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Kurt Krömer konfrontiert Julian Reichelt: Beim Kokain kippt die Stimmung


Schlagabtausch mit Ex-"Bild"-Chef
"Sie machen sich auf ekelhafte Weise zum willigen Vollstrecker"

  • Steven Sowa
Von Steven Sowa

Aktualisiert am 14.11.2022Lesedauer: 4 Min.
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"Chez Krömer": Julian Reichelt zu Gast in der RBB-Talkshow von Kurt Krömer.Vergrößern des Bildes
"Chez Krömer": Julian Reichelt zu Gast in der RBB-Talkshow von Kurt Krömer. (Quelle: rbb/Carolin Ubl)

In seiner Fernsehsendung trägt Kurt Krömer keine Samthandschuhe. Ob ihm die konfrontative Gesprächsführung auch bei Ex-"Bild"-Chef Julian Reichelt gelingt?

Es ist Freitagabend in Berlin, der Admiralspalast bis zum letzten Platz gefüllt. Als Kurt Krömer an diesem 11. November die Bühne für sein "Die Gönnung steigt"-Programm betritt, dauert es keine halbe Stunde, bis er seine Sendung "Chez Krömer" thematisiert. Julian Reichelt sei sein nächster Gast, erzählt der Comedian und beendet den Satz, indem er ein Kotzgeräusch imitiert.

Noch einmal blickt er ins Publikum, hält sich die Hände vor das Gesicht und gibt vor, sich übergeben zu müssen. Kurt Krömer, so muss man das verstehen, findet Julian Reichelt zum Kotzen. Tatsächlich hat die Aufzeichnung der Sendung wenige Wochen zuvor stattgefunden – und als übel ist das dort Produzierte in vielerlei Hinsicht gut beschrieben.

"Sie machen sich zum willigen Vollstrecker, auf sehr ekelhafte Weise." Sätze wie dieser fliegen durch die Luft des vom RBB als "Verhörraum" betitelten Fernsehstudios. Die Stimmung ist – gelinde gesagt – angespannt. Kurt Krömer hat in seine Sendung geladen und Julian Reichelt ist dem Angebot gefolgt. Nun sitzt er bei einem öffentlich-rechtlichen Sender und muss sich bei "Chez Krömer" unangenehme Fragen gefallen lassen.

Der 47-jährige RBB-Moderator ist nicht dafür bekannt, seinen Gästen eine Wohlfühlatmosphäre zu bieten. Im Gegenteil. Ein schmuckloser Raum, ein einfacher Holztisch, auf dem nur ein Aschenbecher, ein altes Telefon und zwei Gläser stehen. Darin also diesmal zwei Männer über 40, die unterschiedlicher nicht sein könnten.

"Achtung, Reichelt!" wird zur Nebensache

Kurt Krömer, bürgerlich Alexander Bojcan, der kürzlich seine Depression öffentlich machte, alleinerziehender Vater von vier Kindern, seit fast 20 Jahren beim RBB. Ihm gegenüber Julian Reichelt, ehemaliger "Bild"-Chefredakteur, der im Oktober 2021 nach Vorwürfen des Machtmissbrauchs seinen Posten verlor und seit diesem Jahr einen eigenen YouTube-Kanal betreibt.

Doch Letzteres wird zur Nebensache, Krömer degradiert den neuen Internetauftritt des Boulevardjournalisten zur Randnotiz, räumt dem Kanal "Achtung, Reichelt!" mit 225.000 Abonnenten lediglich die letzten drei Minuten seiner halbstündigen Sendung ein. Nur dessen undurchsichtige Finanzierung scheint von Interesse: "Wie werden die Leute bezahlt?", will Krömer mit Blick auf einige ehemalige "Bild"-Mitarbeiter wissen, die Reichelt abgeworben hat. Antwort: "Das ist vertraulich."

Nach Recherchen von t-online gibt es Hinweise, dass der Mediemacher mit dem konservativen Milliardär Frank Gotthardt kooperiert. Kurt Krömer erwähnt den Namen ebenfalls, deutet an, dass Gotthardt für die Bezahlung der inzwischen rund 20 Mitarbeiter verantwortlich ist. Doch Reichelt wiegelt ab, schweigt, versucht die Spitzen Krömers wegzulächeln.

"Das ist halt mein Privatleben"

Eine Strategie, die schon zuvor in dem Gespräch zu beobachten ist. Denn die sprichwörtlichen Fetzen fliegen vor allem bei einem Thema: dem des unrühmlichen Endes von Reichelts "Bild"-Karriere. Nach Recherchen des Ippen-Investigativteams, der "New York Times" und des "Spiegel" wird ihm Machtmissbrauch im Umgang mit Kolleginnen vorgeworfen. Krömer braucht in seiner Sendung 13 Minuten, bis er das Thema anspricht – beißt sich dann aber an einem überraschend schmallippigen Julian Reichelt die Zähne aus.

Reichelt betrachtet diese "abscheuliche, abstoßende und verleumderische Berichterstattung als Teil einer Kampagne, die sich meines Privatlebens ermächtigt hat". Er werde deshalb dazu nichts sagen, weil es sein "Privatleben" betreffe. Ein Argument, das er in der Folge gebetsmühlenartig wiederholt. "Dazu werde ich einfach nichts mehr sagen", "Das ist halt mein Privatleben", "Das sind die Dinge, über die ich nicht mehr sprechen werde, weil sie einfach mein Privatleben berühren".

Das Ende der Zusammenarbeit mit Reichelt hatte Springer im Oktober so begründet: "Als Folge von Presserecherchen hatte das Unternehmen in den letzten Tagen neue Erkenntnisse über das aktuelle Verhalten von Julian Reichelt gewonnen. Diesen Informationen ist das Unternehmen nachgegangen. Dabei hat der Vorstand erfahren, dass Julian Reichelt auch nach Abschluss des Compliance-Verfahrens im Frühjahr 2021 Privates und Berufliches nicht klar getrennt und dem Vorstand darüber die Unwahrheit gesagt hat."

Bei Kurt Krömer gibt Julian Reichelt nun zu: Von Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner sei er "enttäuscht". Doch viel mehr bekommt der RBB-Moderator nicht aus ihm heraus. Auch nicht, als er eine anonymisierte "Betroffene", wie Krömer sie nennt, per Einspieler in den Verhörraum holt. Sie arbeite im "beruflichen Umfeld" von Reichelt und könne bestätigen, dass dieser "Kokain konsumiert". "Ich kann mich an einen Abend erinnern, an dem er fünf bis sieben Lines gezogen hat, und ich kann mir nicht vorstellen, dass er am nächsten Tag schon nüchtern war", so die nicht namentlich genannte Frau.

Drogenvorwürfe streitet Reichelt vehement ab

Der 42-Jährige bestreitet die Vorwürfe, verneint mehrmals Krömers Frage, ob er Drogen nehme. Den Einspieler bezeichnet er als "anonymisierten Schmutz". Es ist der Moment, in dem die Stimmung zwischen den beiden Männern endgültig kippt. "Sie machen hier etwas, das unlauter ist, und das verbitte ich mir. Wenn Sie das weiter machen, dann kann ich hier nicht weiter daran teilnehmen", sagt Reichelt, der dem Moderator unterstellt: "Das ist das, was Sie so abstoßend finden." Gemeint ist damit die vermeintlich tendenziöse Methode, mit der Krömer sein Gegenüber aus der Reserve locken will.

Kurt Krömer zeigt sich unbeeindruckt, bohrt immer wieder nach bei dem Thema, dringt darauf, dass sein Gegenüber mit der Sprache herausrückt. "Jetzt hören Sie doch mal auf, dass Sie sich hier als Opfer darstellen", entgegnet er Reichelt, der nun sichtbar wütend ist, und holt anschließend eine Klageschrift aus seinem Schrank. Eine Frau in den USA, die unter Reichelt bei der "Bild" gearbeitet habe, klage nun gegen das Boulevardblatt und Springer. "Hier drin steht 15 Mal, dass sie sich als Opfer gesehen hat", zitiert Krömer aus dem Papier.

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Reichelt hält diese Vorwürfe für "vollständig gelogen und erfunden" – und holt dann zu dem bereits eingangs zitierten Gegenschlag aus. "Sie machen sich zum willigen Vollstrecker, auf sehr ekelhafte Weise." Es ist wohl der rhetorische Tiefpunkt in dieser an verbalen Scharmützeln nicht armen TV-Auseinandersetzung – und man kann alle verstehen, denen danach übel ist.

Folge drei der neuen Staffel "Chez Krömer" mit Julian Reichelt wird am Montag dem 14.11.2022 online ab 18.00 Uhr in der ARD Mediathek oder bei YouTube zu sehen sein. Die lineare Ausstrahlung im RBB erfolgt am 15.11 um 22.15 Uhr.

Verwendete Quellen
  • RBB: "Chez Krömer" vom 14. November 2022 (Vorabsichtung)
  • Eigene Beobachtungen am 11. November im Admiralspalast
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