Galeria Kaufhof am Rotkreuzplatz: Nachbarn würden die Schließung bedauern

Die Galeria-Kaufhof-Filiale am Rotkreuzplatz ist gefährdet. Geschäftsleute und Anwohner würden die Schließung bedauern.

"Ich will nichts kaufen, ich will nur gucken", ruft ein kleiner Junge und zieht seine Mutter an der Hand in Richtung Galeria Kaufhof. Ob es dort im Warenhaus am Rotkreuzplatz noch lange etwas zu gucken gibt, ist unklar. Die Kaufhauskette hat seit Kurzem neue Eigentümer, seitdem steht der Standort im Stadtteil Neuhausen – anders als die anderen drei Filialen in München – auf der Kippe, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtete.

Gewerkschafter von Verdi und der Einzelhandelsverband Deutschland (HDE) warnen vor der Schließung großer Kaufhäuser. Die Warenhäuser seien ein Magnet für Laufkundschaft; wenn sie schlössen, bestehe die Gefahr, dass die Einzelhändler in der Nachbarschaft mitgerissen würden. Wie ist also die Stimmung bei den Geschäftsleuten in Neuhausen? Und was würde eine Schließung des Kaufhauses mit dem Viertel machen?

Für das Viertel wäre es wohl ein Verlust

"Das wüsste ich auch gerne", sagt Barbara Schütte. Sie ist Inhaberin eines kleinen Einrichtungshauses in der Donnersbergerstraße. "Wenn Galeria zu macht, kann man hier im Umkreis von zwei Kilometern keine Socken mehr kaufen." Zwar sei Galeria auch ein Mitbewerber für sie, die Entwicklung des Viertels ohne den Kaufhof hält sie trotzdem für "mehr als bedenklich".

Diese Einstellung scheint bei den Einzelhändlern in Neuhausen vorzuherrschen. Geschäftlich wäre der Weggang Galerias wohl für die meisten zu verschmerzen, für das Viertel wäre es jedoch ein Verlust. "Wir würden den Kaufhof vermissen", sagt Rudolf Wiegert. Seit über 20 Jahren verkauft er Blumen in der Nähe des Rotkreuzplatzes. "Das ist schon ein Magnet", sagt er. Die Stimmung unter Geschäftsleuten sei hier in Neuhausen allerdings gut, mit oder ohne Galeria.

"Froh, wenn die weg sind – das ist unsere Konkurrenz"

Das sieht nicht jeder so. "Ich wäre froh, wenn die weg sind. Das ist unsere Konkurrenz", sagt ein Mann mit einem Laden in der direkten Nachbarschaft. Er fragt seine Frau, ob er seinen Namen nennen soll, "Nein!" ruft sie aus dem Hinterzimmer des Geschäfts. Auch der Name des Geschäfts soll nicht in der Öffentlichkeit stehen.

Am Donnerstagnachmittag wechseln sich draußen vor dem Kaufhof Regen, Schnee und Sonne ab, doch auf dem Rotkreuzplatz hasten die Menschen bei jedem Wetter über die Kreuzung. Drinnen geht es etwas behäbiger zu. Zwischen Regalen voller Parfum oder Sportartikeln unter weichem Licht bummeln vor allem etwas ältere Kunden. "Gerade den Senioren würde etwas fehlen", sagt Victoria Bajgot. Sie ist die Wirtin im "Neuhauser Treff", wohnt seit über 40 Jahren hier im Viertel. Sie hofft, dass die Filiale am Rotkreuzplatz bleibt. "Sonst geht dort die ganze Gemütlichkeit verloren", sagt sie. Immer wieder kaufe sie bei Galeria ein, meist Kleinigkeiten, "und wenn es nur die Feinstrumpfhose ist."

Entscheidung soll Anfang Mai fallen

Noch ist allerdings nichts entschieden. Auf Anfrage schreibt der zuständige Galeria-Regionalleiter Philipp Kretzer: "Wir werden Richtung Ende April, Anfang Mai Klarheit hinsichtlich Fortführung oder Schließung aller Galeria-Filialen haben." Schließt Galeria, werden die Wege weiter, entweder in die Innenstadt oder raus zum Olympia-Einkaufszentrum.

Für alle, die mobil sind, ist das kein großes Problem. Allen anderen würde wohl etwas verloren gehen. Den Älteren das Einkaufen, den Kindern das Gucken.