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Von Inseln und Enzymen: Sieben Fakten über die Bauchspeicheldrüse


Oft unterschätzt
Von Inseln und Enzymen – sieben Fakten über die Bauchspeicheldrüse


Aktualisiert am 22.12.2023Lesedauer: 4 Min.
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Für diesen Beitrag haben wir alle relevanten Fakten sorgfältig recherchiert. Eine Beeinflussung durch Dritte findet nicht statt.

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Eine Person hält das Modell einer Bauchspeicheldrüse in den Händen.Vergrößern des Bildes
Die Bauchspeicheldrüse hat vor allem zwei Aufgaben. (Quelle: Shidlovski/getty-images-bilder)

Welche Aufgaben hat die Bauchspeicheldrüse? Wo sitzt sie genau? Und kann der Mensch auch ohne sie leben? Sieben spannende Fakten über das kleine Organ.

Klein, aber oho: Die Bauchspeicheldrüse wiegt nicht mehr als eine Tafel Schokolade, muss aber einiges leisten. Sie erfüllt gleich mehrere wichtige Funktionen im menschlichen Körper. Welche, erfahren Sie in den folgenden Kapiteln.

1. Die Bauchspeicheldrüse hat einen Kopf, …

… einen Körper und einen Schwanz. So bezeichnen Fachleute die drei Abschnitte, in die sich das Organ unterteilen lässt.

Die Bauchspeicheldrüse hat eine bananenähnliche Form und liegt quer im Oberbauch hinter dem Magen. Der Kopf befindet sich in der Nähe des Zwölffingerdarms. Daran schließt sich der Körper an, der in den an die Milz grenzenden Schwanz mündet.

2. Ihre Funktionen blieben lange unentdeckt

Vermutlich hat schon Hippokrates die Bauchspeicheldrüse gekannt – wofür sie jedoch da ist, blieb lange Zeit im Verborgenen.

Noch im 16. Jahrhundert wurde die Bauchspeicheldrüse schlichtweg für ein "Kissen des Magens" gehalten. Der Chirurg Andreas Vesalius erstellte im Jahr 1539 zwar präzise Zeichnungen über das Organ, ohne jedoch dessen Aufgaben im Körper zu verstehen.

Erst im Jahr 1642, als der Anatom Johann Georg Wirsung den Ausführungsgang der Bauchspeicheldrüse entdeckte, begannen Fachleute, sich intensiv damit zu beschäftigen.

Heute ist bekannt, dass die Bauchspeicheldrüse zwei lebenswichtige Funktionen erfüllt. Welche das sind, erfahren sie in Fakt 3 und 4!

3. Ohne Bauchspeicheldrüse keine geregelte Verdauung

Eine Aufgabe der Bauchspeicheldrüse ist es, die Nahrung im Darm mithilfe von Enzymen in einzelne Bestandteile aufzuspalten.

Hierfür produzieren bestimmte Drüsenzellen der Bauchspeicheldrüse einen Verdauungssaft. Die Drüsenzellen werden auch exokrine (nach außen abgebende) Drüsenzellen genannt, da der Verdauungssaft nicht im Organ verbleibt, sondern über einen Ausführungsgang in den Dünndarm gelangt. Dieser Ausführungsgang vereint sich normalerweise mit dem Hauptgallengang der Gallenblase, bevor beide gemeinsam in den Dünndarm münden.

Im Dünndarm angekommen, kann der Verdauungssaft wirken: Er enthält Enzyme, welche unter anderem Fette, Eiweiße und Kohlenhydrate aus der Nahrung in kleinere Einheiten zerlegen. Auf diese Weise können die im Essen enthaltenden Nährstoffe ins Blut gelangen.

Jeden Tag bilden die exokrinen Drüsenzellen der Bauchspeicheldrüse zwischen 1,5 und 2 Liter Verdauungssaft. Wie viel Verdauungssaft wann in den Darm gelangt, reguliert ein Ringmuskel an der Mündung zum Dünndarm.

Produzieren die exokrinen Zellen keinen oder zu wenig Verdauungssaft, kann der Darm die Nahrung nicht mehr richtig verwerten. Wichtige Nährstoffe geraten dann nicht ins Blut, sondern werden ausgeschieden. Die Bauchspeicheldrüse spielt daher eine wichtige Rolle bei der Verdauung. Lesen Sie hierzu auch "Durchfall nach dem Essen – ist es die Bauchspeicheldrüse?".

4. "Inseln" regulieren den Blutzucker

Neben den exokrinen Drüsenzellen verfügt die Bauchspeicheldrüse auch über sogenannte endokrine (nach innen abgebende) Zellen. Sie sind für die zweite wichtige Funktion der Bauchspeicheldrüse zuständig: die Regulierung des Blutzuckerspiegels. Aufgabe der endokrinen Zellen ist, den Blutzuckerspiegel den ganzen Tag über möglichst konstant zu halten. Hierfür geben sie Hormone direkt ins Blut ab: Insulin und Glukagon.

Die endokrinen Zellen sind in kleinen, inselartigen Gruppen über das Gewebe der Bauchspeicheldrüse verteilt. Nach ihrem Entdecker Paul Langerhans werden diese Gruppen auch Langerhans-Inseln genannt – und die zugehörigen Zellen sind auch als Inselzellen bekannt.

Nach dem Essen gerät Zucker aus der Nahrung in den Blutkreislauf: Der Blutzuckerspiegel steigt. Die Bauchspeicheldrüse reagiert darauf, indem ihre Inselzellen das Hormon Insulin ausschütten. Es bewirkt, dass der Zucker aus dem Blut in die Körperzellen gelangt und dort seine Funktion als Energielieferant erfüllt. Auch wird Zucker mithilfe des Insulins in den Muskeln und der Leber gespeichert. Darüber hinaus hemmt Insulin die weitere Produktion von Zucker in der Leber. Die Folge der Insulinausschüttung: Der Blutzuckerspiegel sinkt.

Ist der Blutzuckerspiegel hingegen zu niedrig, geben die Inselzellen Glukagon ab. Es trägt in der Leber dazu bei, Eiweiße in Zucker umzuwandeln und sorgt dafür, dass in der Leber gespeicherter Zucker ins Blut abgegeben wird. Glukagon hat also den gegenteiligen Effekt wie Insulin, denn es lässt den Blutzuckerspiegel ansteigen.

5. Diabetes ist die häufigste Erkrankung der Bauchspeicheldrüse

Von Bauchspeicheldrüsenentzündung bis hin zu Krebs: Die Bauchspeicheldrüse kann auf verschiedene Weise erkranken.

Die häufigste Erkrankung des Organs ist Diabetes mellitus. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen sind derzeit weltweit davon betroffen – Tendenz steigend.

Bei Diabetes bildet die Bauchspeicheldrüse entweder zu wenig oder gar kein Insulin oder das Hormon verliert an Wirksamkeit. Die Folge ist ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel. Dieser kann im Laufe der Zeit Schäden an Nerven, Blutgefäßen und Organen zur Folge haben. Fachleute unterscheiden vor allem zwei Formen von Diabetes: Typ 1 und Typ 2.

Diabetes Typ 1 entsteht durch eine Autoimmunreaktion. Dabei zerstört das Immunsystem nach und nach die Inselzellen, die für die Insulinproduktion zuständig sind. Meist macht sich Diabetes Typ 1 schon im Kindes- oder Jugendalter bemerkbar. Um den Insulinmangel auszugleichen, müssen Betroffene lebenslang Insulin von außen zuführen.

Bei Menschen mit dem deutlich häufigeren Typ-2-Diabetes verliert das Insulin nach und nach seine Wirkung: Es entsteht eine sogenannte Insulinresistenz. Anfangs versucht die Bauchspeicheldrüse, als Ausgleich noch mehr Insulin zu produzieren – was jedoch dazu führt, dass das Organ überlastet ist und mitunter gar kein Insulin mehr bildet. Im Gegensatz zum Diabetes Typ 1 lässt sich Typ-2-Diabetes durch einen gesunden Lebensstil vorbeugen und günstig beeinflussen. Oft ist die Erkrankung eine Folge des sogenannten metabolischen Syndroms, welches durch Übergewicht, Bluthochdruck sowie Störungen des Zucker- und Fettstoffwechsels gekennzeichnet ist.

6. Der Mensch kann ohne Bauchspeicheldrüse leben, …

… aber nur mit Hilfsmitteln. Ohne Bauchspeicheldrüse kann der Körper den Blutzuckerspiegel nicht regulieren. Menschen, deren Bauchspeicheldrüse entfernt wurde, müssen daher lebenslang Insulin zuführen. Da ihnen auch das Hormon Glukagon fehlt, das bei einem zu niedrigen Blutzuckerspiegel aktiv wird, kommt es bei Betroffenen häufiger zu starken Blutzuckerschwankungen beziehungsweise einer Unterzuckerung.

Darüber hinaus müssen Personen ohne Bauchspeicheldrüse lebenslang Verdauungsenzyme einnehmen, damit die Nahrung aufgespalten werden kann.

Eine komplette Entfernung der Bauchspeicheldrüse kann zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs infrage kommen. Häufig werden bei dem Eingriff zusätzlich ein Teil des Magens sowie die Milz und die Gallenblase entfernt.

5. Die Bauchspeicheldrüse lässt sich transplantieren

Im Jahr 2022 unterzogen sich in Deutschland 44 Personen einer Bauchspeicheldrüsentransplantation, Ende desselben Jahres standen noch 317 Menschen auf der Warteliste.

Die Transplantation einer Bauchspeicheldrüse ist zumeist kein lebensrettender Eingriff, sondern dient der Verbesserung der Lebensqualität. Daher müssen Ärztinnen und Ärzte Risken und Nutzen sorgfältig gegeneinander abwägen. Infrage kommt die Transplantation vor allem in bestimmten Fällen von Typ-1-Diabetes. Häufig erhalten die Betroffenen dann zugleich eine Spenderniere.

Ein Jahr nach der Operation sind rund 79 von 100 der transplantierten Organe noch funktionsfähig, nach fünf Jahren sind es circa 68.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Online-Informationen der Deutschen Stiftung Organtransplantation: www.dso.de (Abrufdatum: 21.12.2023)
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