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10.000 gerettete Rehkitze: Drohnen retten Tierbabys vor Mähdreschern


In der Morgendämmerung
Deshalb kreisen jetzt Drohnen über viele Felder und Wiesen


Aktualisiert am 21.04.2024Lesedauer: 3 Min.
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Aktuell sind wieder Drohnen zur Tierrettung unterwegs.Vergrößern des Bildes
Aktuell sind wieder Drohnen zur Tierrettung unterwegs. (Quelle: SimonSkafar/getty-images-bilder)

Deutschlands Jäger und Wildtierschützer sind wieder unterwegs, um Tierbabys zu retten – mit Drohnen. Das ist der Grund.

Sie kreisen kurz vor dem Morgengrauen über Grünroggenfeldern und Wiesen – mit Wärmebildkameras bestückte Drohnen. Operiert werden sie von Deutschlands Jägern und Wildtierrettern. Ihre Mission: Tierkinder und Gelege aufspüren und vor der Mahd in Sicherheit bringen.

Was ein bisschen klingt wie aus einem Science-Fiction-Film, ist für Drohnenpiloten und Landwirte in Deutschland Routine. Jedes Jahr arbeiten sie in der Brut- und Setzzeit von Mitte Mai bis Mitte Juni Hand in Hand, damit beim Mähen der Felder mit den scharfen Messern der Kreiselmäher nicht versehentlich Jungtiere getötet werden.

"Im vergangenen Jahr konnten die Teams der Deutschen Wildtierrettung über 10.000 Rehkitze retten", erklärt Torsten Reinwald vom Deutschen Jagdverband (DJV) t-online. "Der Tierschutz ist für uns Jäger das höchste Gut. Jetzt, wo unsere Natur die reinste Kinderstube ist, sind wir besonders gefragt", sagt der Biologe.

Leider sterben jährlich immer noch Tausende Jungtiere bei Zusammenstößen mit Maschinen. Oft auch, weil Landwirte oder Pächter ihre Felder nicht kontrollieren. Wie zuletzt an Pfingsten in der Oberpfalz, wo zwei getötete Kitze gefunden wurden und die Polizei wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ermittelt.

Warum fliehen Rehkitze nicht?

Wilde Tiere wie Rehe und Hasen verstecken ihre Nachkommen vor Feinden wie dem Fuchs am liebsten im Schutz hoher Gräser und Getreidehalme. "Die Eltern behalten ihre Jungen aus der Ferne im Auge, kommen aber nur etwa ein bis zwei Mal am Tag zum Säugen vorbei", erklärt Reinwald.

Und warum fliehen sie nicht, wenn sie einen Mähtraktor hören? Nähert sich Gefahr, reagieren Tierkinder – anders als ihre ausgewachsenen Artgenossen – mit dem sogenannten Drückinstinkt. Statt zu flüchten, verharren die Tiere regungslos in ihrem Versteck und pressen sich an den Boden. Gegenüber Fressfeinden hat sich diese Methode bewährt. In der heutigen, intensiven Landwirtschaft wird das Versteck jedoch schnell zur Falle.

Ein riesiges Feld abzugehen und auf Jungtiere zu kontrollieren, ist allerdings so gut wie unmöglich. Hier kommen seit etwa fünf Jahren die Drohnen ins Spiel.

So funktioniert der Drohneneinsatz

Für deutsche Landwirte ist der Tierschutz Pflicht. Sie sind angehalten, vor der ersten Mahd ihre Felder abzusuchen. Setzen sie auf den Einsatz von Drohnen und Wärmebildkameras, rücken spezialisierte Jäger oder Tierschützer mitten in der Nacht an, um ihre Kraken fliegen zu lassen. Reinwald erklärt: "Weil die Drohnen mit Wärmebildkameras bestückt sind, muss der Einsatz in der Morgendämmerung durchgeführt werden."

Wo ein kleines, wildes Herz schlägt, leuchtet es rot und die Wildtierschützer müssen nur noch zugreifen. Dabei wird so wenig Körperkontakt wie möglich hergestellt. "Das Tierkind wird mit Handschuhen gegriffen und in eine Box oder einen Wäschekorb gebettet. Wenn die Wiese gemäht ist, lassen wir es an Ort und Stelle wieder frei", erzählt Reinwald.

Die Methode sorgt bei Jungen und Elterntieren zwar für einen kurzen Zeitraum für Stress, doch der Eingriff bleibt ohne Folgen. Denn die Tiere finden sich danach schnell wieder.

Die Effektivität der Drohnensuche ist dabei mittlerweile so weit fortgeschritten, dass neben Rehkitzen auch tennisballgroße Junghasen mit geübtem Pilotenauge sicher gefunden werden. Nach Angaben der Deutschen Wildtierrettung können auf diese Art in einer Stunde mittlerweile bis zu zehn Hektar Fläche abgesucht werden.

Rehkitzschutz wird zum Artenschutz

Die Drohnenpiloten sind mittlerweile aber auch Artenschützer, denn sie halten nicht nur nach Kitzen und Junghasen Ausschau, sondern auch nach Bodenbrütern. Denn während Tod und Verstümmelung bei Rehkitzen dringende Tierschutzprobleme sind, bedeutet die Zerstörung von Gelegen und Küken enorme Rückschläge für den Artenschutz.

Übrigens!

Wildtierschützer und Drohnenpiloten arbeiten in Deutschland in der Rehkitzrettung ehrenamtlich. Das Bundeslandwirtschaftsministerium hilft seit Kurzem bei der Finanzierung der Technik mit.

"Den Kiebitz, den Großen Brachvogel oder den Wachtelkönig werden wir in unseren Grünlandregionen nur erhalten, wenn wir den Mähtod eindämmen“, sagt Dr. Andreas Kinser, Leiter Natur- und Artenschutz der Deutschen Wildtier Stiftung. "Zum Glück bietet die Rehkitzrettung für den Wiesenvogelschutz eine riesige Chance: Rehkitzretter sind mit dem nötigen Know-how auch effektive Wiesenvogelschützer."

Verwendete Quellen
  • Interview mit dem Jäger und Biologen Torsten Reinwald (Deutscher Jagdverband, DJV)
  • Material des Deutschen Jagdverbandes
  • Presse- und Fotomaterial der Deutschen Wildtierrettung
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