Befürworter und Kritiker eines EZB-Anleihekaufprogramms
Der CDU-Politiker Wolfgang Bosbach sieht Anleihenkäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB) kritisch. Die Bank solle sich lieber um die Geldwertstabilität kümmern, sagt der Innenexperte.
CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt warnt die EZB vor Anleihenkäufen. Diese würden eine "Staatsfinanzierung durch die Hintertür" bedeuten und die Bank verlasse damit den "Pfad der Geldwertstabilität".
Der Obmann der Unionsfraktionen im Bundestagsfinanzausschuss, Hans Michelbach, fordert sogar eine grundlegende Reform der EZB. Die Stimmgewichte müssen dem nationalen Haftungsanteil entsprechen, fordert der Bayer.
SPD-Haushälter Carsten Schneider hält den Vorstoß eine "unkoordinierte und nicht legitimierte Intervention" sagte Schneider dem SPIEGEL (Heft 31/2012).
Der CDU-Haushaltsexperte Norbert Barthle sieht genauso wie seine Kollegen Michelbach und Schneider einen Anleohenkauf durch die Europäische Zentralbank kritisch. Er ist der Überzeugung, dass es nicht Aufgabe der EZB, "Staatsschulden aufzukaufen" sagte Barthle dem "SPIEGEL"
Bundesbank-Präsident Jens Weidmann sieht ein Anleihenkaufprogramm kritisch. Er findet, dass dies die Kompetenzen der Zentralbank überschreiten würde. Außerdem sieht er die Gefahr, dass die EZB von der Politik für ihre Ziele eingespannt wird.
Der Professor für Finanzwirtschaft an der Wissenschaftlichen Hochschule für Unternehmensführung (WHU) in Vallendar, Markus Rudolf, befürwortet eine solches Programm. Er vertritt die Ansicht, dass es einen nennenswerten Einfluss auf die Zinsen von Krisenländern haben kann.
Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Deutscher Banken (BDB), Michael Kemmer, befürwortet den Kauf von Staatsanleihen durch die EZB. Er fordert allerdings, dass dies nur ein kurzfristiger Zustand sein sollte, da sonst die Gefahr der Inflation rapide zunimmt.
IWF-Chefin Christine Lagarde lobt die Ankündigungen von EZB-Chef Draghi, den Euro zu stützen. Trotzdem findet sie, dass noch deutlich mehr unternommen werden kann, um die Krise zu lösen.