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Sedlaczek | ARD-Moderatorin über den großen Traum: "Das wäre alles für mich"


ARD-Moderatorin über TV-Rechte-Zoff
"Alle wünschen sich Klarheit"

  • Noah Platschko
InterviewVon Noah Platschko

Aktualisiert am 17.05.2024Lesedauer: 5 Min.
Interview
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Esther Sedlaczek: Der Streit zwischen DAZN und der DFL betrifft auch die ARD. (Quelle: IMAGO/Ulrich Hufnagel/imago)

Bei der Heim-EM wird Esther Sedlaczek wieder an der Seite von Bastian Schweinsteiger moderieren. Sie könnte sich einen großen Traum erfüllen.

In genau einem Monat, am 14. Juni, startet die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland. Das ZDF überträgt das Eröffnungsspiel zwischen Deutschland und Schottland in München. Einen Tag später steigt auch die ARD in die Berichterstattung ein, das Erste zeigt das Duell zwischen Spanien und Kroatien.

Dann wird auch wieder Esther Sedlaczek vor der Kamera stehen. Die 38-Jährige meldet sich gemeinsam mit Experte Bastian Schweinsteiger aus den EM-Stadien, um das Publikum auf die Partien einzustimmen.

Wenige Wochen vor Turnierstart hat t-online mit der TV-Moderatorin gesprochen – über die Zukunft der Sportschau, den TV-Streit in der Bundesliga und ihren großen Traum.

t-online: Frau Sedlaczek, mit welchen Gefühlen fiebern Sie der Heim-EM entgegen?

Esther Sedlaczek: Ich spüre eine totale Vorfreude – und denke dabei natürlich viel an die WM 2006 zurück. Ich war 20 Jahre alt, habe mit Deutschland gegen Argentinien und dem Finale Frankreich gegen Italien sogar zwei Spiele live im Stadion miterleben können.

Damals noch als Fan.

Genau, aber schon damals wuchs in mir der Wunsch, von so einem Turnier berichten zu können. Aber das war so unrealistisch wie mein Wunsch mit vier Jahren, Prinzessin werden zu wollen. Wenn ich mir jetzt, 18 Jahre später, vor Augen führe, dass ich in wenigen Wochen bei einem Heimturnier selbst unten am Spielfeldrand stehen werde: Das ist einmalig. So oft findet ein Heimturnier nun mal nicht statt.

Wissen Sie noch, wie und wo Sie das Eröffnungsspiel 2006 geschaut haben?

In Berlin in der Tucholskystraße bei einer Freundin.

Mit Spielertrikot und geschminkten Deutschland-Fahnen im Gesicht?

Ich hatte ein Deutschland-Trikot – aber tatsächlich mit meinem Namen drauf (lacht). Ich hatte damals aber auch nicht diesen einen Spieler, den ich besonders toll oder gut fand. Man denkt bei der WM 2006 ja an die besonderen Momente, aber auch an die der eigentlichen Reservisten. Odonkors Torvorlage gegen Polen oder Borowskis Vorlage auf Klose im Viertelfinale.

Oder den Kopfstoß von Zinédine Zidane im Finale.

Den habe ich, obwohl ich im Stadion war, leider gar nicht gesehen.

Bitte?

Das war so bitter. Ich war mit einer Freundin im Olympiastadion und weiß gar nicht genau, was ich in diesem Moment gemacht habe. Ich hatte mich gefühlt nur kurz weggedreht, drehte mich wieder zum Spielfeld und sah, wie Zidane den Platz verließ und strammen Schrittes in Richtung Kabine lief.

Auch in diesem Jahr findet das EM-Finale in Berlin statt. Die ARD überträgt. Wie viel würde es Ihnen bedeuten, das Endspiel in ihrer Heimatstadt zu moderieren?

Da brauchen wir nicht drüber zu reden. Das wäre für mich alles. Aber das Leben ist kein Wunschkonzert, auch mein Kollege Alexander Bommes hat diesen Traum. Wir werden sehen, wie es kommt.

Auf welche Teams setzen Sie im Endspiel?

Ich tippe auf das Duell England gegen Frankreich. Beziehungsweise, dass eines der beiden Länder die EM gewinnt. England war ja schon mal vor drei Jahren ganz nah dran. Und Frankreich hat einfach immer noch eine wahnsinnig starke Mannschaft. Bei diesem Kader wird einem warm ums Herz.

Hat Deutschland keine Chance aufs Finale?

Bei einem Turnier kann immer alles passieren. Aber momentan wirkt ein Finaleinzug für mich eher unrealistisch, nachdem die vergangenen Turniere alles andere als gut gelaufen sind. Ich glaube, Deutschland übersteht das Achtelfinale – was dann kommt, ist Bonus. Ich würde mich freuen, wenn Spieler wie Florian Wirtz und Jamal Musiala zu richtigen Identifikationsfiguren werden. Das traue ich beiden auch zu. Spielerisch sind sie unglaublich.

Kommen wir zu Ihnen: Sie selbst sind vor knapp drei Jahren vom Pay-TV-Sender Sky zur ARD gewechselt. Was war für Sie die größte Umstellung?

Da gab’s eigentlich keine große Umstellung. Am Ende ist der Job ähnlich. Ich habe nichts an meiner Art der Vorbereitung geändert. Was anders ist: Ich stehe während der Saison deutlich seltener am Spielfeldrand, das vermisse ich ein wenig. Aber das ist ehrlich gesagt die einzige größere Veränderung. Was natürlich positiv war: Ich habe durch den Wechsel meine erste Weltmeisterschaft erleben dürfen.

Was waren noch die Gründe, weswegen Sie Sky 2021 verlassen haben?

Ich bin ein Kind der Sportschau, bin mit Monica Lierhaus groß geworden. Das Sportfernsehen hat sich verändert, aber für mich ist die Sportschau immer noch das Flaggschiff der Sportberichterstattung. Sie hat solch einen enormen Wert für so viele Menschen da draußen. Für mich war es eine große Chance, etwas anderes zu machen. Ich habe Champions und Europa League mitgemacht, den DFB-Pokal, die 2. Liga, die Bundesliga – aber keine Welt- und Europameisterschaften oder Olympischen Spiele. Mir war klar, dass ich das bei Sky nicht erleben würde. Das Gesamtpaket war für mich damals unschlagbar.

Eigentlich hätten mittlerweile schon längst die TV-Rechte für die Bundesliga ab der Saison 2025/2026 vergeben werden müssen. Verfolgen Sie den Disput zwischen DFL und Streaminganbieter DAZN? (t-online berichtete).

Ja, er betrifft ja auch die ARD. Auch wenn wir nicht am Streit beteiligt sind, sind wir trotzdem betroffen, weil wir nicht wissen, wie sich die TV-Rechtesituation ab der Saison 2025/2026 darstellt. Ich stecke nicht so tief drin in dem Thema. Was ich aber sagen kann ist, dass sich alle beim Sender, inklusive mir, bald Klarheit wünschen.

Diese TV-Rechte-Ausschreibungen für die Champions League, Premier League oder die Bundesliga finden ja auch immer wieder alle drei bis vier Jahre statt.

Exakt. Und dass sich das jetzt dermaßen in die Länge zieht, ist für uns alle nicht schön.

Die kommende Ausschreibung könnte auch Konsequenzen für die Sportschau haben. Zwei unterschiedliche Modelle sind ausgeschrieben. Machen Sie sich Sorgen, dass es die Sportschau in ihrer bestehenden Form bald nicht mehr geben könnte?

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Ich kann mir jetzt über alle Möglichkeiten Gedanken machen und mir überlegen: Was wäre wenn und so weiter. Aber das ist alles spekulativ.

Der Arbeitsplatz ist aber natürlich immer ein wenig davon abhängig, welche Rechte der Sender besitzt.

Wenn sich die Rechtesituation ändert, dann betrifft mich das natürlich auch. Aber dafür müsste ich erst mal schwarz auf weiß sehen, was eine neue Rechteperiode mit sich bringen würde. Ich habe tolle Erfahrungen in diesen gut drei Jahren bei der ARD gesammelt. Die mich weitergebracht haben, auch in meiner persönlichen Entwicklung – das lässt man nicht alles außer Acht.

Unabhängig von Ihrer Person: Ab 2025/2026 werden Spitzenteams wie Dortmund und der FC Bayern noch seltener in der Sportschau zu sehen sein. Jedes Team darf dann um 18.30 Uhr nicht nur acht, sondern bis zu zehnmal spielen – Bayern konkurriert im Pay-TV also noch stärker mit der Sportschau im Free-TV. Wie sehr stört Sie das?

Es ist sicherlich schade, dass diese Teams immer weniger bei uns zu sehen sind. Wir wollen Spitzenteams wie den FC Bayern und Borussia Dortmund in der Sportschau zeigen. Aber das war leider schon in der laufenden Saison recht selten der Fall – und wird wohl leider auch nicht zunehmen.

Wie konsumieren Sie eigentlich selbst die Bundesliga, wenn Sie nicht am Samstag arbeiten müssen?

Wenn ich frei habe, schaue ich Zusammenfassungen. Dann gehört das Wochenende mir und meiner Familie. Meine Tochter ist vier Jahre alt, mein Sohn ist zwei. Zwar geht meine Tochter schon mit ins Stadion, aber da hält das Interesse nur für rund 45 Minuten: Eine Halbzeit, dann ist’s vorbei. Meistens ist es so, dass ich dann die Highlights schaue, sobald die Kinder im Bett sind.

Bei welchem Anbieter?

Dadurch, dass ich die Zusammenfassungen manchmal erst am späten Samstagabend schauen kann, nicht ausschließlich in der ARD (lacht).

Verwendete Quellen
  • Telefonisches Interview mit Esther Sedlaczek
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