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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gewinnberater verrät Das passiert nach dem Jackpot-Gewinn
Der Eurojackpot ist zur Nikolausziehung prall gefüllt. 120 Millionen können maximal abgeräumt werden. Berater Lutz Trabalski erklärt, wie es bei einem Gewinn weitergeht.
Mit einem Gewinn glücklich werden: Das wünschen sich wahrscheinlich die meisten, die an Glücksspielen wie Lotto oder Eurojackpot teilnehmen. Dass ein Millionengewinn nicht immer zu dem erhofften sorgenfreien Leben führt, zeigen Beispiele wie das von "Lotto-Lothar": Der damals 48-Jährige gewann im August 1994 3,9 Millionen Mark (rund zwei Millionen Euro) im Lotto. Seinen neu gewonnenen Reichtum verprasste er in wenigen Jahren.
Damit dies nicht passiert, bekommen Lotteriegewinner eine Gewinnberatung von der Lotteriegesellschaft angeboten. In Berlin ist dafür Lutz Trabalski zuständig. t-online hat mit ihm gesprochen.
t-online: Herr Trabalski, wie darf man sich ihren Job vorstellen?
Lutz Trabalski: Wenn sie so wollen, bin ich ein Fahrlehrer für die Millionen. Seit gut 20 Jahren begleite ich frisch gebackene Lotto- und Eurojackpot-Gewinner bei ihren ersten Schritten in ein anderes Leben, wenn sie das möchten. Ob die Personen am Ende meinem Rat folgen, ist ihre Sache.
Was raten sie den Gewinnern als Erstes?
Der erste Schritt ist wohl der schwerste: Ich rate den Millionärinnen und Millionären, dass sie unbedingt Stillschweigen über ihren Gewinn bewahren müssen. Ihre Freude wollen die meisten natürlich direkt teilen, weshalb es vielen ungemein schwerfällt.
Ist Schritt zwei denn dann einfacher?
Definitiv – in diesem rate ich den Glückspilzen immer dazu, dass sie nicht gleich ihre Welt aufgeben sollen.
Also sollte man nicht direkt kündigen?
Nein, man sollte definitiv erst mal weiterarbeiten. Es ist wichtig, dass die Leute verwurzelt bleiben. Die hohen Summen müssen mental verarbeitet werden. Das Geld löst natürlich das ein oder andere Problem – aber dafür haben die Gewinner auf einmal ganz neue Probleme.
Welche Probleme wären das?
Das Problem, mit dem viele am meisten zu kämpfen haben, ist das Stillschweigen. Bei manchen geht das sogar so weit, dass es ihnen schwerfällt, Vertrauen in andere Menschen zu setzen. Sie haben Angst, dass alle sie nur noch anschnorren wollen oder nur noch das Geld und nicht mehr den Menschen sehen.
Haben Sie einen beispielhaften Fall?
Eine Frau kam zu mir, nachdem sie 10 Millionen Euro gewonnen hatte. Ich habe sie gefragt, was sie mit dem Geld machen möchte. Sie zählte eine Vielzahl an Dingen, wie ein Haus, eine Waschmaschine, ein neues Paar Schuhe, auf. Als ich sie fragte, wofür sie die danach noch die übrigen circa 9,5 Millionen verwenden wolle, war sie kurz geschockt – erst dann fing sie an zu begreifen, wie viel Geld das ist.
Am Freitag sind 120 Millionen im Eurojackpot. Haben sie bereits jemanden beraten, der einen so großen Jackpot abgeräumt hat?
Es ist ziemlich genau zwei Jahre her, als ich genau diesen Fall hatte. Der Gewinner hat damals einen Eurojackpot mit 120 Millionen gewonnen. Als er seinen ersten Termin bei mir hatte, hat er sehr wenig geredet. Es wirkte so, als wäre der Gewinn am Anfang eher eine Last für ihn. Damals stand es für ihn auch außer Frage, am Montag wieder ganz normal zu seiner Arbeit zu gehen.
Was wollen denn die meisten Gewinner als Erstes mit dem Geld machen?
Das kann man pauschal nicht sagen. Manchmal ist es einfach nur ein neues Paar Schuhe. Aber es gibt natürlich auch die Klischees, die sich bestätigen, der Sportwagen oder die Rolex.
Gibt es den klassischen Lotto-Millionär, der mit einem Spielschein für sein Leben ausgesorgt hat, heute überhaupt noch?
Eine Million oder 1,5 Millionen haben heute auf jeden Fall nicht mehr denselben Stellenwert wie noch vor 20 Jahren. Wenn man sich alleine Immobilienpreise in Großstädten wie Berlin vor Augen führt, dann ist eine Million schnell weg. Heutzutage hat man damit nicht mehr ausgesorgt.
Ab welcher Summe könnte man denn davon sprechen, "ausgesorgt" zu haben?
Das kommt ganz auf den Lebensabschnitt der Gewinner an. Ich bin jetzt 63 Jahre alt, da könnte eine Million vielleicht sogar reichen. Letztens hatte ich eine 40-Jährige, die einen mittleren Millionenbetrag gewonnen hat. Wenn sie mit dem Geld richtig haushaltet, dürfte sie damit ausgesorgt haben.
Kann man sagen, aus welcher Schicht die meisten Gewinner kommen?
Es trifft meist Menschen aus der Mitte der Gesellschaft, wenn man das so beschreiben kann. Also etwa die Kassiererin vom Supermarkt um die Ecke. Menschen, die einer ganz normalen Arbeit nachgehen und damit ihren Lebensunterhalt bestreiten. Personen, die bereits ein gewisses Vermögen angehäuft haben, spielen kein Lotto oder Eurojackpot. Um ihrem Spieltrieb nachzukommen, wird in dieser Schicht wohl eher Poker oder Blackjack gespielt.
Möchten Sie noch etwas ergänzen?
Ich möchte noch einmal betonen, dass es sich bei Lotterien immer um Glücksspiel handelt, das auch seine Gefahren mit sich bringt. Wer sich in einer schlechten Lebenssituation befindet, sollte nicht darauf hoffen, dass ein Lottoschein seine Situation verbessert.
- Interview mit Lutz Trabalski
- spiegel.de: ""Hier ist Totentanz""