Großeinsatz in Berlin Angespannte Lage wegen Silvester – erste Einsätze für Polizei
Erlaubt ist das Böllern erst am Silvesterabend – doch in vielen Bereichen Berlins knallt es bereits. Auch erste Randale und Verletzte gibt es.
Die Berliner Polizei steht nach Krawallen und Ausschreitungen beim vergangenen Jahreswechsel vor einem ihrer größten Silvestereinsätze. 3.000 Polizistinnen und Polizisten aus der Hauptstadt und anderen Bundesländern sind nach Angaben von Polizeipräsidentin Barbara Slowik in der Nacht auf den Straßen. 1.000 weitere Beamte sind in 220 Streifenwagen und 37 Polizeiwachen im Einsatz. Dazu kommen 500 Bundespolizisten auf den Bahnhöfen. Feuerwehr und andere Hilfsorganisationen wollen mit insgesamt mehr als 1.500 Einsatzkräften aktiv sein.
Gänzlich verhindern lassen werden sich Krawalle aus Sicht der Polizei nicht, eine Eskalation soll aber verhindert werden.
Auch am Brandenburger Tor, wo die traditionelle Silvesterparty steigt, gelten scharfe Sicherheitsvorkehrungen. Erstmals seit der Corona-Pandemie soll es dort wieder ein Höhenfeuerwerk geben, privates Böllern ist verboten. Neu ist in diesem Jahr eine Eintrittsgebühr von zehn Euro. Laut Veranstalter können 65.000 Menschen kommen, am Samstag waren noch Online-Tickets verfügbar. Wegen der strengen Sicherheitskontrollen riet eine Sprecherin, die Tickets vorab zu kaufen. Das ZDF überträgt die Feier wieder live, moderiert wird die Show von Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner.
Erste Randale in Kreuzberg und Neukölln
Erste Randale und Angriffe auf Einsatzkräfte beschäftigen die Polizei bereits vor Silvester. So zündete am Freitagabend in Kreuzberg eine etwa 20-köpfige Gruppe unerlaubt Pyrotechnik und randalierte. Wie die Polizei mitteilte, handelte es sich um junge Menschen, die nahe des Mehringplatzes mehrfach Feuerwerkskörper abfeuerten.
Ein 14-Jähriger und weitere Personen aus der Gruppe hätten zudem zwei Mülltonnen und einen Einkaufswagen die Treppe zum U-Bahnhof "Hallesches Tor" heruntergeworfen. Abfall und eine weitere Mülltonne seien angezündet worden. Auf seiner Flucht habe der 14-Jährige einen Stuhl auf einen der Polizisten geworfen. Bei der späteren Festnahme habe eine Menschengruppe die Polizei bedrängt. Gegen die Gruppe werde nun wegen Landfriedensbruchs ermittelt, hieß es.
Weitere Vorfälle registrierten Zivilfahnder und Beamte in Uniform bei Kontrollen in Neukölln. So habe eine Personengruppe am Halleschen Ufer Passanten mit Pyrotechnik beworfen, teilte die Polizei auf der Onlineplattform X (vormals Twitter) mit. Insgesamt habe es 15 Anzeigen gegeben, 18 Mal sei Pyrotechnik beschlagnahmt worden.
Bereits am Donnerstagabend wurden Feuerwehrkräfte und andere Menschen laut Polizeiangaben mit Feuerwerkskörpern beschossen. Betroffen waren Einsatzkräfte, die eine brennende Feuerwerksbatterie am Mehringplatz in Kreuzberg löschen wollten. Am Oranienplatz sollen drei junge Männer einen Bus und Fahrgäste aus einem Auto heraus mit Pyrotechnik beschossen haben. Und in Charlottenburg zündeten laut Polizei Jugendliche Feuerwerkskörper und verprügelten Passanten, die sie ermahnten, mit der Knallerei aufzuhören.
Silvester in Berlin: Brennpunkte definiert
Die Polizei hat mehrere Brennpunktbereiche definiert: Dazu zählen Nord-Neukölln und Kreuzberg vom Kottbusser Tor über den Hermannplatz bis fast zur High-Deck-Siedlung am Ende der Sonnenallee. Ein weiterer Bereich liegt im Süden Berlins, wo es vor einem Jahr die heftigsten Angriffe auf Feuerwehr und Polizei gab. Zudem gibt es Böllerverbotszonen am Alexanderplatz, im Bereich des Steinmetzkiezes in Schöneberg und auf einem Teil der Sonnenallee sowie in angrenzenden Nebenstraßen. Das Verbot gilt vom Silvesterabend um 18 Uhr bis Neujahr um 6 Uhr.
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Auch im Unfallkrankenhaus gab es erste Vorboten des anstehenden Jahreswechsels. Man habe bereits zwei Patienten mit schweren Böllerverletzungen versorgen müssen, hieß es am Samstag. Die Gefahr von Verletzungen durch Böller ist schon vor dem Jahreswechsel erkennbar: Ein Mann in Kaulsdorf verlor seine Hand, nachdem eine Rakete, die er anzündete, explodierte. Die Klinik verstärkt in der Silvesternacht deshalb ihre OP-Kapazitäten deutlich, wie ein Sprecher mitteilte. "Wir gehen davon aus, dass in der Zeit von 3 Uhr morgens bis in den späten Neujahrsabend durchgehend operiert wird", hieß es im Vorfeld.
Heftige Ausschreitungen in vergangener Silvesternacht
In der Silvesternacht 2022/2023 hatte es bundesweit Ausschreitungen und Angriffe auf Polizisten sowie Rettungskräfte gegeben, besonders betroffen war Berlin. Insgesamt wurden in der Silvesternacht in Berlin etwa 145 Menschen wegen verschiedener Delikte von der Polizei festgenommen. Das bezog sich aber auf alle Formen von Kriminalität und das ganze Stadtgebiet und nicht nur auf die Angriffe auf die Einsatzkräfte. Diese Zahl war zum Teil anfangs von der Polizei missverständlich mitgeteilt worden oder in der Debatte falsch zugeordnet worden.
Die direkte Verfolgung nach Böllerwürfen und Raketenbeschuss war für die Polizei schwierig, weil viele Randalierer im Dunkeln abtauchten. Durch die Auswertung von Videos im Internet ließen sich aber Täter identifizieren. Nach jüngsten Berichten leitete die Berliner Staatsanwaltschaft 151 Ermittlungsverfahren ein. 89 Verdächtige wurden festgestellt, in 75 Verfahren wird gegen unbekannt ermittelt.
- Nachrichtenagentur dpa
- Eigene Berichterstattung zu den Vorfällen rund um Silvester