Vom Fernsprecher zum Handy: Wir zeigen die Meilensteine der Telefon-Geschichte
Johann Philipp Reis (1834-1874) mit seinem "Telephon" in der Hand. Am 26. Oktober 1861 stellte Reis in Frankfurt am Main den ersten funktionsfähigen Prototypen seines Gerätes zur elektrischen Übertragung von Tönen vor: das Telefon war geboren.
Die Fernsprechanlage von Johann Philipp Reis (Foto von 1961). Merkwürdige Worte waren das, die der hessische Physiklehrer in den Hörer sprach: "Das Pferd frisst keinen Gurkensalat", telefonierte er vor 150 Jahren in eine nahe gelegene Schule. Reis ahnte nicht, dass er mit diesem Satz die weltweite Kommunikation revolutionieren sollte.
Ein historischer Tischapparat OB-05 aus dem Jahr 1906, die Abkürzung OB steht für Ortsbatterie. Die frühen Telefone hatten keine Wählscheibe, sondern einen Kurbelinduktor um sich beim Fräulein vom Amt bemerkbar zu machen. Von dort wurde der Teilnehmer mit seinem Gesprächspartner verbunden.
In den 1870er Jahren brachte der britische Erfinder und Großunternehmer Alexander Graham Bell das Telefon zur Marktreife.
Telefonverbindungen konnten bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nur über eine manuelle Vermittlung aufgebaut werden. Diese Aufgabe wurde bald nur von Frauen erledigt, da ihre höheren Stimmen besser zu verstehen waren als die von Männern. "Das Fräulein vom Amt" war geboren.
Der historische Tischfernsprecher W48 (Wählscheibentelefon 48) aus den 1950er Jahren. Ob als Festnetzgerät in den Varianten schnurlos oder verkabelt oder als Handy in der Westentasche: Praktisch kein Gegenstand hat in den vergangenen 150 Jahren das Leben der Menschen derart verändert wie das Telefon.
Das "Fräulein vom Amt" ist inzwischen lange Vergangenheit. Vermittelt werden Telefonate im Selbstwählverfahren. Seit den 1970er Jahren lösten farbige Telefone wie der Fernsprechtischapparat FeTAp 615 die mittlerweilen ergrauten Apparate ab.
Anfang der 1980er setzte sich der Tastenwahlblock durch. Bekannt und weit verbreitet war das Tel 01 LX. Erhältlich war das Gerät – wie alle Bundespostapparate zuvor – nur in Miete: Für 2,90 DM monatlich sowie eine Einmalzahlung von 3,31 DM bekam man den Apparat, wahlweise in den Farben minzegrün, dunkelrot, sandbeige, ozeanblau oder kokosbraun.
Der Fernsprechapparat einer Telefonzelle der Deutschen Telekom. Die ersten Münzfernsprecher wurden schon 1899 aufgestellt, und zwar in Berlin.
Eine der typisch roten Telefonzellen in London. Die erste Telefonzelle in Deutschland stand 1881 als "Fernsprechkiosk" in Berlin, bezahlt wurde damals mit "Telephon-Billets".
Sechs gelbe Telefonzellen der Deutschen Bundespost mit davor wartenden Kunden, aufgenommen 1985.
Für die notwendige Grundversorgung an öffentlich zugänglichen kommen immer mehr Basistelefone zum Einsatz. Diese haben keine Zelle, benötigen keine Stromversorgung und sind somit rentabler.
Martin Cooper, Ingenieur bei Motorola und Miterfinder des Handys, mit einem Prototypen des Motorola Dynatac 8000X. In der Serienversion kostete das Gerät knapp 4000 Dollar, wog stolze 800 Gramm und hatte Energie für eine Stunde Dauergespräch. Trotz bescheidener technischer Daten wurde das erste Handy weltweit 300.000 mal verkauft.
Das erste Smartphone erblickte bereits 1993 das Licht der Welt. Das IBM Simon wurde ausschließlich über das Display bedient und verband die Funktionen von Handy, PDA, Fax und des Pagers. So hatten Nutzer Zugriff auf Funktionen wie E-Mail, Kalender, Adressbuch und Notizbuch. IBM und Bellsouth verkauften das IBM Simon nur in den USA – allerdings nur mit geringem Erfolg.
In Europa gilt hingegen das Nokia Communicator 9000 als das erste "echte" Smartphone. Es kam 1996 auf den Markt und konnte sowohl E-Mails als auch Faxe versenden und empfangen. Darüber hinaus konnte das Communicator 9000 sogar richtige Webseiten in HTML darstellen. Diese Fähigkeit war 1996 nicht einmal auf normalen PCs selbstverständlich. Gleichzeitig war es auch das erste Handy mit QWERTZ-Tastatur. Von "Smartphone" war offiziell aber noch keine Rede.
Eine weitere Innovation aus Deutschland: Das Siemens SL45 war das erste Handy, das MP3s abspielen konnte. Das Gerät kam 2001 auf den Markt. Im Lieferumfang befand sich neben einem In-Ear-Kopfhörer auch eine Speicherkarte mit 32 MB Fassungsvermögen. Der Nachfolger Siemens S45i war das erste Handy, das die Programmiersprache Java unterstützte und auf dem zusätzliche Software installiert werden konnte.
Das erste "echte" Musikhandy stammte dagegen von Motorola: Das Klapphandy MS350 beherrschte nicht nur den Umgang mit MP3s und Speicherkarten sondern verfügte auch über spezielle Knöpfe, um die Musikwiedergabe zu steuern. Erstaunlich, dass das erst 2005 auf den Markt kam.
2002 entwickelte Sony Ericsson mit dem P800 das erste Handy mit Farb-Touchscreen. Das Sony Ericsson galt als direkter Nachfolger des Smartphones R380.
Völlig neue Wege bei der Datenübertragung ging T-Mobile 2004 mit dem MDA III. Das Smartphone war das erste Handy mit WLAN – damals eine kleine Sensation. Gebaut wurde das Gerät übrigens von HTC. Damals nur Insidern bekannt, ist der taiwanesische Hersteller heute einer der großen Gewinner des Smartphone-Booms.
Ein Apple-Fan fotografiert sich mit seinem neuen iPhone 4S in London. Zwar brachte das erste Modell von 2007 kaum echte technische Neuerungen mit sich. Lediglich die Möglichkeit, den Touchscreen mit mehreren Fingern gleichzeitig zu bedienen, war neu. Doch durch die einfache und intuitive Bedienung konnte Apple von Anfang an bei der Kundschaft punkten. Als die Konkurrenz nachzog war der Smartphone-Boom geboren.