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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Urlaubsregionen in Flammen Verheerende Brände: Droht das auch bei uns?
Rund um das Mittelmeer wüten seit Tagen massive Waldbrände. Sind solche Dimensionen auch in Deutschland möglich? Eine Expertin klärt auf.
Viele Länder am Mittelmeer kämpfen derzeit gegen schwere Wald- und Flächenbrände. Vor allem Griechenland ist schwer getroffen. Dort bleibt die Brandgefahr in fast allen Regionen auch in den kommenden Tagen extrem hoch. "Wir erleben die schwierigsten Tage dieses Sommers", sagte ein Sprecher der Feuerwehr.
Den Behörden zufolge wurden allein auf der Ferieninsel Rhodos in den vergangenen Tagen mehr als 20.000 Menschen aus Häusern und Ferienanlagen evakuiert, rund 150 Quadratkilometer Wald und landwirtschaftlich genutztes Land sollen bereits zerstört worden sein.
Auch in Deutschland steigt die Gefahr von Waldbränden mit der Klimakrise zunehmend. Doch wie hoch ist das Risiko eines ähnlichen Szenarios?
Die Antwort auf diese Frage und warum die Brände im Mittelmeerraum so schwer unter Kontrolle zu bekommen sind, sehen Sie hier oder oben im Video.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Phänomene stecken dahinter? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
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Liebe t-online-User, heute geht es in Koschaks Klima Kosmos um die Frage, ob solch heftige Waldbrände, wie es derzeit auf Rhodos gibt und ob auf Sizilien, ob Waldbrände in dieser Dimension, in diesem Ausmaße auch in Deutschland möglich sind. Zum Glück kann man diese Frage hauptsächlich mit Nein beantworten. Allerdings ist das Ganze sehr vielschichtig. Wussten Sie, dass Deutschland eigentlich ohne uns Menschen komplett bewaldet wäre, außer direkt an der Nord und Ostsee, sowie oberhalb von 800 Metern? Wir hätten hier durchweg Mischwald. Allerdings wir Menschen haben durch den Städtebau, durch Landwirtschaft und Industrie so viele Wälder gerodet, dass nur noch 30 Prozent davon übrig sind und wir eigentlich keine richtig großen zusammenhängenden Waldflächen mehr haben. Gleich ist es am Mittelmeer und in Deutschland, dass immer noch ziemlich viele Monokulturen vorherrschend sind. Bei uns Kiefern und Fichtenwälder, die brennen natürlich deutlich schneller als so ein Mischwald.
Aber in Deutschland ist der Waldumbau schon ziemlich weit vorangeschritten. Da hat man schon vor 30, 40 Jahren mit angefangen. Das heißt, wir werden zunehmend Mischwälder haben, die ein bisschen resistenter gegen Brände sind. Das ist am Mittelmeer anders. Zudem gibt es dort viele Berge, und so ein Feuer arbeitet sich den Berg hoch und kann sich dann da richtig ausbreiten.
Und das große Problem ist, am Mittelmeer ist es sehr heiß. Das heißt, die Löschfahrzeuge, die kommen zum Teil gar nicht richtig an das Feuer heran, weil es einfach viel zu gefährlich ist. Wenn sich einmal so ein Brand so richtig ausgebreitet hat, dann noch Winde das Ganze anfachen, dann ist es wirklich sehr schwierig, erst mal anzufangen, Diesen Brand zu bekämpfen.
Und das ist in Deutschland besser. Die Waldüberwachung ist hier sehr, sehr gut in Deutschland. Ein Experte sagte mir hauptsächlich nach zehn Minuten weiß man, wo irgendwo was brennt. Löschfahrzeuge werden in Alarmbereitschaft gemacht und das heißt, die Brände werden sehr schnell gelöscht, sodass sie sich gar nicht so weit ausbreiten können und hier sind die Bedingungen besser, weil es am Mittelmeer einfach viel, viel heißer ist und man da an diese Brände nicht herankommt.
Also das ist der große Unterschied. Klar ist, vor allem auch bei uns brennen zunehmend mehr wieder Felder, weil wir auch wieder viel mehr Getreide anbauen. Und dieses Getreide, dass es viel schneller entzündbar. Also auch wir in Deutschland haben mit vielen Bränden in den Sommermonaten durch den Klimawandel zu kämpfen. Aber am Mittelmeer ist die Dimension einfach eine ganz, ganz andere.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigene Recherche