Baumpflege: 11 Tipps für einen optimalen Baumschnitt
"Wer Bäume wie Kugelahorn, Robinie, Birke oder Walnussbaum erst im Frühling stutzt, riskiert, dass sie nicht richtig wachsen", weiß der Gartenbautechniker Jörg Eggert. Die Gewächse treiben früh aus oder bluten beim Schneiden stark. Mit dem austretenden Saft verlieren sie Nährstoffe, was wiederum das Baumwachstum beeinträchtigt. Im Herbst enthält der Baum weniger Saft, verliert durch den Baumschnitt also auch weniger Nährstoffe. Für früh austreibende Gehölze ist der Winterschnitt wichtig, damit sie genug Zeit haben sich zu erholen und schön austreiben.
Abgesehen von Pfirsich und Süßkirsche sollten Obstbäume und Beeren-Sträucher von November bis April geschnitten werden. Wer zu spät schneidet, riskiert, dass der Baum nicht richtig austreibt und schließlich nur wenige Früchte trägt. Auf jeden Fall sollte man außerdem darauf achten, den Obstbaumschnitt nicht bei frostigen Temperaturen durchzuführen.Pfirsichbäume schneidet man im April oder Mai, weil bei diesen Bäumen auf die Blütenknospen geachtet werden muss. Süßkirschen werden im Sommer gleich nach der Kirschernte zurückgeschnitten.
Bei Bäumen, die sehr stark wachsen, aber nur wenige Früchte tragen, hat sich ein Sommerschnitt bewährt. Hierbei sollten vor allem die so genannten Wasserschosse, also die steil nach oben wachsenden Triebe, die das Bauminnere verdichten, entfernt werden. Diese Triebe sind anfälliger für Erkrankungen und lassen das Sonnenlicht schlechter zu den Früchten gelangen. Am besten entfernt man Wasserschosse durch Reißen und nicht durch Schneiden. Das Triebreißen ist gründlicher, es bilden sich an der Stelle nicht so leicht neue Wasserschosse.Im übrigen geht auch bei Obstbäumen, bei denen früher der Winterschnitt obligatorisch war, der Trend zunehmend zum Sommerschnitt beziehungsweise Spalier- und Formgehölzen werden immer beliebter. Diese Bäume müssen ohnehin immer wieder geschnitten werden.
Vor August sollte man den Sommerschnitt keinesfalls ausführen. Der Grund: Die Bäume könnten sonst noch einmal austreiben. "Ein später Neuaustrieb schadet den Gewächsen, da die Zweige bis zum Winter nicht stark genug werden", sagt der Gartenprofi. Es drohen Frostschäden.
Auch bei immergrünen Gehölzen, die oft in Hecken angepflanzt werden, erfolgt der Schnitt am besten nicht im Winter, sondern vor dem Austrieb im Frühjahr. Allerdings sollte man beachten, dass von März bis Oktober nur Formschnitte an Hecken erlaubt sind. Dazwischen gilt ein Bestandsschutz, um Brutstätten von Tieren nicht zu gefährden.
Aus Angst dem Baum zu schaden, schneiden sehr viele Hobbygärtner zu wenig ab. Wie so oft ist Angst auch hier ein schlechter Ratgeber. Zu viel Vorsicht schadet dem Gewächs. Die Äste wachsen nicht richtig nach und bleiben schwach, wenn sie nicht ausreichend zurückgestutzt wurden. Wer zu viel abschneidet, schadet dem Baum hingegen nicht. "Schlimmstenfalls verliert die Baumkrone ihre schöne Form", erklärt Eggert. Als Faustregel gilt: Ein Drittel des Triebes muss abgeschnitten werden. Die Äste von Obstbäumen können sogar um die Hälfte zurückgeschnitten werden.
Beim Stutzen sollte man darauf achten, den Zweig immer über der Knospe abzuschneiden. Wer unterhalb der Knospe schneidet, riskiere Pilzbefall, warnt der Garten-Experte Eggert. Allerdings ist es wichtig, wo man den Schnitt wie ansetzt. Am besten schneidet man in Höhe der Knospe und setzt den Schnitt leicht schräg an. So kann das Wasser abfließen und die Knospe hat noch einen gewissen Schutz durch den stehen bleibenden Zapfen.
Die idealen Werkzeuge sind entscheidend beim Baumschnitt. Sonst kann es zu Verletzungen und Quetschungen kommen und der Baum kann krank werden. Kleine Bäume bearbeitet man am besten mit einer Rosenschere oder einer kleinen Baumschere. Bei größeren Bäumen, deren Stamm etwa drei Finger dick ist, sollte man zu einer Kneifschere greifen. "Bei Bäumen, deren Stämme etwa armdick sind, ist eine Bügelsäge oder einer Säge mit feiner Zahnung die richtige Wahl", sagt Eggert.
Wichtig ist, dass man Äste und Triebe sauber abschneidet, damit das Holz nicht ausfranst. Dazu am besten den Schnitt leicht schräg nach außen ausführen – am besten möglichst dicht am Astansatz. Dann wächst die Schnittöffnung besser zu. Von der schrägen Schnittfläche kann das Wasser besser ablaufen, somit wird Pilzbefall vorgebeugt.
Damit der Baum genug Licht und Sauerstoff bekommt, sollten Triebe, die sich kreuzen oder parallel wachsen, bis auf einen Trieb alle entfernt werden. Abschneiden sollte man auch Triebe, die in die Mitte wachsen oder die zu nah am Leittrieb stehen. Auch abgestorbene, tief sitzende und kranke Äste müssen entfernt werden. "Wer diese Regeln beachtet, kann nichts falsch machen", sagt Eggert.
Zweige mit schwacher Verbindung zum Stamm oder dem nächsten starken Ast müssen geschnitten werden, damit sie nicht abbrechen. Auch Schösslinge gilt es zu entfernen. Sie wachsen am Fuß des Baum und können das Baumwachstum stören. Gleiches gilt für Wildtriebe, die meistens senkrecht auf Ästen oder Stamm wachsen.