Hier war "Star Trek" schon seiner Zeit voraus
Schneller als das Licht fliegen, den Körper zerlegen und wieder zusammenbauen oder mit dem Phaser schießen. Bereits in der ersten ausgestrahlten Folge "The Man Trap" ("Das Letzte seiner Art") sind diverse Errungenschaften aus einem fiktiven 23. Jahrhundert zu sehen. Der Physiker und Science-Fiction-Experte Sascha Vogel zeigt sich heute erstaunt, wie viel davon bereits in unserer Welt angekommen ist. Die einzelnen Punkte sind nach dem Erzählstrang der ersten Folge geordnet:
Noch vor dem Intro der ersten "Star Trek"-Folge ist auf einem überdimensional großen Bildschirm auf der Brücke der Enterprise ein fremder Planet zu sehen. "Das war in den 1960ern revolutionär, heute ist das kein Problem mehr", sagt Sascha Vogel, der an den Boom der flachen TV-Geräte zur Fußball-Heim-WM 2006 erinnert. Mittlerweile gehören Megascreens bei Konzerten oder im Fußballstadion zum Standard.
Die Crew "beamt" auf einen Planeten. Gemeint ist eine Art von Teleportation, bei der der Körper in seine Einzelteile zerlegt und am Zielort wieder zusammengebaut wird.
In der ersten "Star Trek"-Folge begenet die Außencrew um Captain Kirk einem außerirdischen Lebewesen, das sein Aussehen den Vorlieben des jeweiligen Betrachters anpassen kann. "Digital geht das ohne Probleme", sagt Physiker Vogel und verweist auf sogenannte Deepfakes, bei denen Menschen täuschend echt fremde Gesichter aufgesetzt werden können
McCoy untersucht einen Bewohner des Planeten mit einer tragbaren, multifunktionalen Konsole, die auch als medizinisches Instrument genutzt werden kann: den Tricorder. "Das gibt es noch nicht ganz in der Ausprägung, aber das ist nur eine Frage der Zeit", sagt Experte Vogel. Beispiele sind moderne Smart-Watches, die Körperfunktionen wie den Puls messen können.
Mit dem "Communicator" – ein Gerät, das einem Klapphandy ähnelt – konnte sich die Besatzung untereinander verständigen. In den 1960er Jahren war das noch Utopie, heute hat fast jeder Deutsche ein mobiles Telefon. "Da kann man einen Haken dran machen", erklärt Vogel. Die goldene Ära der Smartphones startete sogar mit einem gleichnamigen Modell. Der "Nokia 9000 Communicator" kam 1996 fast genau 30 Jahre nach Ausstrahlung der ersten "Star Trek"-Folge in den Handel.
Captain Kirk geht durch eine Tür, die sich automatisch öffnet und wieder schließt. Während in den 1960ern dafür noch getrickst werden musste, ist eine ähnliche Technik heute am Eingang eines fast jeden Supermarktes zu finden. "Damals war das revolutionär, heute sind einzelne Bauteile dafür, wie der Bewegungsmelder, preiswert zu haben", erklärt Vogel. In der Serie weist Kirk im Fahrstuhl zudem an, er wolle zur "Brücke".
Der "Phaser" ist eine bekannte Waffe im "Star Trek"-Universum. Sind solche Mini-Laserwaffen schon umsetzbar? "Bei der kleinen Größe wäre das ein riesengroßes Energieproblem", erklärt Vogel und verweist auf gigantische Laserwaffen, die die US Navy einsetzt.
Der Phaser ist nicht nur tödlich. Mit dem Modus "Phaser auf Betäubung" können Ziele außer Gefecht gesetzt werden. Ist das heute schon möglich? Mit einem Laser sei das noch nicht machbar, sagt Experte Vogel. Er nennt aber als Möglichkeit die etwa von der Polizei eingesetzten "Taser", die Zielpersonen durch elektrische Impulse ausschalten können.
In der ersten "Star Trek"-Folge kommt ein Wahrheitsserum zum Einsatz. Schon der Begriff klingt wie Hokuspokus - und das ist es nach Worten von Sascha Vogel auch. "Es gibt keine Substanz, die einen spontan die Wahrheit sagen lässt", erklärt der Experte. In unserer Welt seien aber Stoffe und Mittel vorhanden, die die Wahrnehmung benebeln und dazu führen sollen, im Dämmerzustand auszusagen. Als Beispiele nennt Vogel die Droge LSD oder das Narkosemittel Thiopental, das schon bei Verhören eingesetzt wurde.
Kurz vor Ende der ersten Folge gibt Kirk den Befehl, auf "Warp 1" zu gehen, um so den Orbit des Planeten zu verlassen. Das Star-Trek-Wiki "Memory Alpha" definiert Warp als "Überlichtgeschwindigkeit". Dass ein Raumschiff so beschleunigen könnte, ist laut Vogel nach aktuellem Stand aber undenkbar. Er verweist auf Einsteins Relativitätstheorie: "Es ist demnach nicht möglich, schneller als das Licht zu sein."