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40 Jahre nach "Klimbim" – Wichart von Roëll: "Träume von meinen toten Kollegen"


40 Jahre nach "Klimbim"
Wichart von Roëll: "Ich träume von meinen toten Kollegen"

Von Ricarda Heil

Aktualisiert am 13.02.2019Lesedauer: 6 Min.
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Die "Klimbim"-Familie: Peer Augustinski, Horst Jüssen, Ingrid Steeger, Wichard von Roëll und Elisabeth Volkmann (v.l.).Vergrößern des Bildes
Die "Klimbim"-Familie: Peer Augustinski, Horst Jüssen, Ingrid Steeger, Wichard von Roëll und Elisabeth Volkmann (v.l.). (Quelle: WDR)

Nur noch zwei der fünf "Klimbim"-Darsteller sind unter uns. Mit t-online.de spricht

"Das Frühstücksei ist wieder zu hart", hörte man Opa Benedikt fünf Staffeln lang in jeder Folge sagen. Als militärbegeisterter Großvater feierte Wichart von Roëll mit "Klimbim" Mitte der Siebzigerjahre Erfolge. Gemeinsam mit seinen Kollegen Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann, Peer Augustinski und Horst Jüssen zog er damals – als Comedy noch Klamauk genannt wurde und man Serien nur im Fernsehen schauen konnte – einmal die Woche ein Millionenpublikum vor die Bildschirme.

Sketche, Gags, alberne Lieder und nackte Brüste

Die skurrilen Geschichten der Familie rund um die meist spärlich bekleidete Gabi, ihrer schrillen Mutter und den kriegsvernarrten Opa faszinierte damals ganz Deutschland – wenn auch nicht immer positiv. Die einen waren begeistert, die anderen schockiert. Nicht nur wegen der Gags, vermutlich auch wegen Steegers Brüsten. Dennoch wurde "Klimbim" zum Kult und ein Muss am Dienstagabend. Bis die Klamauk-Serie am 13. Februar 1979 eingestellt wurde. Heute vor genau 40 Jahren flimmerte die letzte Folge über die Bildschirme.

Seitdem ist viel passiert. Drei der fünf Darsteller sind inzwischen nicht mehr unter uns. 2006 starb Elisabeth Volkmann, zwei Jahre später Horst Jüssen, 2013 dann auch Peer Augustinski. Der Verlust seiner Schauspielkollegen geht Wichart von Roëll auch Jahre später noch immer sehr nahe. "Manchmal sehe ich sie in meinen Träumen", erzählt der 81-jährige Schauspieler. Zudem spricht der TV-Star im Gespräch mit t-online.de über den Erfolg der Serie, die Zeit mit seinen Kollegen und erklärt, warum die Rolle in "Klimbim" einen langjährigen Streit mit seinem Vater verursachte.

t-online.de: Herr von Roëll, 40 Jahre nach dem Ende von "Klimbim": Wie mögen Sie Ihr Frühstücksei heute am liebsten?

Wichart von Roëll: Ich mag es nur, wenn es weich genug ist, nicht zu hart. Daran hat sich auch seit "Klimbim" nichts geändert (lacht).

Wie geht es Ihnen heute, wenn Sie an "Klimbim" zurückdenken?

Mir geht es gut. Wir haben ja etwas gemacht, wofür wir uns nicht schämen müssen. Ich werde relativ oft auf "Klimbim" angesprochen, worüber ich mich sehr freue. Ich finde es gut, dass sich Leute noch an die Sendung erinnern, aber es gibt auch einige Leute, die gar nicht mehr wissen, was "Klimbim" überhaupt war.

"Klimbim" ist Kult! Die Show feierte in den Siebzigerjahren riesige Erfolge. Was war an der Serie so besonders?

"Klimbim" war einmalig. Die provokanten Sprüche, die Freizügigkeit, wie die Damen angezogen waren. Sie waren äußerst appetitlich anzusehen. "Klimbim" hatte einen Stellenwert und eine Sendezeit, von der viele nur träumen konnten.

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Sie spielten den kriegsvernarrten Großvater. Hatten Sie damals eigentlich gezögert, das Angebot anzunehmen, als Ihnen die Rolle 1973 angeboten wurde?

Nein. Wir fünf – Ingrid Steeger, Elisabeth Volkmann, Horst Jüssen, Peer Augustinski und ich – waren unbekannte Schauspieler. Wenn man dann von einem Regisseur wie Michael Pfleghar, der schon in Amerika gearbeitet hat, so ein Angebot bekommt, da leckt man sich die Finger nach. Das war großartig, obwohl wir gar nicht wussten, was uns eigentlich inhaltlich erwartet, aber wir hatten damals ja auch nichts zu verlieren.

Sie haben den militanten Klimbim-Opa Benedikt sehr authentisch gespielt.

Mein Vater war Berufsoffizier im Zweiten Weltkrieg, er war kein Nazi. Wir kommen aus Pommern, sind geflohen, als ich sieben Jahre alt war. Ich habe ihn früher zu Veranstaltungen begleitet, auf denen sich alte Soldaten trafen. Das hatte ich wohl verinnerlicht und das war auch das, was ich dann damals bei "Klimbim" gespielt hatte. Das war eine großartige Sache für mich. Mein Vater hingegen hat das völlig in den falschen Hals gekriegt.

Wieso? Was hat Ihr Vater damals zu der Rolle gesagt?

Was Soldaten im Krieg erlebt haben, kriegen sie nicht mehr aus dem Kopf. Sie verlieren ihren Humor. Da ist der Humor für so etwas wie "Klimbim" nicht mehr da. Mein Vater fand, dass der Beruf des Soldaten durch die Rolle verunglimpft wurde. Er hatte die Sendung nur einmal gesehen. Danach hat mein Vater zwei Jahre lang nicht mehr mit mir gesprochen. Das fand ich sehr schade. Erst durch mein Dazutun konnten wir wieder miteinander reden. Ich habe ihn gefragt, ob wir nicht mal wieder Essen gehen wollen, damit wir uns wieder in die Augen gucken können. Da ist er mir dann entgegengekommen.

Und Sie? Was hat Ihnen die Rolle bedeutet?

"Klimbim" war für mich ein Segen. Der Opa hatte aber auch immer wahnsinnig große Textpartien. Inhaltlich waren die wirklich ein Schmarrn, ein ziemlicher Unsinn. Mit den Texten kam ich an meine Grenzen. Ich habe mir nachts alle zwei Stunden den Wecker gestellt, damit ich sie auch wirklich in den Kopf bekomme.

Wie haben Sie das Leben am Set erlebt?

Wir waren eine eingeschworene Gemeinschaft. Das hat sich im Laufe der Zeit so entwickelt. Wir gingen sehr, sehr gut miteinander um. Bei anderen Serien wird hinter der Kamera kaum miteinander gesprochen und vor der Kamera stehen sie dann dicht zusammen. Das gab es bei uns nicht. Man hat gemeinsam die Texte gelernt, nach der Drehzeit saß man im Hotel zusammen. Das hat mir viel Spaß gemacht, uns allen. Neid gab es nicht. Für mich war das ein großartiges Sondererlebnis. Wir sind sehr kameradschaftlich und sehr loyal miteinander umgegangen.

Nach sechs Jahren wurde "Klimbim" 1979 dann auf einmal abgesetzt. Warum?

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Das kann ich Ihnen gar nicht beantworten. Michael Pfleghar hatte "Klimbim" gemeinsam mit Horst Wendlandt produziert. Der hatte dann gesagt, dass wir jetzt mal aufhören müssen. Ich persönlich fand es nicht unangenehm. Wir haben zu einem Zeitpunkt aufgehört, als es noch richtig Spaß gemacht hat. Wir waren gerade auf einem Höhepunkt. Wir haben nicht aufgehört, weil es die Zuschauer so wollten.

Sie haben immer gesungen: "'Klimbim' ist unser Leben" und auf einmal gibt es die Sendung nicht mehr. Wie war das damals für Sie?

Man fällt erst mal in ein Loch. Wenn man etwas länger macht, wird man sofort in eine Schublade gesteckt. Es ist wahnsinnig schwer, da wieder rauszukommen. Mir haben viele Leute gesagt: "'Klimbim' haben Sie toll gemacht. Machen Sie das weiter! Was anderes können Sie nicht." Man muss aber doch schauen, dass man über die Runden kommt. Es ist schwer, sich als Schauspieler über Wasser zu halten. In meinem Leben gab es viele Höhen und Tiefen. Es gab auch Zeiten, in denen ich wenig Geld hatte. Heute erlaube ich mir den Luxus, nur noch das anzunehmen, worauf ich Lust habe. Lieber weniger, dafür gute Sachen.

Denken Sie oft zurück?

Ich träume von meinen toten Kollegen. Drei von ihnen sind mittlerweile gestorben. Manchmal sehe ich in meinen Träumen Szenen aus "Klimbim" oder erinnere mich an private Gespräche von früher. Ich denke zum Beispiel manchmal an das schöne Gespräch mit der Volkmann. Es ist so furchtbar, dass sie weg ist. Ich bin auch manchmal ein bisschen traurig. Wir hatten uns früher oft gesehen. Das war für uns alle eine unglaublich prägende Zeit. Heute lebt nur noch die Steeger. Ab und zu ruf ich sie mal an.

Elisabeth Volkmann starb mit 70, Host Jüssen mit 67. Peer Augustinski wurde 74. Tatsächlich wurde kein "Klimbim"-Darsteller so alt wie Sie.

Ich bin mittlerweile 81. Ich bin der älteste Dackel. Ich mache ganz konsequent Sport. Ich mache seit sieben Jahren Yoga und zusätzlich gehe ich zweimal die Woche morgens um 8 Uhr mit einem Freund schwimmen. Wir machen das zu zweit, damit wir uns gegenseitig in den Hintern treten. Er ist ein Chirurg im Ruhestand. Danach gehen wir immer zusammen frühstücken.

Denken Sie denn manchmal über den Tod nach?

Ich habe keine Schwierigkeiten mit dem Tod, aber ich muss mittlerweile aufpassen, was ich abends im Fernsehen gucke. Ich kann zum Beispiel keinen "Tatort" mehr schauen. Das belastet mich nachts zu sehr, davon träume ich dann. Ich schaue dann lieber Kulturfilme, wie die Bären in Kanada Lachse fangen zum Beispiel. Im Alter muss man sich Aufgaben suchen, die einem Freude bereiten. Meine Frau und ich arbeiten zum Beispiel sehr viel ehrenamtlich. Wir haben die Schirmherrschaft des Ambulanten Hospizdienstes in Oer-Erkenschwick, in einem Nachbarort von Recklinghausen. Dort gibt es 23 Personen, die ein Jahr lang ausgebildet wurden und gelernt haben, Menschen beim Sterben zu begleiten. Ich bin schon sehr in der Nähe des Todes. Ich gucke ihm aber gelassen entgegen. Ich habe keine Angst vor dem Tod, aber ich habe Angst vor dem Sterben. Man weiß nicht, wie man sich gesundheitlich entwickelt. Irgendwann werde ich gehen. Dann ist es so weit, dann bin ich weg.

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