Die Angeklagten der Deutschen Bank
Fitschens Vorgänger, Josef Ackermann (67), hat Erfahrung mit spektakulären Gerichtsverfahren: Der Mannesmann-Prozess zwang den Schweizer von Januar 2004 an, sein Büro zeitweise mit der Anklagebank zu tauschen. Erst nach fast drei Jahren stellte das Düsseldorfer Landgericht den Prozess um Untreue bei der Zahlung üppiger Prämien im Zusammenhang mit der Mannesmann-Übernahme durch den Mobilfunkriesen Vodafone gegen Geldauflage ein. Zu Beginn des Prozesses entstand ein legendäres
Es waren nur wenige Sätze, die der damalige Chef der Deutschen Bank Anfang 2002 in ein Reportermikrofon sprach. Rolf Breuer zweifelte in dem kurzen Gespräch mit Bloomberg TV, das am 4. Februar 2002 veröffentlicht wurde, die Kreditwürdigkeit Leo Kirchs an. Dessen Medienkonzern ging wenig später unter. Zeitlebens machte Kirch dafür Breuer und die Deutsche Bank verantwortlich. Fast vergessen geriet über die Dauerfehde, dass Breuer für den Aufstieg der Deutschen Bank unter die großen Geldhäuser der Welt steht. Nachdem er 1997 das Ruder übernommen hatte, baute er gegen Widerstände das Investmentbanking aus. Von 2002 bis 2006 war Breuer Aufsichtsratschef der Bank. Freiwillig ging er nicht - Schuld war auch die Causa Kirch.
Eigentlich sollte der gebürtige Niedersache aus dem Dörfchen Harsefeld-Hollenbeck bei Stade den väterlichen Bauernhof übernehmen. Stattdessen beackert Jürgen Fitschen (66) einen Weltkonzern. 1987 kam er zur Deutschen Bank, 2001 rückte der Manager dort zum ersten Mal in den Vorstand auf. Seit Juni 2012 führt Fitschen den Dax-Konzern gemeinsam mit dem Investmentbanker Anshu Jain. Kurz nach seinem Antritt als Co-Chef verordnete er dem Frankfurter Finanzriesen einen "Kulturwandel". Als Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) würde er am liebsten gleich die ganze Branche mitreißen. Allerdings musste der langjährige Firmenkundenchef der Deutschen Bank für sein Haus einräumen, dass die Altlasten größer sind als erwartet.
Schon mit sechs Jahren bekam Clemens Börsig (66) sein erstes Wertpapier: Eine Schiffspfandobligation mit einem Acht-Prozent-Kupon, erworben für 100 D-Mark bei der Volksbank seiner badischen Heimatstadt Achern. Später wachte er als Finanzvorstand (2001-2006) und Aufsichtsratschef (Mai 2006 - Mai 2012) über das Zahlenwerk der größten deutschen Bank. Dort bekam Börsig viel Gegenwind: Ein Banker, so fanden Kritiker, sei aus dem Quereinsteiger nie geworden. 1999, nach 22 Berufsjahren in der Industrie (Mannesmann, Bosch, RWE) kam er zur Deutschen Bank. Bei der Regelung der Ackermann-Nachfolge holperte es: Im ersten Anlauf 2009 fand Börsig als Aufsichtsratschef keinen Kandidaten - und schlug sich dann selbst vor. Der Aufsichtsrat verlängerte aber lieber Ackermanns Vertrag. Mit Ackermanns Abtritt Ende Mai 2012 machte auch Börsig den Weg frei für einen Neuanfang.
Ein Urgestein der Deutschen Bank: 32 Jahre lang war von Tessen von Heydebreck (70) für die Deutsche Bank tätig, seit 1994 als Vorstandsmitglied. Ende Mai 2007 schied der damalige Personalchef aus Altersgründen aus dem Führungsgremium aus, blieb der Bank aber zunächst als Vorsitzender der Deutsche-Bank-Stiftung treu. In seiner aktiven Zeit zählte von Heydebreck zu den Architekten der "Deutschen Bank 24", die ab Herbst 1999 die weniger betuchten Privatkunden betreuen sollte. Das Projekt wurde zum Symbol für eine Zwei-Klassen-Kundschaft, nur drei Jahre später machte die Deutsche Bank die Ausgliederung des Privatkundengeschäfts rückgängig.