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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Familie im Umbruch Müssen wir den Begriff Familie neu definieren?
Patchworkfamilien, Regenbogenfamilien, Alleinerziehende - das Repertoire an mehr oder weniger anerkannten Familienvarianten neben der klassischen Form ist in unserer Gesellschaft reicher geworden. Insbesondere das Ehe- und Familienrecht hat darauf reagiert. Ist dies aber schon bei allen Menschen in der Gesellschaft angekommen? Oder müssen wir unseren Familienbegriff neu definieren?
Längst ist die "wilde Ehe" kein Experiment der Hippie-Zeit mehr, sondern für viele Menschen ein Lebensmodell. Die beiden Väter holen ihr Kind aus der Kita ab, der Freund des Sohnes lebt die halbe Woche in der Familie der Mutter, die andere Hälfte in der neuen Familie des Vaters, der andere Freund lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter zusammen, die Tochter hat einen homosexuellen Lehrer, der jetzt seinen Partner heiratet und man selbst ist auf die Hochzeit einer geschiedenen Freundin eingeladen, die einen Mann mit Kindern aus zwei vorangegangenen Beziehungen heiratet. Keiner muss sich mehr verstecken, vieles wird toleriert und thematisiert.
Neue Formen der Familie - breites Spektrum
Nicht jeder heißt alle Formen gut, doch verleugnen kann sie niemand mehr, auch nicht der Papst und seine Bischöfe. Der Papst hat rund um den Globus nachgefragt, wie die katholische Kirche Ehe, Familie und Sexualität sieht. Die Ergebnisse stellen die Weltkirche vor eine große Herausforderung.
Rund 30 Prozent der Weltbevölkerung bekennen sich zum Christentum, etwa die Hälfte davon, rund 1,1 Milliarden Menschen, sind katholisch. Damit wird diese Veranstaltung Symptom einer kleinen Revolution, Denkt diese etablierte Institution Kirche um? Zu dem Themenkomplex zählen auch Scheidung, Verhütung, Abtreibung und Homo-Ehe. Viele Kirchenmitglieder üben Kritik an der Haltung der Kirche, die zahlreiche Menschen ausgrenze und frustriere.
Weichenstellung beim Thema Familie und Sexualität?
Kirchenkenner sprechen von einer Weichenstellung durch Papst Franziskus. Skeptiker sagen: Bei Ehe und Familie müssen zwar neue Realitäten anerkannt werden, die kirchliche Lehre wird sich aber nicht ändern.
Die Kirche hält zwar daran fest, dass die Ehe zwischen Mann und Frau Grundlage der Familie sei. Vor allem in Europa und Amerika seien aber "wilde Ehen" längst keine Experimente mehr, sondern stabile Lebensformen. Alle Bischofskonferenzen hätten sich zwar gegen eine Neudefinition der Ehe ausgesprochen. Beispielsweise gegenüber der Homo-Ehe müsse die Kirche aber eine respektvolle, nicht verurteilende Haltung finden.
Brauchen wir eine neue Definition von "Familie"?
Themen, die auch außerhalb der Kirche aufgegriffen werden. Schließlich war es auch ein langer Prozess, bis gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften rechtlich gleichgestellt wurden oder homosexuelle Paare Kinder adoptieren konnten. Themen, mit denen sich auch Nicht-Katholiken nicht immer leicht tun. Denn nicht für alle ist der Variantenreichtum der Familienformen schon eine Selbstverständlichkeit. Manche fragen sich: Braucht unsere Gesellschaft eine neue Definition des Begriffs "Familie"?