Abschluss der Weltklimakonferenz "Der Kampf gegen die Öl-Lobby scheint verloren"
Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Die Weltklimakonferenz in Dubai ist beendet. Erstmals wurde eine Abkehr von fossilen Energieträgern beschlossen – allerdings nicht verbindlich. Ist das nun ein Erfolg?
Umstieg, aber kein Ausstieg: Bei der Weltklimakonferenz in Dubai wurde ein Kompromiss für das Abschlussabkommen gefunden und verabschiedet: Darin wird nun zu einem "Übergang" weg von fossilen Energien aufgerufen. Länder wie Deutschland hatten in langen Verhandlungen erreicht, dass der vorherige Textentwurf verschärft wurde. Sie setzten sich aber nicht mit ihrer Forderung nach einem weltweiten Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas durch. Lesen Sie hier die Ergebnisse im Überblick.
Ist das Abkommen der Weltklimakonferenz nun also ein Erfolg?
Ein wichtiger Erfolg, der nicht kleingeredet werden sollte
28 Jahre sind eine lange Zeit, sie entspricht in etwa einer Generation. So lange trifft sich die Weltgemeinschaft nun schon, um zu debattieren, wie der menschengemachte Klimawandel eingedämmt werden kann. Eine Generation lang hat es also gedauert, bis die UN-Klimakonferenz erstmals zu einem "Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen" aufruft. Zum ersten Mal wird damit die weltweite Abkehr von allen fossilen Energien in einem Dokument festgehalten – neben Kohle also auch von Erdöl und Erdgas.
Das Ende des fossilen Zeitalters steht endlich schwarz auf weiß in einem Beschluss der Weltgemeinschaft. Das ist ohne Zweifel ein wichtiger Erfolg, der nicht kleingeredet werden sollte.
Denn der Druck der erdölexportierenden Länder in Dubai war enorm. Wäre es nach ihnen gegangen, gäbe es keine Abkehr oder einen "Übergang weg von" Erdöl und Gas. Wie groß ihr Einfluss ist, zeigte sich in dem Entwurf, der am Montag vorgelegt wurde: Da war lediglich von einer "Verringerung" der Förderung und der Nutzung von fossilen Brennstoffen die Rede.
Nun werden die Staaten klar dazu aufgefordert, sich von Öl und Gas zu verabschieden. Und zugleich erklären sie, die erneuerbaren Energien zu verdreifachen und die Energieeffizienz bis 2030 zu verdoppeln. Zusammen mit diesem Bekenntnis wird klar, in welche Richtung die Entwicklung jetzt geht.
Sicherlich wäre mehr wünschenswert gewesen. Nicht umsonst haben sich mehr als 130 Staaten für eine klarere und verbindlichere Abschlusserklärung starkgemacht und bis zuletzt um diesen Kompromiss gerungen. Bemerkenswert dabei: Sogar die USA gehörten trotz ihrer eigenen Öl- und Gaslobby zu diesen Ländern.
Nur, eine Vereinbarung zu treffen, der rund 200 Länder zustimmen, ist eine Herkulesaufgabe: Die Interessen einer vom Untergang bedrohten Pazifikinsel stehen denen von Ländern, die ihren Reichtum aus Öl und Gas ziehen, diametral entgegen. Bis zuletzt wurde daher um einzelne Wörter gerungen. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als ob es keine Einigung geben könnte. Doch was wäre dann gewonnen gewesen?
Die Staatengemeinschaft hat nun bewiesen: Sie ist zu einer klaren Botschaft an die Welt fähig: Fossile Brennstoffe haben keine Zukunft mehr. Darauf werden sich nun auch die Öl- und Gaslobbyisten dieser Welt einstellen müssen.
Der Kampf gegen die Öl- und Gas-Lobby scheint verloren
Nicht nur Länder, deren Existenz durch den Klimawandel bedroht ist, hatten Hoffnung in die Weltklimakonferenz (COP) in Dubai gesetzt. Sondern auch all jene, die wissen, wie es um die Zukunft des Planeten bestellt ist, wenn nicht sofort gehandelt wird. In Dubai hätte sich die Staatengemeinschaft zusammenraufen und das verbindliche Ende der fossilen Energieträger beschließen können. Passiert ist das allerdings nicht. Zwar schärfte die Konferenz ihren Beschluss noch einmal nach und einigte sich auf einen Übergang weg von fossilen Energien – von einer verbindlichen Abkehr ist in dem 21-seitigen Papier allerdings nichts zu lesen.
Allerdings: Was will man auch von einer Weltklimakonferenz in Dubai erwarten? Das ist so, als würde eine Weltkonferenz zu Frauenrechten im Iran abgehalten werden. Vor der Konferenz hatte die Organisation erdölexportierender Länder (Opec) einen Brief an ihre Mitgliedstaaten geschickt, in dem sie dazu aufforderte, gegen den Ausstieg aus fossilen Energien zu kämpfen.
Das Ergebnis der Konferenz dürfte die Opec freuen. Es ist ein Sieg für die starke Öl- und Gaslobby, die dank des Ausrichters Dubai eine gute Verhandlungsposition auf der COP28 hatte.
Die Gründe dafür liegen auf der Hand: Im Beschluss der Weltklimakonferenz ist die Zielvorgabe enthalten, die weltweiten Kapazitäten an erneuerbaren Energien bis 2030 zu verdreifachen und die Energieeffizienz im selben Zeitraum zu verdoppeln. Das ist zwar besser als nichts, aber angesichts der sich verschärfenden Klimakrise schlicht zu wenig. Experten zufolge ist die Beschränkung der Erderwärmung um 1,5 Grad dann nicht mehr zu erreichen.
Leiden werden unter diesem verwaschenen Beschlussentwurf auf lange Sicht vermutlich nicht die reichen Länder der Opec, die es sich leisten können, das Leben der fossilen Lobbyisten bis zum endgültigen Klimakollaps so angenehm wie möglich zu gestalten. Es wird zuerst vulnerable Staaten wie Tonga, Somalia oder Vanuatu treffen, die besonders unter dem steigenden Meeresspiegel und andauernden Dürreperioden leiden werden.
Vor acht Jahren beschlossen die Länder der Welt das Pariser Klimaschutzabkommen, mit dem die Erderwärmung auf "deutlich unter zwei Grad" begrenzt werden soll. Dessen Einhaltung gilt unter Experten als kaum noch erreichbar. Selbst dann nicht, wenn die Länder der Welt es schaffen, die Emissionen radikal zu verringern.
Vielleicht müssen sich die Länder, die einen endgültigen Ausstieg aus den Fossilen wollen, eingestehen, dass die Opec zu mächtig ist. Dass wir gegen die prall gefüllten Konten der Scheichs und ihre äußerst erfolgreiche Lobbyarbeit nicht ankommen. Es wäre das Eingeständnis, dass die Welt den Kampf gegen die starke Lobby der fossilen Energieträger verloren hat.
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