Wattenmeer: Weltnaturerbe neu entdeckt
Wahrzeichen am WattenmeerDer Leuchtturm Westerheversand mit seinen zwei Wärterhäuschen ist das meist fotografierte Schiffsleitfeuer an der deutschen Küste und das Wahrzeichen der nordfriesischen Halbinsel Eiderstedt. Es wurde im Mai 1908 in Betrieb genommen. Seit 1975 sorgt eine 2000 Watt starke "Xenon-Hochdruckentladungslampe" mit einer Lichtstärke von 183.000 Candela als Schiffsleitfeuer für die Seefahrt. Die Reichweite beträgt 22 Nautische Seemeilen (1 NM = 1.852 km), nachts bei guter Sicht an die 50 Kilometer. Das Feuer wird eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang gezündet. Nachdem jahrzehntelang Leuchtfeuerwärter ihren Dienst auf dem Leuchtturm versahen, wird er heute automatisch von der Stadt Tönning aus überwacht. Die beiden ehemaligen Wärterhäuser beherbergen eine Naturschutzstation des Nationalparks Wattenmeer, die von der Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer betreut wird.
Kurioser KlangkörperUnd wer bei einer Wattwanderung nicht nur die Augen, sondern auch die Ohren aufsperrt, kann bei Windstille das berühmte "Wattknistern" hören. Das ungewöhnliche Geräusch, das an platzende Wasserbläschen erinnert, wird von den Schlickkrebsen erzeugt.
Augen auf beim Wattwandern!Dem Betrachter erscheint das Wattenmeer auf seinen Spaziergängen oftmals eher als leblose Schlickwüste denn als einzigartiger Lebensraum. Das Wattenmeer in dieser Form ist einzigartig auf der Welt: Hier liegt eine der produktivsten und bedeutsamsten Lebensräume unserer Erde. Viertausend bekannte höhere Pflanzen- und Tierarten leben hier - viele sind an keinem anderen Ort unseres Planeten zu finden. Ein Quadratmeter Schlickwatt, so schätzt man, bietet Lebensraum für bis zu 40.000 tierische Kleinstorganismen.
Watt Ihr wollt!Wattvögel wie Strandläufer, Regenpfeifer und Schnepfen ernähren sich von Borstenwürmern und Kleinkrebsen, von Muscheln und Schnecken. Pfuhlschnepfe, Säbelschnäbler und Großer Brachvogel erreichen ihre Beute, auch wenn sie tief im Boden steckt. Sie erfühlen, ebenso wie Alpenstrandläufer und Knutt, ihre Nahrungstiere mit dem Schnabel. Auch Möwen leben vom Watt als Speisekammer - für sie sind Muscheln und Wattwürmer besonderer Leckerbissen. Der Mensch hingegen sammelt Wattwürmer fürs Angeln, denn der Pierwurm oder Pierer ist einer der meist verwendeten Naturköder.
Zuverlässiger Indikator für die Öko-QualitätDieser putzige Geselle und seine kegelförmigen Artgenossen stehen in der Nordsee am Ende der Nahrungskette. Das macht sie zu einem zuverlässigen Indikator für den ökologischen Zustand ihres Lebensraums. Als frühere Jagdtiere sind die Seehunde inzwischen geschützt. Aber sie finden sich noch immer auf den Roten Listen gefährdeter Tiere Deutschlands.
Ribbelmarken als FahrstraßeBei Ebbe bezeugen die Sandrippeln die nach unten wirkenden Reibungskräfte der Wellen. Solche Rippelmarken entstehen in überwiegend sandigen Substraten und sind manchmal so hart, dass man darauf fahren kann.
Hoch zu Ross durchs WattenmeerEin Ausritt in die Weite des Wattenmeeres ist ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst - auch die Pferde haben ihren Spaß. Denn für sie ist der Wattboden ein idealer Untergrund zum Traben und Galoppieren.
Kutschfahrten auf dem MeeresgrundEinzigartige Touristenattraktion: Der Sandrippelboden ist so stabil, dass man ihn sogar mit voll besetzten Wattwagen befahren kann. Die Kutschfahrten mit Pferd und Wagen - Watt für Wandermuffel.
Wandern ohne SchuheBei einer Wattwanderung lässt sich die einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, die verschiedenen Wattbodenarten, die Entstehung von Ebbe und Flut, die Salzwiesen und die Inseln hautnah erleben. Abhängig von der Beschaffenheit des Watts geht man im Sandwatt barfuß, dabei erhalten die Füße eine natürliche Massage. Im Schlickwatt hingegen trägt man hohe, geschlossene Stiefel - wegen der dort lebenden Muscheln. Aber Vorsicht: Eine Wattwanderung sollte von Unkundigen nur in Begleitung eines Wattführers gemacht werden. Denn bei Flut kann recht schnell der Rückweg abgeschnitten werden.
Free-TV aufs WattenmeerStillleben am Wattenmeer. Hier braucht man weder Fernseher noch Computer: Einfach auf die Bank lümmeln und den Blick aufs Meer genießen.
Die Pflanzenwelt im WattHöhere Pflanzen wachsen nur selten im tieferen Wattenmeer; einzig die Seegräser der Gattung Zostera haben den Sprung vom Land ins Watt geschafft. Seegräser sind die einzigen Blütenpflanzen der Meere.
Salzwiesen - hart im NehmenZwischen Meer und Festland befindet sich ein selten gewordenes Biotop: die sogenannten Salzwiesen des Wattenmeeres. Die insgesamt rund 30.000 Hektar große Fläche entsteht durch Schlickablagerungen vor dem Deich, dadurch liegt sie über der Hochwasserlinie. Die Folge: Die Salzwiesen sind nicht mehr den Gezeiten ausgeliefert und werden nur noch unregelmäßig überflutet - etwa im Winterhalbjahr und bei Sturmfluten. Auf den Salzwiesen hat sich eine hochspezialisierte Lebensgemeinschaft aus salzresistenten Pflanzen gebildet, darunter Strandgrasnelken, Strandflieder und (Vorland-) Queller - erkennbar an der typisch herbstlichen Rotfärbung. Die Pflanzen der Salzwiesen sind so widerstandsfähig, dass sie selbst unter diesen unwirtlichen Bedingungen überleben.
Seltenes Naturschauspiel im WattenmeerMeist sorgt der Golfstrom für milde Winter an der Nordseeküste. Die sogenannte "Nordatlantische Oszillation" - ein stark ausgeprägter Golfstrom, der für einen starken Luftdruckgegensatz zwischen Azorenhoch und Islandtief sorgt, hält die sibirische Kaltluft im Winter meist von Westeuropa fern. Deshalb kommt es nur selten zu einem Eiswinter im Wattenmeer.
Stille Watten Weites Meer ist im Delius-Klasing Verlag erschienen. 144 Seiten, 133 Farbfotos, Format 24,7 x 30,5 cmISBN 978-3-7688-3321-9Preis: € 24,90