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Islamischer Staat soll Kobane mit Chemiewaffen angegriffen haben


Wie Assad und Saddam Hussein
IS soll Kobane mit Giftgas angegriffen haben

Von dpa, afp, t-online
Aktualisiert am 22.10.2014Lesedauer: 3 Min.
Angriff auf Kobane: Jetzt soll der IS Giftgas eingesetzt habenVergrößern des Bildes
Angriff auf Kobane: Jetzt soll der IS Giftgas eingesetzt haben (Quelle: dpa-bilder)

Nachdem der "Islamische Staat" (IS) militärisch nicht mehr vorankommt, will er die Kurden in Kobane nun womöglich buchstäblich ausräuchern: Zumindest nach Angaben der in Kobane herrschenden Partei der Demokratischen Union (PYD), hat der IS dort in der vergangenen Nacht Giftgas eingesetzt.

Das hat die PYD-Politikerin Asya Abdullah der BBC berichtet. Auch das in Frankfurt ansässige "Kurdische Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit" berichtet unter Berufung auf Abdullah darüber. Demnach habe der IS im Osten der Stadt möglicherweise Chemiewaffen eingesetzt.

Atemnot und Ohnmachtsanfälle

"Eine Vielzahl von Menschen, allesamt Zivilisten, beklagten Atemnot, Rötungen an Augen und Haut sowie Ohnmachtsanfälle", wird sie auf der Homepage des Zentrums zitiert. Um allerdings abschließend zu überprüfen, ob dies die Folge eines Chemiewaffeneinsatzes sei, fehle es dem Ärzteteam von Kobane am Equipment.

Greift der IS jetzt gezielt zu den Killermethoden der Diktatoren Baschar al-Assad und Saddam Hussein? Beide hatten bei mehreren Gelegenheiten im Kampf gegen die eigene Bevölkerung Giftgas eingesetzt - im Falle Saddams trafen die Angriffe im Jahr 1988 die irakischen Kurden der Stadt Halabdscha.

Bislang keine Bestätigung für Giftgas-Verdacht

Immer wieder war in den vergangenen Wochen berichtet worden, der IS versuche sich an der Herstellung von Senfgas. Bereits Im Juli soll der IS in Kobane Giftgas eingesetzt haben, wie ein israelisches Magazin berichtete.

Von Seiten der YPG, der kurdischen Volksschutzeinheiten, die die umkämpfte Enklave verteidigen, gab es zunächst keine Stellungnahme. Auch die für gewöhnlich gut informierte syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte wollte sich nicht äußern: "Ich werde keine solche Behauptung aufstellen, bevor es keine Bestätigung von Befehlshabern der YPG gibt", sagte Rami Abdel Rahman, Leiter Beobachtungsstelle am Mittwoch.

Nach Angaben der syrischen Beobachtungsstelle hatten IS-Kämpfer in der Nacht den kurdischen Verteidigern erneut schwer zugesetzt: Es habe mehrere heftige Explosionen gegeben. Bei Kämpfen im Osten der Stadt seien mindestens 30 Dschihadisten und elf YPG-Kämpfer getötet worden. Die IS-Kämpfer würden wie in den Tagen zuvor weitere Verstärkung aus dem Umland zusammenziehen.

UN sieht Völkermordversuch an irakischen Kurden

Indessen haben die Vereinten Nationen der Dschihadistenmiliz einen "versuchten Völkermord" an der religiösen Minderheit der Jesiden im Irak vorgeworfen. Der UN-Menschenrechtsvertreter Ivan Simonovic sagte am Dienstag in New York nach seiner Rückkehr aus Gebieten im Nordirak, es gebe Beweise dafür, dass die IS-Kämpfer versucht hätten, die Jesiden auszulöschen, indem sie zum Übertritt zum Islam gezwungen oder umgebracht worden seien. Das Vorgehen des IS sei gleichbedeutend mit Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Simonovic hatte sich in den Städten Erbil, Bagdad und Dohuk mit Regierungsvertretern und Vertriebenen getroffen, darunter mit 30 Jesiden. Diese hätten unter anderem von einer Massenhinrichtung von Jesiden in einer Schule berichtet, nachdem diese sich geweigert hätten, zum Islam überzutreten.

Vor den radikalen Kämpfern waren in den vergangenen Wochen zehntausende Jesiden aus mehreren nordirakischen Städten geflohen. Das Schicksal von hunderten vermissten Frauen und Kindern ist unklar.

Waffenpalette landete auf der falschen Seite

Eine Militärallianz unter US-Führung geht derzeit gegen den IS vor und greift im Irak und in Syrien Stellungen der Dschihadisten an. Seit dem Wochenende versorgt die US-Luftwaffe die in der syrischen Stadt Kobane kämpfenden Kurden außerdem aus der Luft mit Waffen und Medizin.

Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte vom Dienstag zufolge soll dabei mindestens eine, möglicherweise auch mehrere für die Kurden bestimmte Lieferung in die Hände des IS gefallen sein. Die USA hatten zuvor bestätigt, dass eine Ladung fehlgeleitet worden sei, diese sei aber rechtzeitig zerstört worden. Mögliche weitere Probleme würden geprüft.

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