Bielefeld Studie: Kirchenaustritt oft ohne konkreten Anlass
Innere Distanz zum Glauben und die Kirchensteuer sind häufig genannte Motive für einen Austritt aus der evangelischen Kirche. Das hat eine Studie der westfälischen und der württembergischen Landeskirche ergeben. Die meisten Befragten hätten allerdings keinen konkreten Anlass für ihren Austritt genannt, teilte die Evangelische Kirche von Westfalen am Mittwoch in Bielefeld mit.
Für die Studie wurden seit Oktober 2020 insgesamt 464 Telefoninterviews mit Personen geführt, die im Vormonat ausgetreten waren. 61 Prozent der kontaktierten Personen waren zu einem Interview für die Studie bereit.
"Er ist oft Ergebnis eines längeren Prozesses oder Konsequenz aus grundsätzlichen Motiven", fasste Pfarrer Hansjörg Federmann die Ergebnisse zusammen. Federmann ist bei der westfälischen Landeskirche für Mitgliederbindung zuständig. "Wenn die Befragten von einem konkreten Anlass berichten, handelt es sich meistens um ein aktuelles Thema oder um ein persönliches Erlebnis." Oft sei der Austritt aber das Ergebnis einer längeren Entfremdung, die Mitgliedschaft in der Kirche sei dann nur noch passiv gewesen. Einer der Befragten habe gesagt: "Für mich ist es mit der Kirche wie mit einem Fitness-Studio, für das ich Beitrag zahle, aber nie hingehe." Ein erfreuliches Ergebnis sei, dass die Kirche auch für viele Ausgetretene wichtig bleibe.
Die Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) ist 2020 gegenüber dem Vorjahr um 2,1 Prozent auf 2,1 Millionen gesunken. Der größte Faktor waren dabei die Todesfälle (36.300), sie stiegen im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent. Dagegen sank die Zahl der Kirchenaustritte: 16.123 Menschen traten aus der westfälischen Landeskirche aus - 22,5 Prozent weniger als 2019.