Kanzler-Straucheln beim Joggen Aiwanger war gestern, die Augenklappe ist heute
Die subjektive Sicht des Autors auf das Thema. Niemand muss diese Meinung übernehmen, aber sie kann zum Nachdenken anregen.
Was Meinungen von Nachrichten unterscheidet.Die Augenklappe von Olaf Scholz lädt zum Spott ein. Dabei hat ein joggender Kanzler seinen Vorgängern einiges voraus.
Zunächst einmal gilt Olaf Scholz unser geballtes Mitleid. Wer sich dermaßen die rechte Gesichtshälfte verschandelt, muss schon ganz schön übel gestürzt sein. Vielleicht ist er über einen Stein gestolpert, vielleicht hat er eine Wurzel übersehen, vielleicht ist er beim prüfenden Blick auf den verdunkelten Himmel ins Straucheln geraten.
Leider kennen wir noch nicht den gesamten Hergang des dramatisch heruntergespielten Unfalls, aber die harten Jungs aus den Recherche-Einheiten werden nicht ruhen, bis sie die Wahrheit und nichts als die Wahrheit herausgefunden haben. Wir erwarten ihre Erkenntnisse voller Spannung. Aiwanger war gestern, die Augenklappe ist heute.
Ja, Joggen ist gefährlich. Fußgänger sind grundsätzlich unberechenbar, Radfahrer gemeingefährlich, von den Wildschweinen, die den Weg kreuzen, nicht zu reden. In den schlimmsten Fällen hat das tödliche Konsequenzen: 2013 etwa kam der Präsident der Universität Bayreuth, bekannt durch die Plagiats-Affäre von Karl-Theodor zu Guttenberg, beim Joggen zu Tode. Er war auf der Kölner Rheinpromenade unterwegs gewesen, überquerte einen Bahnübergang bei Rot und ein Zug erfasste ihn. Oder die US-Schauspielerin Reese Witherspoon ("Sweet Home Alabama"), die in Santa Monica über einen Zebrastreifen nach Hause joggen wollte, als ein Automobil sie erfasste. Überlebt hat sie, mit Schrammen und Prellungen, ähnlich wie der Kanzler.
Im Joggen liegt auch ein großer Vorteil
Wie das immer so ist, fallen unsereins bei einem neuen Sportunfall noch viel schlimmere Vorkommnisse ein, hinter denen die Augenklappe und die Gesichtsblessuren von Olaf Scholz verblassen. Dabei sollten wir aber nicht vergessen, welch ungeheurer Vorteil darin liegt, dass ein deutscher Kanzler sich gleichbleibend schlank joggt, anstatt sich mit Saumagen vollzustopfen (Kohl) oder Currywürste in sich hineinzuschaufeln (Schröder). Schon einmal aus diesem Grund überlassen wir anspielungsreiche Witzchen der Konkurrenz, etwa wie: Nicht mal das Joggen kriegt dieser Kanzler hin oder sicherlich hat ihm einer seiner Bodyguards im Auftrag von Putin in die Beine getreten.
Wer joggt, hat meine Sympathie. Vielleicht bewältigt Olaf Scholz die Irrsinnsbelastung im Kanzleramt auf diese Weise besser. Vielleicht trägt der gelegentlich Adrenalinschub zur Erheiterung seines Gemüts bei. Deshalb möchten wir ihm zurufen: Weiter joggen, Herr Bundeskanzler! Nur schade um die rechte Augenklappe, denn mit der Klappe auf dem linken Auge sähe er wenigstens aus wie der frühere israelische Verteidigungsminister und Kriegsheld Mosche Dajan, was ihm natürlich in Zeiten des Ukraine-Krieges die Sympathien des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj eingebracht hätte. Aber sei’s drum, man kann nicht alles haben.
Und wenn Olaf Scholz jetzt das Joggen vergangen sein sollte, bleibt immer noch der Trost, den der ewige Zigarrenraucher Winston Churchill spendete. Gefragt nach dem Geheimnis seines hohen Alters, antwortete er: "No sports".