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Angriffe auf Politiker: Ist Wahlkampf auf den Straßen in Hamburg sicher?


"Passen Sie auf sich auf"
Wie sicher sind Wahlkämpfe auf Hamburgs Straßen?

Von t-online, BvB

11.05.2024Lesedauer: 3 Min.
Svenja Koch (SPD) und Antje Müller (CDU, v.l.n.r.): Die beiden Frauen kandidieren in Hamburg für die Bezirksversammlung. Sie haben t-online von ihren Erfahrungen beim Straßenwahlkampf erzählt.Vergrößern des BildesSvenja Koch (SPD) und Antje Müller (CDU, v.l.n.r.): Die beiden Frauen kandidieren in Hamburg für die Bezirksversammlung. Sie haben t-online von ihren Erfahrungen beim Straßenwahlkampf erzählt. (Quelle: Svenja Koch / Antje Müller (Collage))
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In letzter Zeit gab es deutschlandweit schwere Attacken auf Kommunalpolitiker. Wie fühlen sich Hamburgs Wahlkämpfer aktuell auf den Straßen?

Ohne Menschen, die für politische Parteien freiwillig in ihrer Freizeit arbeiten, würde die Demokratie in Deutschland zusammenbrechen. Nachdem vergangene Woche in Berlin Franziska Giffey (SPD) angegriffen und in Dresden ein SPD-Kandidat krankenhausreif geschlagen wurde, stellt sich die Frage: Wie sicher fühlen sich Hamburgs Lokal-Politiker?

t-online hat mit zwei Frauen gesprochen, die bei der Bezirkswahl am 9. Juni kandidieren und Wahlkampf auf der Straße machen.

SPD-Kandidatin: "Die Reaktionen sind gemischt"

"Die Reaktionen sind gemischt", erzählt Svenja Koch. Erst seit vergangenem Sommer ist sie Mitglied der SPD. Jetzt kandidiert sie für den Bezirk Mitte. "Ich kann nicht einfach zu Hause sitzen und meckern", antwortet sie auf die Frage, wieso sie neuerdings Politik macht, "ich muss aktiv dazu beitragen, dem Rechtsruck entgegenzuwirken."

Glücklicherweise habe sie noch nie wirklich negative Erfahrungen gemacht. Ganz im Gegenteil, wenn sie ihre eigenen Flyer verteile, zeigen sich die meisten Leute interessiert. "Man kommt so ins Gespräch", sagt Koch.

Nur manchmal müssen sie und ihre "Genossinnen und Genossen", wie sie ihre SPD-Kollegen nennt, sich aggressiven Äußerungen stellen: "Ich wähle euch nur, wenn ihr der Ukraine Taurus-Marschflugkörper liefert" oder "Ihr seid Kriegstreiber" entgegnen ihr die Passanten auf der Straße. Dabei macht sie gar keine Bundes-, sondern Kommunalpolitik. Über Taurus und Co. hat sie keinerlei Entscheidungsgewalt.

Bildungspolitikerin als "Kriegstreiberin" beschimpft

Dass es vielen Bürgern schwerfällt, zwischen Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik zu unterscheiden, fällt auch Antje Müller von der CDU Altona auf. Auch sie wurde schon als "Kriegstreiberin" beschimpft.

Bei den regelmäßigen Flyer-Verteilungen und Wahlkampfständen holt sich Müller Verstärkung: "Neben erbaulichen Begegnungen stoße ich auch auf barsche Ablehnung. Um das besser zu verkraften, tut es gut, Parteifreundinnen und Parteifreunde an seiner Seite zu haben."

Die meiste Parteiarbeit findet ohne Bezahlung statt

Die außen- und sicherheitspolitischen Entscheidungen werden in Berlin getroffen, als Kommunalpolitikerin hat sie auf diesen politischen Kurs wenig Einfluss. Sollte sie aber in die Bezirksversammlung gewählt werden, kann sie durchaus über die Unterstützung für Schulen und Sportvereine oder über das Verhältnis von Auto und Fahrrad mitentscheiden.

Oft hört Müller auf der Straße, parteipolitisch engagierte Menschen seien nur auf ihren Vorteil bedacht. Dieser Vorwurf verletze sie am meisten. "Diese Menschen verstehen nicht, wie wichtig das Engagement in einer Partei für unsere Demokratie ist und wie viel Selbstausbeutung dahinter steckt", sagt sie. Sie ist zwar 50 Prozent als Geschäftsführerin angestellt. Die übrige Zeit aber engagiert sie sich für die Partei in ihrer Freizeit, ohne jegliche Bezahlung.

Passantin in Altona: "Passen Sie auf sich auf"

Nichtsdestotrotz bleibt Antje Müller zuversichtlich. "Menschen, die ganz normal fleißig sind und hart dafür arbeiten, wie sie durchs Leben kommen", sagt sie, "sind die freundlichsten und hilfsbereitesten Menschen." Sie seien dankbar, dass sie angesprochen würden.

Auch Svenja Koch von der SPD Hamburg-Mitte erfährt in erster Linie positives Feedback. Wenn sie nach Feierabend Plakate für ihre Partei aufhängt, kommen Bürger auf sie zu und sagen: "Finde ich toll, dass sie das machen. Auch um diese Uhrzeit."

Weder Koch noch Müller haben Angst vor Übergriffen auf der Straße. "Dazu sind wir in Hamburg zu demokratisch", sagt Koch. "Ich bin ein furchtloser Mensch", sagt Müller. Und doch: Einige Hamburger scheinen sich der angespannten politischen Lage bewusst zu sein. Letztens habe Müller einer Frau am Bahnhof Altona einen Flyer in die Hand gedrückt. Die Dame reagierte freundlich mit den Worten: "Danke, ich werde Sie zwar nicht wählen. Aber passen Sie auf sich auf."

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Svenja Koch am 8. Mai 2024
  • Telefonat mit Antje Müller am 8. Mai 2024
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