, dass diese Entwicklung bereits beim Australopithecus begann. Es sei noch zu untersuchen, ob Locken auch in kälteren Regionen von Vorteil gewesen sein könnten.
- Proceedings of the National Academy of Sciences: "Human scalp hair as a thermoregulatory adaptation" (englisch)