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Zum journalistischen Leitbild von t-online."OpenFit Air" im Test Diese Kopfhörer halten die Ohren frei – so gut funktionieren sie
Kopfhörer von Shokz sind spätestens seit der Einführung der Knochenschalltechnologie 2015 bekannt. Wir haben eins der neuen Geräte getestet.
"OpenFit Air" und "OpenSwim Pro" heißen die neuen Modelle von Shokz, einem der führenden Hersteller von Open-Ear-Kopfhörern, bei denen der Gehörgang offen bleibt. Dadurch können Nutzer auch beim Musikhören die Geräusche des Alltags wahrnehmen und sind nicht komplett von ihrer Umgebung abgeschottet.
Vor allem Sportler setzen – sowohl beim Training als auch im Wettbewerb – auf die Geräte der Firma mit mehr als 3.800 Patenten im Open-Ear-Bereich. Nicht umsonst ist Shokz offizieller Partner des Deutschen Leichtathletik-Verbands. Die beiden neuen Produkte sind Weiterentwicklungen der bestehenden Modelle "OpenFit" und "OpenSwim".
"OpenSwim Pro" für den Einsatz unter Wasser
Der wasserdichte "OpenSwim Pro" ist ein sogenannter Multisport-Kopfhörer, der speziell für Athleten entwickelt wurde. Dank Schutzklasse IP68 lässt er sich sowohl im rauen Gelände als auch im Wasser zwei Stunden lang bis zu zwei Meter tief nutzen. Die Musik lässt sich dazu entweder per Bluetooth vom Handy streamen – oder direkt als MP3 von der mit 32 Gigabyte mehr als ausreichend großen Speicherkarte im Kopfhörer abspielen.
Der Kopfbügel bietet dabei die nötige Stabilität, um die Lautsprecher ganz leicht gegen die Ohrmuschel zu drücken. Dadurch liegen sie jederzeit angenehm auf, die ausgesendeten Vibrationen werden besser von den Gehörknöchelchen im Innenohr wahrgenommen und in Hörimpulse umgewandelt.
Im Gegensatz dazu ist der neue "OpenFit Air" etwas alltagstauglicher, weshalb wir uns diesen etwas genauer angesehen, vor allem aber angehört haben. Mit 139 Euro ist er auch deutlich günstiger als der "OpenSwim Pro" (199 Euro). Außerdem ist der "OpenFit Air" nicht nur für Sportler bestimmt, sondern soll auch im Alltag und in der Freizeit einsetzbar sein. Wir verraten in unserem Test, ob Shokz seine Versprechen hält.
Tragekomfort: guter Sitz oder Segelohr?
Für uns als Open-Ear-Neuling ist der "OpenFit Air" erst einmal gewöhnungsbedürftig. So lässt er sich bei den ersten Versuchen nur sehr mühselig aufsetzen. Gerade am Anfang ist die richtige Anpassung noch ein schmaler Grat zwischen gutem Sitz und Segelohr. Mit etwas Übung funktioniert das aber zum Glück auch einhändig relativ schnell. Anschließend noch kurz etwas vor- oder zurückdrehen, um die optimale Auflage zu finden.
Die größte Schwachstelle ist aus unserer Sicht aber der fehlende Auflagedruck, mit denen der Kopfhörer auf den Ohren liegt. Dadurch müssen wir die Lautstärke beim Hören von Musik oder Podcasts unterwegs mitunter bis zum Maximum aufdrehen, um in lauteren Umgebungen überhaupt etwas zu verstehen. Beim Telefonat in der Bahn haben wir zum Beispiel recht schnell das Telefon aus der Tasche geholt und doch lieber direkt ans Ohr gehalten.
Auf der anderen Seite sind das geringe Gewicht von 8,7 Gramm und die schlanke Optik auch gerade die Stärken des "OpenFit Air". Selbst die Transport- und Ladehülle ist angenehm handlich. Für unterwegs also eine deutlich praktischere Möglichkeit als ein Kopfhörer mit Bügel.
Sound: Musikgenuss klingt anders
Und doch müssen wir durch die Bauweise des Kopfhörers Abstriche bei der Musikqualität machen. Dank verschiedener Einstellungsmöglichkeiten innerhalb der Shokz-App konnten wir hier immerhin nachbessern und die recht schwachen Bässe etwas hervorheben. Nutzer, die sich bewusst für das "Open Ear"-Konzept entscheiden, um zu jeder Zeit die Umgebungsgeräusche parallel wahrnehmen zu können, nehmen das vermutlich in Kauf.
Doch so sinnvoll es in vielen Situationen ist, Umgebungsgeräusche – zum Beispiel auf der Straße – wahrzunehmen, von einem Musik-"Genuss" kann hier keine Rede sein. Dafür haben wir durch die Musik eine willkommene Ablenkung während einer Bahnfahrt oder auf dem Fahrrad, ohne im Straßenverkehr unser Leben zu riskieren, weil wir um uns herum nichts mitbekommen.
Denn auch wenn es sich anfangs nicht unbedingt so anfühlt – die Bügel des "OpenFit Air" sitzen erstaunlich fest auf dem Ohr. Auch schnellere Bewegungen wie der Sprint zum einfahrenden Zug waren kein Problem. So manche In-Ear-Kopfhörer – kleine Stöpsel, die direkt in den Gehörgang geschoben werden – wären da schon längst über den gesamten Bahnsteig gepurzelt.
Und überraschenderweise haben wir uns auch sehr schnell an das zunächst ungewohnte Tragegefühl gewöhnt. So sehr, dass wir zwischendurch sogar vergessen haben, dass wir den "OpenFit Air" noch aufgesetzt hatten. Selbst wenn die Musik noch läuft, klingt es so, als würde sie von irgendwo aus dem Hintergrund kommen – und nicht direkt an unserem Ohr sein.
Zubehör, Bedienung, App und Akku
Das Koppeln des Kopfhörers mit dem Smartphone verlief schnell und ohne Probleme. Die Shokz-App ist zur Nutzung des "OpenFit Air" nicht nötig, bietet aber zusätzliche Einstellungsmöglichkeiten für den Equalizer oder das sogenannte Multipoint Pairing, durch das sich zwei Geräte gleichzeitig mit dem Handy koppeln lassen.
Ein kleiner Kritikpunkt ist die Belegung der Funktionstasten "Doppeltippen" und "Drücken und halten", da diese leider nicht komplett flexibel sind, sondern ein Stück weit vorgegeben. Zwar dürften die verschiedenen Optionen für die meisten Menschen durchaus sinnvoll sein – aber eben nicht für alle.
Ein großer Pluspunkt ist dagegen das Ladeetui, das mit einer Aufladung bis zu 28 Stunden Laufzeit bietet. Wer die kleine Box lieber zu Hause lässt, hat mit dem Kopfhörer alleine auch schon bis zu sechs Stunden. In dringenden Fällen liefert eine zehnminütige Aufladung bis zu zwei Stunden Musik.
Fazit: Gute Kopfhörer, aber nicht überall sinnvoll
Insgesamt lässt sich sagen, dass der "OpenFit Air" von Shokz ein praktischer Kopfhörer ist – wenn auch nur für eine bestimmte Zielgruppe. Wer vor allem Wert auf perfekten Sound legt und für wen der Musikgenuss im Vordergrund steht, sollte sich nach anderen Modellen umsehen. Auch, wer sich mithilfe von ANC ("Active Noise Cancellation" / zu Deutsch: "aktive Geräuschunterdrückung") komplett abschotten möchte und nichts anderes mehr mitbekommen will, sollte lieber zu einer In-Ear-Variante greifen.
Denn damit lässt sich der "OpenFit Air" nicht vergleichen, das möchte er aber auch gar nicht. Mit einem Gewicht von 8,7 Gramm ist er aber kaum zu spüren und bietet beim Laufen oder Fahrradfahren eine angenehme Beschallung – ohne dabei die Außenwelt abzuschotten.
Auch im Büro trägt er dazu bei, dass sich, wer mag, durch die passende Hintergrundmusik besser auf die Arbeit konzentrieren kann. Doch wenn uns der Kollege anspricht, müssen wir nicht jedes Mal Pause drücken oder die Kopfhörer abnehmen, sondern können trotzdem zuhören.
Wer also vor allem Wert darauf legt, Musik nebenbei hören zu können, beim Sport oder beim Fahrradfahren gerne noch etwas von seiner Umgebung wahrnehmen oder einfach nur für andere Menschen ansprechbar bleiben möchte, der sollte für den "OpenFit Air" ein offenes Ohr haben.
- Eigener Test