Was verbirgt sich hinter diesen Firmennamen?
Firmennamen sind oft kryptische Abkürzungen, die sich im Sprachgebrauch verselbständigen und deren ursprüngliche Bedeutung kaum noch jemand kennt. Was steckt zum Beispiel hinter Hapag-Lloyd oder wie kam der Name DHL zustande? Klicken Sie sich durch!
Aldi (Einzelhandelskonzern): Bei der Namensgebung waren sich die Gründer noch einig. Aus Albrecht Discount wurde Aldi. Aber dann teilten die Albrecht-Brüder Deutschland und die Welt feinsäuberlich untereinander auf. Aldi Süd mit dem blau-orangenen Logo hat seine Firmenzentrale in Mülheim an der Ruhr, Aldi Nord mit dem weiß-blauen Signet sitzt in Essen.
Audi (Autohersteller, Ingolstadt): Audi ist die lateinische Form des Familiennamens von August Horch. Er hatte die von ihm gegründete August Horch & Cie Motorwagenwerke verlassen, musste ihr aber den Namen überlassen. Weil er weiter Autos bauen wollte, brauchte er einen neuen Firmennamen. Beide Firmen gingen später in der Auto-Union auf. Diese fusionierte 1970 mit NSU (das für den Firmensitz Neckarsulm steht und heute noch im Börsenkürzel von Audi weiterlebt) und benannte sich in Audi um.
BASF (Chemiekonzern, Ludwigshafen): Dass die Abkürzung für "Badische Anilin- und Soda-Fabrik" steht, wissen viele. Doch Ludwigshafen liegt bekanntlich in der Pfalz und nicht in Baden. In der Tat wurde die BASF 1865 in Mannheim gegründet, zog aber nach nur einer Woche auf die gegenüberliegende Rheinseite. Zu den ersten Produkten gehörte neben Soda, einem Grundstoff für Wasch- und Bleichmittel, auch das Anilin, einem Ausgangsstoff für Farben.
Degussa (heute Teil von Evonik, Spezialchemie, Essen): Fast handelt es sich um eine lupenreine Abkürzung für den Unternehmenszweck - Deutsche Gold- und Silber-Scheide-Anstalt. Seit dem Jahr 2000 gehört das Edelmetall-Geschäft aber nicht mehr zum Konzern. Evonik ist ein weiterer Kunstname, der angeblich vom lateinischen "evolvere" (sich entwickeln) abgeleitet ist.
DHL (US-Luftfrachtunternehmen, gehört heute zur Deutschen Post AG): Die Firmengründer gingen damals ganz pragmatisch vor. Adrian Dalsey, Larry Hillblom und Robert Lynn reihten 1969 einfach die Anfangsbuchstaben ihrer Familiennamen aneinander.
EADS (Luftfahrt- und Rüstungskonzern): European Aeronautic Defence and Space Company. Man wählte bewusst einen "neutralen" englischen Namen für die Mehrländer-Fusion. Der deutsche Vorgänger hatte in elf Jahren vier Mal sein Briefpapier ändern müssen: von Messerschmitt-Bölkow-Blohm (MBB) zur Deutsche Aerospace AG (Dasa), die dann zur Daimler-Benz Aerospace und schließlich zu DaimlerChrysler Aerospace wurde. Am 1. Januar 2014 stand die nächste Namensänderung an: Aus EADS wurde die Airbus Group.
Edeka (Einzelhandelskonzern, Hamburg): Anfangs wurde Edeka quasi noch "richtig" als "E.d.K." geschrieben, denn das ist die Abkürzung für "Einkaufsgenossenschaft der Kolonialwarenhändler im Halleschen Torbezirk zu Berlin" - gegründet 1898. Bereits 1911 wurde daraus dann "Edeka".
E.ON (Energiekonzern, Düsseldorf): Die E.ON AG folgte bei der Namenseinführung einem zunehmenden Trend zu Fantasienamen. Das E steht für Energie und ON soll an Einschalten erinnern. Den beiden Vorgängerunternehmen, aus denen E.ON im Jahr 2000 entstand, merkte man ihre Vergangenheit als preußische Staats-Holdings noch an: VEBA, die "Vereinigte Elektrizitäts- und Bergwerks AG" und VIAG, die "Vereinigte Industrieunternehmungen AG".
Gagfah (Wohnimmobilien, Luxemburg/ Essen): Was für viele ein Sinnbild für Finanzinvestoren ist, die mit der Renovierung von billigen Arbeiterwohnungen knausern, klang ursprünglich ganz anders: "Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten."
GEA (Maschinen- und Anlagenbau, Bochum): Die Abkürzung bedeutete ursprünglich "Gesellschaft für Entstaubungsanlagen". Heute wird der Firmenname als "Global Engineering Alliance" interpretiert. GEA ist der Nachfolger der Metallgesellschaft, später mg technologies. Darin aufgegangen ist unter anderem Lurgi, die als Metallurgische Gesellschaft gegründet worden war.
Hapag-Lloyd (Reederei, Hamburg): Das Unternehmen entstand aus der HAPAG (Hamburg-Amerikanische Packetfahrt-Actiengesellschaft) und dem Norddeutschen Lloyd. Die HAPAG fuhr ab 1847 keineswegs nur nach Amerika, sondern in die ganze Welt. 1970 fand die Fusion mit dem Norddeutschen Lloyd statt, der seit 1857 als Reederei tätig war.
Infineon (Computerchips, Neubiberg bei München): Bei der Entwicklung des Kunstnamens Infineon konnte es gar nicht unendlich und ewig genug zugehen - was gewissermaßen doppelt gemoppelt ist. Denn sowohl das englische INFINity (Unendlichkeit) als auch das griechische aEON (Ewigkeit) beziehen sich auf die zeitliche bzw. räumliche Unbegrenztheit.
KUKA (Roboterhersteller, Augsburg): Von einer Abkürzung zur nächsten... Früher hieß das Unternehmen IWKA (Industrie-Werke Karlsruhe Augsburg). Der jetzige Firmenname steht für "Keller und Knappich Augsburg".
KWS Saat (Saatguthersteller, Einbeck in Niedersachsen): KWS steht für "Kleinwanzlebener Saatzucht". Klein Wanzleben ist ein Dorf bei Magdeburg, wo das Unternehmen ursprünglich saß. Nach dem Zweiten Weltkrieg flüchtete die Firma in den Westen Deutschlands, erst dort wurde der Herkunftsort in den Namen aufgenommen. Börsenhändler kennen noch den Ursprung: Bei ihnen heißt die Aktie "Kleine Wanze".
Leoni (Autozulieferer, Nürnberg): Darauf kommt doch kein Mensch... Vor 14 Jahren hieß der Draht- und Kabel-Hersteller noch Leonische Werke AG. Angefangen hatte das Unternehmen nämlich mit Gold- und Messing-Drähtchen, aus denen vorwiegend Schmuck hergestellt wurde - ein Kunsthandwerk, das aus dem französischen Lyon überliefert wurde. Die Produkte wurden als Leonische Waren bezeichnet.
MAN (Lastwagen- und Motorenhersteller, München): Der Name entstand 1898 nach einer Fusion - Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg. Als eine der Wurzeln des Konzerns, der Druckmaschinenbauer MAN Roland, an einen Finanzinvestor verkauft wurde, musste der Name geändert werden. Das Ergebnis: Manroland.
MLP (Finanzdienstleister, Wiesloch bei Heidelberg): Eicke Marschollek und Manfred Lautenschläger gründeten die Firma und führten sie zusammen mit Partnern, daraus wurde MLP. Der ehemalige Konkurrent AWD (inzwischen SwissLife Select) hatte seine Abkürzung schlicht aus "Allgemeiner Wirtschafts-Dienst" gebildet.
Osram (Leuchtmittel-Hersteller, München): Bei Osram könnte man sich gut vorstellen, dass ein gewisser Waldemar Gottfried Osram einst eine Glühbirnen-Fabrik aus dem Boden stampfte. Doch dem ist nicht so. Vielmehr ist der Konzern nach den beiden chemischen Elementen benannt, die anfangs für klassische Glühbirnen gebraucht wurden: Osmium und Wolfram. Das Wolfram-Geschäft wurde allerdings 2008 verkauft.
Rewe (Einzelhandelskonzern, Köln): Rewe ist eine Genossenschaft, wie häufig im Lebensmittelhandel. Der Name steht für Revisionsverband der Westkauf-Genossenschaften. Gegründet wurde das Unternehmen 1927.
SAP (Software-Hersteller, Walldorf): Die SAP gibt es seit 1972. Damals gründeten fünf ehemalige IBM-Mitarbeiter ihr eigenes Unternehmen. Sie hätten beispielsweise aus den Anfangsbuchstaben der Nachnamen einen Firmennamen entwickeln können, entschieden sich aber für "Systemanalyse und Programmentwicklung GbR". Später wurde der Name noch umständlicher: "SAP GmbH Systeme, Anwendungen und Produkte in der Datenverarbeitung". Heute heißt das Unternehmen nur noch SAP AG.
SGL Carbon (Graphithersteller, Wiesbaden): Vor dem Börsengang 1995 war SGL Carbon ein Teil des Chemiekonzerns Hoechst AG. Der Name entstand bei der Fusion der SIGRI GmbH (ehemals "Siemens Elektrographit") mit der amerikanischen Great Lakes Carbon. "Carbon" steht für Kohlenstoff, der chemischen Grundlage für Graphit.
Stada (Arzneimittelhersteller, Bad Vilbel bei Frankfurt/ Main): Auch dieser Name hat mit der ursprünglichen Herkunft nur noch wenig zu tun. Stada steht für "Standardarzneimittel Deutscher Apotheker" und wurde 1895 als Apotheker-Genossenschaft in Dresden gegründet. 1956 zog das Unternehmen nach Bad Vilbel um, und 1970 wurde aus der Genossenschaft eine Aktiengesellschaft.
Tchibo (Mischkonzern, Hamburg): Der Name entstand aus Tchiling und Bohne. Namensgeber war Firmen-Mitgründer Carl Tchiling-Hiryan. Tchiling-Hyrian und Max Herz hatten Tchibo 1949 gegründet - als Kaffee-Versand per Post. Tchiling-Hyrians Doppelname ist übrigens nur virtuell. Er war armenischer Abstammung und hieß eigentlich Tchilinghyrian. Der Bindestrich sollte den Kunden die Aussprache erleichtern.
Varta (Batterien, Ellwangen in Baden-Württemberg): Im Gegensatz zu vielen nichtssagenden Firmennamen erklärt Varta ganz genau wofür es steht, es kann nur kaum jemand erklären. Varta ist ein sogenanntes Akronym aus Vertrieb, Aufladung und Reparatur transportabler Akkumulatoren. Präziser geht es kaum noch.
WMF (Besteck- und Kaffeemaschinen-Hersteller, Geislingen an der Steige): Und zum Schluss noch eine ganz pragmatische Abkürzung, die wiederum nicht allzu viel über den Unternehmenszweck aussagt. WMF steht für Württembergische Metallwaren-Fabrik.