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Berlin: "Liebe ist Halal" – Initiative für mehr Akzeptanz von queeren Muslimen


"Der Islam braucht eine sexuelle Revolution"


Aktualisiert am 12.05.2021Lesedauer: 3 Min.
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Seyran Ates (r.), geschäftsführende Gesellschafterin der Ibn Rushd-Goethe Moschee, mit den Models Tugay (l.) und Kweengypsy: Sie halten Plakate der Akzeptanzkampagne für queere Musliminnen und Muslime in der Hand.Vergrößern des Bildes
Seyran Ates (r.), geschäftsführende Gesellschafterin der Ibn Rushd-Goethe Moschee, mit den Models Tugay (l.) und Kweengypsy: Sie halten Plakate der Akzeptanzkampagne für queere Musliminnen und Muslime in der Hand. (Quelle: Bernd von Jutrczenka/dpa)

Immer wieder werden queere Musliminnen und

Am Dienstag hat die Ibn Rushd-Goethe Moschee mit ihrer "Anlaufstelle Islam & Diversity" (AID) eine Akzeptanzkampagne für queere Muslime gestartet. Plakate mit insgesamt fünf verschiedenen Motiven, die unweit des Reichstagsgebäudes vorgestellt wurden, werden ab sofort in Berlin verbreitet. Ihre Botschaft: "Liebe ist halal – Liebe ist erlaubt.“

Die Kampagne richtet sich gegen die gerade innerhalb muslimischer Gemeinschaften vorherrschende Auffassung, sexuelle Vielfalt sei im Islam verboten. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte AID hält dagegen: Muslimisch und queer – das lasse sich sehr wohl miteinander vereinbaren. Angeboten werden in der AID unter anderem seelsorgerische Beratung, ein Schutzraum sowie verschiedene Plattformen für einen regelmäßigen Austausch.

"Authentische Personen" auf den Plakaten

Das Besondere an der neuen Kampagne: Nicht gecastete Models zeigen sich auf den Plakaten, sondern "authentische Personen“, wie Moschee-Berater Jörg Steinert bei der Vorstellung der Kampagne erklärt. Sie sind bi, trans, lesbisch oder schwul, so wie Tugay Saraç, der Koordinator der AID.

"Als schwuler Muslim erlebt man viel Gegenwind. Nach meinem Coming-out wollten viele meiner muslimischen Freunde mit mir nichts mehr zu tun haben. Viele machen solche Erfahrungen, bekommen von Freunden und der Familie erschreckende Sätze zu hören. Ich hätte mir in meiner Jugend einen Ort gewünscht, an dem ich mich mit anderen austauschen kann“, sagt er.

Kween Gypsy, der in Berlin als Dragqueen auftritt, ging es ähnlich. Er kommt aus einer konservativen Familie. "Meine Mutter sagte schon früh zu mir: 'Wenn du schwul wirst, bringe ich mich um!'“ Unzählige Morddrohungen und Beleidigungen hat Gypsy immer wieder erlebt, darum empfindet er diese Kampagne, die er als Botschafter vertreten darf, als "Geschenk“.

"Wir können uns keinen Gott vorstellen, der sich gegen die Liebe von zwei Menschen stellt“, erklärt Seyran Ateş, die Gründerin der Ibn Rushd-Goethe Moschee und deren geschäftsführende Gesellschafterin. Und doch werden queere Musliminnen und Muslime immer wieder von ihrer Familie ausgestoßen oder gar getötet. Die Imamin und Frauenrechtlerin erwähnte am Dienstag auch den jungen Iraner Alireza Fazeli-Monfared, dessen grausames Schicksal kürzlich bekannt wurde: Der 20-Jährige wurde Anfang Mai in seiner Heimat von einem Halbbruder und zwei Cousins enthauptet, weil er schwul war.

"In dieser bunten Metropole soll jeder so leben, wie er möchte"

"Dies ist nur eine Geschichte von vielen Dramen, die sich in Familien abspielen", erklärt Ateş. Diese Kampagne sei auch für all die Menschen, die ihre Stimme nicht erheben können, etwa aus Angst.

"In den muslimischen Communitys sehe ich noch großen Handlungsbedarf, auch wenn hier seit einiger Zeit große Veränderungen stattfinden. Der Islam braucht eine sexuelle Revolution – und er wird sie bekommen", sagt Ateş.

Über 40 Kampagnen-Botschafter aus Politik, Zivilgesellschaft und Kultur unterstützen die Kampagne. Darunter Kai Wegner, der Berliner CDU-Chef, der am Dienstag bei der Vorstellung der Kampagne dabei war. Es sei eigentlich traurig, dass man im Jahr 2021 immer noch über Akzeptanz beziehungsweise deren Mangel reden müsse. "In dieser bunten vielfältigen Metropole Berlin soll jeder so leben, wie er sich fühlt und wie er möchte." Er unterstütze die Kampagne "aus tiefer Überzeugung" und wünsche den Models, die sich auf den Plakaten zeigen, viel Rückhalt, so Wegner.

Poster in der gesamten City

Auch der Bezirksbürgermeister von Mitte, Stephan von Dassel, wurde als Unterstützer der Kampagne gewonnen. "Wenn es so etwas gibt wie den Spruch des Jahres: Für mich wäre es 'Liebe ist halal'", erklärt der Grünen-Politiker. Er glaubt, diese Kampagne werde eine unglaubliche Kraft entwickeln.

Sie wurde von der Berliner Agentur HELDISCH gestaltet. Die Wall GmbH stellt zur Verbreitung der Kampagne über 750 Flächen im City-Light-Posterformat sowie digitale Werbeflächen im gesamten Berliner Stadtgebiet zur Verfügung.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherchen
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